Württemberg-Carlsruhe, Eugen (II.), Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 08.01.1788; Oels/Schlesien
Sterbedatum/-ort: 16.09.1857; Carlsruhe/Schlesien; begr. in der Sophienkirche in Carlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 20.4.1817 Mathilde, geb. von Waldeck-Pyrmont
11.9.1827 Helene, geb. Hohenlohe-Langenburg
Eltern: Vater: Herzog Eugen (I.) Friedrich Heinrich von Württemberg (21.11.1758-20.6.1822)
Mutter: Luise, geb. von Stolberg-Gedern (13.10.1764-24.5.1834)
Geschwister: Luise (4.6.1789-26.6.1851)
Ferdinand (15.6.1790-25.12.1795)
Heinrich (13.12.1792-28.11.1797)
Paul (25.6.1797-26.11.1860)
Kinder: 6; Marie (25.3.1818-10.4.1888), Eugen (III.) Erdmann (25.12.1820-8.1.1875), Wilhelm (20.7.1828-6.11.1896), Alexandrine Mathilde (16.12.1829-2.9.1913), Nikolaus (1.3.1833-22.2.1903), Agnes (13.10.1835-10.7.1886)
GND-ID: GND/122414721

Biografie: Meinhard Freiherr von Ow (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 365-67

Eugen wuchs in Oels und Carlsruhe auf. Er erhielt eine strenge, aber vielseitige Erziehung in den klassischen Fächern, im Kriegswesen und Festungsbau, im Reiten und Schießen, in Gesang und im Cellospiel. An Fremdsprachen lernte er Französisch und Russisch, in seiner Studienzeit Englisch und Italienisch.
1796 ernannte ihn Zar Paul I., der Mann seiner Tante Sophie Dorothee, zum russischen Oberst und 1798 zum Generalmajor und holte ihn schließlich an seinen Hof, wo Eugen Anfang Februar 1801 eintraf. Der Dreizehnjährige zog die Aufmerksamkeit des Zarenhofs auf sich – nicht ahnend, daß Paul I. in seinen immer verrückteren Launen sich mit dem Gedanken trug, ihn mit seiner Tochter Katharina, der späteren Königin von Württemberg, zu verheiraten und – nach ernstzunehmenden Gerüchten – zu seinem Nachfolger auf dem Zarenthron zu bestimmen.
Nach der Ermordung Pauls I. im März 1801 kehrte Eugen im Sommer nach Carlsruhe zurück. Es folgten Studienjahre in Breslau, Erlangen und Stuttgart und eine Kavalierstour in die Schweiz. Er heiratete am 20. April 1817 die Prinzessin Mathilde von Waldeck-Pyrmont, nach deren Tod vermählte er sich erneut am 11. September 1827 mit der Prinzessin Helene von Hohenlohe-Langenburg. Aus der ersten Ehe stammten die Kinder Marie und Eugen Erdmann, aus der zweiten Ehe Wilhelm, Alexandrine Mathilde, Nikolaus und Agnes.
Eugen begann seine militärische Laufbahn in der russischen Armee im Winterfeldzug 1806/1807 gegen Napoleon und zeichnete sich dabei in den Schlachten von Pultusk und Preußisch Eylau aus. 1809 begann er in St. Petersburg und Carlsruhe mit seinem Erzieher und Freund Major von Wolzogen und auf Anregung des militärischen Beraters des Zaren Alexander I., General von Phull, einen Feldzugsplan gegen Napoleon auszuarbeiten. Gegen den Widerstand in der Armee setzte der Zar den Rückzugsplan, der entscheidend zum Sieg über Napoleon beitrug, durch.
1810/1811 nahm Eugen am türkischen Feldzug teil und wurde Kommandeur einer Division in Bukarest. Er befehligte eine Division und später ein Korps im Feldzug gegen Napoleon von 1812 und in den Befreiungskriegen von 1813/1814 in Schlesien, Böhmen, Sachsen und Frankreich. Er zeichnete sich besonders in den Schlachten von Smolensk (gegen die württembergische Division des Marschalls Ney), Borodino, Tarutino, Kulm und Nollendorf, Bar-sur-Aube und Troyes aus und zog an der Spitze der alliierten Truppen in Paris ein. Das Verschweigen seiner Rolle als Sieger der Schlacht von Kulm und andere Zurücksetzungen, die er durch den Zaren Alexander I. erlitt, veranlaßten den 27jährigen General der Infanterie 1815 zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst und zur Rückkehr nach Carlsruhe. Nur am russisch-türkischen Feldzug von 1828 nahm er noch einmal als Führer eines Korps teil und beendete damit seine militärische Laufbahn. Bei einem Besuch am Zarenhof im Dezember 1825 wurde Eugen Zeuge des Dekabristenaufstandes in St. Petersburg und beteiligte sich an seiner Niederschlagung.
In Carlsruhe übernahm Eugen 1822 die Herrschaft von seinem Vater und beschäftigte sich mit der Niederschrift seiner Erlebnisse sowie mit militärischen und politischen Studien. Eugens besonderes Interesse galt der Musik: er vertonte 76 Lieder, komponierte Musikstücke und schrieb zwei Opern, „Der Wald von Hohenelbe“ und „Geisterbraut“, denen jedoch kein Erfolg beschieden war. Sein Lehrmeister war Carl Maria von Weber, der im Herbst 1806 auf Einladung des musischen Herzogs Eugen (I.) in Carlsruhe weilte.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestand G 277.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Landesarchiv Baden-Württemberg

Literatur: ADB 48 (1904), ND Berlin 1971, S. 437–448.
E. Burckhard, Ein vergessener Held der Befreiungskriege, in: Gartenlaube Nr. 36 u. 37 (1863).
Herzog Eugen von Württemberg, Erinnerungen an den Feldzug des Jahres 1802, Breslau 1846.
Herzog Eugen von Wüttemberg, Memoiren, Band 1–3, Frankfurt/Oder 1862.
Heinrich August Frhr. von Helldorf, Aus dem Leben des Kaiserlich Russischen Generals der Infanterie Prinzen Eugen von Württemberg, 4 Teile, Berlin 1861/62.
Alfred von Hofmann-Chappuis, Die nachgelassene Correspondenz zwischen dem Herzog Eugen von Württemberg und dem Chef seines Stabes … dem Obersten … von Hofmann, Cannstadt 1883.
Meinrad Frhr. von Ow, Herzog Eugen von Württemberg (1788–1857), Buchmanuskript, ungedruckt.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)