Magnus von Württemberg (geb. 02.12.1594, gest. 06.05.1622)

von Lea Schneider

 Herzog Magnus von Württemberg, Wundmale in Gesicht mit geschlossenen Augen, Brustbild in Halbprofil (Quelle: Landesarchiv BW)
Herzog Magnus von Württemberg, Wundmale in Gesicht mit geschlossenen Augen, Brustbild in Halbprofil [Quelle: Landesarchiv BW, HStAS M 703 R53N3]

Der Sohn von Herzog Friedrich I. von Württemberg (1557-1608) und Sibylla von Anhalt (1564-1614) wurde am 2. Dezember 1594 als dreizehntes Kind des Herzogspaars in Kirchheim unter Teck geboren. Dorthin hatte Herzog Friedrich I. seinen Hof verlegt, nachdem im August 1594 in Stuttgart die Pest zu wüten begann. Nachdem der Vater bereits 1608 verstorben war, wurde im 1617 zustande gekommenen Erbvergleich, dem sogenannten Fürstbrüderlichen Vergleich, Magnus als jüngstem Sohn das Schloss Neuenbürg sowie 10.000 Gulden jährlich zugesprochen.

Seine Ausbildung erhielt der junge Magnus im Tübinger „Collegium illustre“ und bildete sich zusätzlich durch Reisen nach Frankreich und Italien weiter. Im Anschluss trat er in militärische Dienste – zunächst in Venedig unter Graf Georg Ludwig von Löwenstein, im Anschluss wechselte er in den Dienst der Protestantischen Union. Nach der Auflösung der Union wurde Magnus im Jahr 1621 zum württembergischen Kriegsobersten bestimmt. Da sein ältester Bruder Johann Friedrich, der seit dem Tod des Vaters das Herzogtum regierte, sich um eine Neutralitätspolitik bemühte, stellte sich Magnus als Führer zweier Regimenter in die Dienste des Markgrafen Georg Friedrich von Baden.

Kurz vor der Schlacht bei Wimpfen (6. Mai 1622) schickte Johann Friedrich einen Abgesandten, der mittels eines Schreibens Magnus zurückrufen sollte – doch er kam zu spät. Das Schreiben erreichte Magnus nur wenige Stunden vor dem Aufeinandertreffen mit dem gegnerischen Liga-Heer unter den Oberbefehlshabern Tilly und Córdoba, so dass ein Rückzug zu diesem Zeitpunkt für ihn nicht mehr in Frage kam und der Abgesandte unverrichteter Dinge wieder zurückkehren musste. Magnus stürzte sich – angeblich ohne Helm und Brustharnisch – in die Schlacht. Nachdem die eigenen Pulverwägen explodiert waren, geriet das markgräfliche Heer in Verwirrung und Panik, so dass die Schlacht mit einer schweren Niederlage für den Badener endete. Magnus soll es gelungen sein, zweimal die Reihen der gegnerischen Truppen zu durchbrechen, sein dritter Versuch nahm aber einen tödlichen Ausgang, auch weil es den gegnerischen Truppen gelungen war, ihn zu isolieren. Herzog Magnus wurde durch mehrere Hiebe und Schüsse tödlich verwundet, so dass sein Leichnam so entstellt gewesen sein soll, dass er nur an einem Muttermal identifiziert werden konnte.

Nachdem seine sterblichen Überreste nach Stuttgart überführt worden waren, notierte Herzog Johann Friedrich von Württemberg die Verwundungen seines Bruders in seinem Tagebuch. Ein zeitgenössischer Kupferstich, der Magnus auf dem Totenbett mit deutlichen Verletzungen im Gesicht und am Hals zeigt, ist im Hauptstaatsarchiv Stuttgart überliefert. Herzog Magnus wurde am 4. Juni 1622 in der Stuttgarter Stiftskirche beigesetzt.

Bereits 1623 erschien ein von Bernhard Dieterlin in lateinischer Sprache verfasstes Heldenepos, das das Leben und den Tod von Herzog Magnus thematisiert. Der Weinsberger Diakon war nach eigenen Aussagen Augenzeuge der Schlacht von Wimpfen gewesen. Die von ihm vorgenommene Heroisierung des Herzog Magnus steht im Kontrast zu der Neutralitätspolitik Württembergs und der besonders nach der im Jahre 1622 erfolgten Einnahme Heidelbergs durch ligistische Truppen einsetzenden politischen Erstarrung auf protestantischer Seite. Die in späteren Zeiten erschienenen Heldenlieder über Herzog Magnus und auch das im Jahre 1900 errichtete Herzog-Magnus-Denkmal bei Obereisesheim, dem Ort der Schlacht, bei der Herzog Magnus gefallen war, stehen in einer „württembergisch-patriotische[n] und zugleich protestantische[n] Tradition“ [1], die Magnus zu einer Art „Glaubenshelden“ stilisierte.

Anmerkungen

[1] Kühlmann: Die Schlacht bei Wimpfen, S. 159

Literatur (in Auswahl)

  • Gotthard, Axel, Art. Magnus, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. von Sönke Lorenz/Dieter Mertens/Volker Press, Stuttgart 1997, S. 150, URL: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/ubt_hauswuerttemberg/124741029/W%C3%BCrttemberg+Magnus+Herzog (aufgerufen am 16.08.2022)
  • Kühlmann, Wilhelm, Die Schlacht bei Wimpfen (1622) und der Reitertod des Herzogs Magnus von Württemberg (1594-1622). Zu Wegen und Formen der Medienresonanz, in: Medienphantasie und Medienreflexion in der Frühen Neuzeit. Festschrift für Jörg Jochen Berns, hg. von Thomas Rahn, Hole Rößler (Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 157), Wiesbaden 2018, S. 159-181.
  • Schneider, Eugen, Art. Magnus, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 20, Leipzig 1884, S. 73f.
  • Schuhkraft, Harald, Kleine Geschichte des Hauses Württemberg, Tübingen 2006.
  • Schuhkraft, Harald, Herzog Magnus und Herzog Ulrich von Württemberg-Neuenbürg – zwei Beinahe-Schlossherren, in: Museum Schloss Neuenbürg. Führer durch das Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums, hg, vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 2011, S. 30-35.
  • Warlich, Bernd, Württemberg in Neuenbürg, Magnus von, URL: http://www.30jaehrigerkrieg.de/wurttemberg-in-neuenburg-magnus-von-3/ (aufgerufen am 16.08.2022).

Zitierhinweis: Lea Schneider, Magnus von Württemberg, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 16.08.2022

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