Württemberg, Marie, Herzogin 

Andere Namensformen:
  • geb. von Frankreich
Geburtsdatum/-ort: 12.04.1813; Palermo (Italien)
Sterbedatum/-ort: 02.01.1839; Pisa (Italien); begr. in der Königlichen Grabkapelle in Dreux (Frankreich)
Weitere Angaben zur Person: Religion: katholisch
Verheiratet: 17.10.1837 Herzog Alexander (II.) von Württemberg
Eltern: Vater: König Louis Philippe von Frankreich
Mutter: Marie Amélie, geb. Prinzessin von Bourbon-Sizilien
Kinder: 1; Philipp (I.) (30.7.1838-11.10.1917)
GND-ID: GND/135713331

Biografie: Alfred Lutz (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 406-407

Die Restauration der Bourbonen ermöglichte 1814 die Rückkehr der Familie nach Frankreich. Nach der überraschenden Rückkehr Napoleons flüchtete die Familie in das englische Twickenham und blieb dort bis 1817. Marie hatte eine glückliche Kindheit, wurde von ausgewählten Lehrern (u.a. Madame de Malet) nach größtenteils modernen pädagogischen Methoden unterrichtet, erlernte unter anderem die italienische, englische, spanische und deutsche Sprache und erwies sich früh als ungewöhnlich begabt. Sie zeigte in ihrer Jugend besondere Vorlieben für Literatur und Geschichte, war musikalisch talentiert, führte Reisetagebücher, legte Herbarien an, dichtete und entwarf Personenskizzen, Spiele und Buchstabenrätsel. Sie war insbesondere in der Bildhauerei sehr begabt und produktiv; unter anderem ließ sie sich von Werken Quinets, auch Schillers und Goethes inspirieren. Marie war eine Schülerin des Malers und Bildhauers Ary Scheffer, der sie auch mehrfach porträtierte. 1835/37 hatte sie sich mit Hilfe des Architekten Charpentier in den Tuilerien unter anderem ein „gotisches Zimmer“ eingerichtet; in den Tuilerien befand sich auch ihr Atelier. Marie besaß eine große Bibliothek – sie bevorzugte Werke von Shakespeare, Byron, Walter Scott und Schiller – und eine beträchtliche Schmucksammlung.
Am 17. Oktober 1837 heiratete sie in Versailles Herzog Alexander (II.) von Württemberg. Als das frischvermählte Paar 1838 auf seiner Rundreise an den deutschen Fürstenhöfen sich in Gotha, der Residenz von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Gotha, der mit der Schwester Alexanders, Marie Antoinette, verheiratet war, aufhielt, fiel das als Wohnstätte dienende Palais einem Großfeuer zum Opfer. Marie konnte von Alexander nur mit Mühe gerettet werden; bei diesem Brandunglück im Winter scheint sich die Herzogin jedoch ein Lungenleiden zugezogen zu haben; andere Quellen sprechen zudem von einem Drüsenleiden. Im Herbst 1838 wurde sie zusammen mit ihrem Sohn Philipp zur Kur nach Italien gebracht. Diese hatte jedoch keinen Erfolg; die schöngeistige, patriotische, streng katholische, auch sozial stark engagierte und liberal denkende Herzogin starb am 2. Januar 1839 in Pisa und wurde nach Paris überführt.
An Kunstwerken stammen von Marie u.a. eine Statue der Jeanne d’Arc in Schloß Fontainebleau (Bronzeguß vor dem Rathaus in Orléans) sowie eine Reiterstatuette vor dem Rathaus von Orléans (Replik in Chantilly) sowie in Domrémy-la-Pucelle, dem Geburtsort der Jeanne d’Arc. Von der Hand der Herzogin sind verschiedene weitere Gipsreliefs erhalten, darunter eine durch ein Gedicht des französischen Dichters, Publizisten und Literaturhistorikers Edgar Quinet angeregte Reliefserie „Ahasverus“ von 1833.
Quellen: Archiv des Hauses Württemberg, Bestand G 294.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Haus Württemberg

Literatur: Ilse Feller/Eberhard Fritz, Württemberg zur Königszeit, Stuttgart 1990.
Marthe Kolb, Une correspondence inédite de la princesse Marie d´Orléans, duchesse de Wurtemberg, Paris 1937.
Hans Vollmer, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart Bd. 24, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Leipzig 1930, S. 96.
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