Württemberg, Leopold Eberhard, Herzog, Graf 

Andere Namensformen:
  • von Mömpelgard
Geburtsdatum/-ort: 21.05.1670; Mömpelgard (Frankreich)
Sterbedatum/-ort: 25.02.1723; Mömpelgard; begr. in der Stiftskirche St. Maimboeuf in Mömpelgard
Beruf/Funktion:
  • Graf, Herzog
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: Juni 1695 (?), Anna Sabina Hedwiger Gräfin von Sponeck
(?) Henriette Hedwige Curie Baronin von L'Espérance
(?) Elisabeth Charlotte Curie Baronin von L'Espérance
Eltern: Vater: Graf Georg II. von Württemberg-Mömpelgard
Mutter: Anna, geb. Gräfin von Coligny
Kinder: 17, Leopold Eberhard (1695-1709), Georg Leopold (1697-1749), Leopoldine Eberhardine (1697-1786), Charlotte Leopoldine (1700-1703), Eleonore Charlotte, Ferdinand Eberhard (*1699), Elisabeth (1702), Eberhardine (*1703), Leopoldine (*1705), Henriette-Hedwig (*1707), Karl Leopold (1697-1793), Henriette Hedwig (*1711), Leopold Eberhard (1712-1730), Karl Leopold (1716-1760), Georg (*1714), Elisabeth Charlotte (*1714), Georg-Friedrich (*1722)
GND-ID: GND/128876166

Biografie: Jean-Pierre Dormois (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 245-246.

Leopold Eberhard verbrachte seine Kindheit mit seinen Eltern und seiner Schwester in Oels in Schlesien, wo die Familie nach der Eroberung Mömpelgards durch die Franzosen 1676 Asyl gefunden hatte. Auf Befehl des Herzog-Administrators Friedrich Carl wurde Leopold Eberhard 1680 der Aufsicht seiner eigenen Familie entzogen und unter die Vormundschaft Friedrich Carls gestellt. 1684 wurde er in das Collegium Illustre in Tübingen aufgenommen.
Mit zweiundzwanzig Jahren trat er in den kaiserlichen Militärdienst ein und wurde unter finanzieller Mithilfe seines Vaters 1694 Oberst des Auersberger Regiments. Zwei Jahre lang nahm er in Ungarn an Feldzügen gegen die Türken teil, und der dänische König zeichnete ihn mit dem Elephantenorden aus. Im Juni 1695 soll er angeblich heimlich, ohne die Zusage seines Vaters, in Revier (bei Posen) die Tochter eines Bäckers, Anna Sabina Hedwiger, geheiratet haben. Zahlreiche Quellen behaupten jedoch das Gegenteil: Die Heirat habe nie offiziell stattgefunden und das Heiratsregister sei später gefälscht worden. Trotzdem wurden Anna Sabina und ihre Brüder im August 1701 von Kaiser Leopold I. zu Reichsgrafen von Sponeck ernannt. Anna Sabina gebar Leopold Eberhard vier Kinder. Überhaupt haben Frauen in Leopold Eberhards Leben die Hauptrolle gespielt und auch teilweise seine Politik als regierender Herzog von Mömpelgard stark beeinflußt. In den Jahren nach seiner Rückkehr nach Mömpelgard 1698 machte er angeblich – wenn man den Zeugnissen von Zeitgenossen Glauben schenkt – die vier Töchter Curie des ehemaligen Platzmajors von Blamont, Baron von L’Espérance, nacheinander zu seinen Mätressen. Während zwei von ihnen schon jung starben, wurden 1716 die Kinder der beiden anderen für ehelich erklärt. 1714 war Eberhard Leopold von Anna Sabina geschieden worden. Trotzdem erklärte er bis 1723 ihren ältesten Sohn, Graf Georg Leopold von Sponeck, zu seinem gesetzmäßigen Erben.
Leopold Eberhards Regiment war durch sein Streben nach einer absolutistischen Führungsrolle gekennzeichnet. Aufgrund seiner unmäßigen Mätressenwirtschaft ständig in finanzieller Notlage, versuchte er, mittels widerrechtlicher Verordnungen an Geld zu kommen, was den Widerstand der Mömpelgarder Bürger hervorrief. Deren starke Stellung suchte er unter Zuhilfenahme französischer Truppen zu beseitigen. Als er aber den Wildbader Vertrag brach und statt der Stuttgarter Hauptlinie seine Kinder Mömpelgard erben sollten, machte er sich auch Eberhard Ludwig zum Feind, der seine Beziehungen zum Kaiser einsetzte und die Kinder Leopold Eberhards für nicht erbberechtigt erklären ließ.
Während dieses Streits starb Leopold Eberhard. Nachdem der Widerstand seiner Kinder gebrochen und die französischen Ansprüche befriedigt worden waren, konnte 1748 die Stuttgarter Hauptlinie Mömpelgard doch wieder rechtmäßig übernehmen.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestände A 3, A 266, G 174.
Archives Nationales Paris Serie K; Archives Départementales du Doubs Besançon.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Landesmuseum Württemberg

Literatur: Georges Bouteiller, Peut-on réhabiliter Léopold Eberhard, le prince scandaleux de Montbéliard, in: Mémoires de la Société d’Emulation de Montbéliard Bd. 76 (1980), S. 39–64.
John Viénot, La vie fantastique de Léopold Eberhard, prince de Montbéliard, Mömpelgard 1934.
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