Der Tod im Winterberg-Tunnel bei Craonne (Mai 1917)

von Rainer Brüning

Die Fronten auf dem westlichen Kriegsschauplatz waren seit dem Herbst 1914 festgefahren. Ein zermürbender Stellungskrieg tobte. Nachdem die deutsche Armee im Rahmen einer Frontbegradigung bis zu 40 km in die „Siegfriedstellung“ zurückgewichen war, unternahmen die britischen und französischen Truppen im Frühjahr 1917 in Nordfrankreich zwei Großoffensiven: im Raum Arras und an der Aisne. Von hoher strategischer Bedeutung war dabei ein langgestreckter Höhenzug, der „Chemin des Dames“, nordwestlich von Reims in Richtung Soissons und Laon.“[1] Diesen hatten die Deutschen mit einer tief gestaffelten Verteidigungsstellung versehen, um einen feindlichen Durchbruch gerade an dieser Stelle zu verhindern. Eine wichtige Rolle spielten dabei die in den Kalkstein getriebenen Stollen und Höhlen, in denen sich ganze Kompanien verbergen konnten. Die am 16. April 1917 beginnende „Nivelle-Offensive“ mit der „Bataille du Chemin des Dames“ bzw. „Schlacht an der Aisne“ kam nach etwa einer Woche zum Erliegen und wurde von den Franzosen nach einem zweiten vergeblichen Angriffsversuch am 4./5. Mai 1917 mit schwersten Verlusten abgebrochen. Die Summe der Toten, Verletzten und Gefangenen belief sich auf beiden Seiten zusammen auf ca. 350.000 Mann. Auch die hier erstmals zur Unterstützung der Infanterie eingesetzten 132 französischen Panzer hatten nicht zum Erfolg geführt. Der Oberbefehlshaber Robert Nivelle wurde daraufhin von Philippe Pétain abgelöst. In der französischen Armee griffen „Meutereien“ und „Streiks“ der Soldaten um sich. Der in der Hauptangriffszone liegende Ort Craonne, an den sich nördlich der von den Deutschen sogenannte „Winterberg“[2] – auf Französisch „Plateau de Californie“ – anschließt, wurde besonders hart umkämpft und derartig zerstört, dass er später an anderer Stelle wiederaufgebaut werden musste.“[3] Das gesamte Gelände war durch das gewaltige Artilleriefeuer so vielfach umgegraben und verwüstet worden, dass eine Orientierung, wo was gewesen war, schwerfällt. Bis heute gehört es zur weiterhin gefährlichen „Zone Rouge“ der damaligen Hauptkampfzone. Noch ist das „Chanson de Craonne“ als Antikriegslied in Frankreich vielen bekannt, ebenso wie der 1930 erschienene autobiographische Roman „La Peur“ von Gabriel Chevallier. Als „Lieu de Mémoire“ informiert ein vielbesuchtes Museum bei der berühmt-berüchtigten „Caverne du Dragon“ bzw. „Drachenhöhle“ westlich des Hofs Hurtebise über das Geschehen vor mehr als einhundert Jahren.“[4]

Für internationales Aufsehen sorgte im Jahr 2020 die Meldung, es sei einigen „Heimatforschern“ bzw. „Raubgräbern“ gelungen, den verschütteten Eingang zum „Winterberg-Tunnel“ aufzuspüren, in dem sich am 4. Mai 1917 eine Tragödie ereignet hatte. Es erhebt sich nun die Frage, wie mit diesem sensationellen Fund umzugehen ist: Sollten die Gebeine der Soldaten exhumiert und angemessen bestattet werden oder sollte der Tunnel aus Respekt vor den Toten als ihr ewiges Grab geschlossen bleiben?“[5] Könnte eine wissenschaftliche Grabung mit allen Standards der modernen Schlachtfeld-Archäologie durchgeführt werden, um unsere Erkenntnisse über den Ersten Weltkrieg zu erweitern und für die Nachwelt zu sichern?“[6] Wäre es nicht wünschenswert, vor Ort eine würdige Gedenkstätte oder gar ein Museum zu errichten?“[7]

Im Generallandesarchiv Karlsruhe werden die Unterlagen des badischen Reserveinfanterieregiments 111 verwahrt, dessen Soldaten damals auf entsetzliche Weise ums Leben kamen. Im Folgenden soll versucht werden, das Geschehen zu rekonstruieren“[8]: Von zentraler Bedeutung sind dabei die Gefechtsberichte des Regiments über seine Kämpfe am Winterberg bei Craonne in der Zeit vom 21.4. bis 6.5.1917, für die auch die Kriegstagebücher des III. Bataillonsstabes sowie der 10., 11. und 12. Kompanie vorliegen. Dass nach dem zunächst erfolgreichen Einbruch der Franzosen in die deutschen Stellungen ein hoher Rechtfertigungsdruck bestand, belegen der Bericht des Regimentskommandeurs Major Karl Wilhelm Schüler“[9] sowie die ergänzenden Stellungnahmen seiner Vorgesetzten. Zusätzlich ist natürlich die 1937 während des „Dritten Reichs“ publizierte Regimentsgeschichte heranzuziehen, die sich in zwei Teile gliedert“[10]: Eine „objektive“ Darstellung aus den Unterlagen und eine „subjektive“ Erzählung der beteiligten Offiziere und Soldaten. Beide Herausgeber, Hauptmann Eduard Bachelin“[11] und Leutnant Wilhelm Geiger“[12], hatten an den Kämpfen am Winterberg im April/Mai 1917 teilgenommen. Jener als Führer des I. Bataillons, dieser als Regimentsadjutant. Die von ihnen gebotene Darstellung der Kämpfe hält sich relativ eng an die benutzen Berichte und Kriegstagebücher, kann aber ebenfalls nicht auf eine Apologie verzichten, mit der die Ehre des Regiments wiederhergestellt werden soll. Gerade bei den Erinnerungen der Beteiligten ist dann deutlich das Bedürfnis zu verspüren, dem Schrecken des Krieges einen höheren Sinn zu verleihen, um das „Opfer“ an so vielen Menschenleben mit der „Pflicht“ des Soldaten in Einklang zu bringen. Neben den Schlüsselbericht von Major Schüler[13] treten hier die Erzählungen der drei Leutnants Wilhelm Geiger, Hermann Geiger[14] und Friedrich Farrenkopf[15], der beiden Vizefeldwebel Ludwig Brinks[16] und Henn[17] sowie des Gefreiten Johann Scheidecker[18] über die Kämpfe am Winterberg. Leutnant Farrenkopf war beim III. Bataillonsstab und Vizefeldwebel Brinks befand sich unweit des Tunneleingangs, als der Volltreffer einschlug, beide konnten sich gerade noch ins Freie retten; anschließend versuchte Farrenkopf vergeblich die Verschütteten auszugraben. Ein wichtiger Quellenwert kommt in der Regimentsgeschichte den Erinnerungen des einfachen Soldaten Karl Leopold Feße [19] zu, der selbst unter den Eingeschlossenen im Winterberg-Tunnel war.

Bemerkenswert sind hier die Assoziationen von Hermann Geiger, der in der Rückschau die grausige Schönheit des Artilleriefeuers mit dem gewaltigen Feuerwerk beim letzten [NSDAP-] Reichsparteitag im Luitpoldhain in Nürnberg[20] verglich, das jedoch nicht das Schauspiel am Winterberg habe übertreffen können. – Aber vergessen wir nicht, auch die militärisch-technische Sprache der Akten ist nicht so unschuldig, wie sie uns glauben machen möchte: Dient sie doch einerseits dazu, den Krieg erst einmal zu organisieren, anderseits dann das Inferno der Schlacht nachträglich in eine sinnvolle Ordnung zu übertragen. Der Forschung bisher unbekannt war hingegen der Augenzeugenbericht des verschütteten Soldaten August Berthold Kreiner aus Jöhlingen, der dem Generallandesarchiv Karlsruhe dankenswerterweise von seinem Enkel im Herbst 2021 zur Verfügung gestellt wurde.[21]

Das ursprünglich bei Kriegsausbruch 1914 im Raum Konstanz, Donaueschingen und Stockach aufgestellte Reserveinfanterieregiment 111 kämpfte hauptsächlich auf dem nordfranzösischen Kriegsschauplatz, u.a. im Artois, an der Somme, in der Champagne und vor Verdun. Bis zum Januar 1917 wurde es von seinem ersten Regimentskommandeur, dem in Bodman geborenen Oberst Franz Ernst Ley[22] angeführt . Im Frühjahr 1917 war das Regiment als Teil der 56. Reserveinfanteriebrigade und 28. Reservedivision der Gruppe Sissonne innerhalb der 7. Armee unterstellt. Es rückte am 21. April 1917 in seine neuen Stellungen um Craonne ein, die zuvor vom bayerischen Reserveinfanterieregiment 4 gehalten worden waren. Den Abschnitt Ost der fast 1200 m langen Frontlinie übernahm das I. Bataillon, den Abschnitt West das II. Bataillon. Hinter dem Zentrum stand das III. Bataillon. Der Regimentsstab mit seinem erst am 1. Mai eingetroffenen neuen Major Karl Wilhelm Schüler, der III. Bataillonsstab mit Teilen der 10., 11. und 12. Kompanie sowie einige MG-Mannschaften suchten Schutz im bis zu 20 Meter unter der Oberfläche liegenden Winterberg-Tunnel bzw. -Stollen nördlich des Ortes, der etwa 250 Meter in den Berg hineinführte und noch nicht fertig gestellt war. Er erschien den Soldaten als eine Art Falle und diente vor allem als Ruheraum für die Reserven, mit denen dem erwarteten feindlichen Angriff begegnet werden sollte. Westlich des Regiments lagen das preußische 2. Gardegrenadierregiment „Kaiser Franz“, östlich das badische Reserveinfanterieregiment 109. Das in drei Gräben (Vordere Linie, Wanka- bzw. Wald-Linie, Winterberg-Linie) gestaffelte Verteidigungssystem war über weite Strecken durch den feindlichen Beschuss eingeebnet worden, so dass die Soldaten in verschiedenen Stollen ausharren mussten. Mit Sorge meldete das Regiment verdächtige Bewegungen vor seinem rechten Flügel, da hier die Fühlung zur benachbarten Gardeeinheit verloren gegangen war. Scharmützel zwischen den gegnerischen Patrouillen waren an der Tagesordnung, man versuchte, die Stellungen auszubauen, das Artilleriefeuer nahm zu, ein Angriff schien unmittelbar bevorzustehen. Den Deutschen gegenüber stand die französische 10. Armee, deren 36. Division direkt auf Craonne und den Winterberg zielte.

Am 2. Mai schwoll das feindliche Artilleriefeuer stark an. Nunmehr wurden auch Einschläge von schweren Geschützen (24-28 cm) beobachtet, die in den hinteren Linien am Nordhang des Winterbergs und auf dem Winterbergplateau erhebliche Schäden anrichteten. Bereits am 3. Mai musste Major Schüler einen Offizier und 50 Soldaten als gefallen melden, davon viele in den Gräben und Unterständen verschüttet. Direkt am Tunneleingang wurden Leutnant Karl August Zwiffelhoffer[23] sowie Unteroffizier Jakob Knöpfle[24] tödlich getroffen. Die Kommunikationsverbindungen brachen teilweise ab, die eigene Artilleriebeobachtung fiel aus, Maschinengewehrstellungen wurden zerstört und die vorderen Gräben unter Beschuss genommen.

Das französische Trommelfeuer auch mit schwerstem Kaliber (37 cm) wurde durch Flieger zielgenau u.a. auf den Nordeingang des Winterberg-Tunnels gelenkt, in dem bereits qualvolle Hitze und große Atemnot herrschten, da die Luftschächte zerstört waren. Die Männer hatten sich weitgehend entkleidet und wirkten apathisch. Ein Volltreffer am 4. Mai um 11:45 Uhr brachte die im Eingangsbereich lagernde Infanteriemunition zur Explosion. Major Schüler, der sich sofort in die Mitte des Stollens begeben hatte, gab den Befehl zur Räumung durch die beiden seitlichen engen Notausgänge. In Rauch, Gas und Panik gelangten jedoch nur die beiden Stäbe sowie etwa 30 Soldaten ins Freie, wo sie sich durch den Geschosshagel retten konnten. Der Regimentskommandeur schlug sich zum I. Bataillonsstab weiter hinten durch, um seine Truppen neu zu organisieren und Verstärkung anzufordern. Die Masse der Soldaten hatte sein Befehl aber gar nicht erreicht bzw. war durch die Fehlentscheidung des Leutnants Lessing (Minenwerferkompanie 228), der den hinteren Stollenbereich vergeblich mit einer Sandsackbarrikade gegen die einströmenden Gase abdichten wollte, im Tunnel zurückgehalten worden. Laut einer ersten Schätzung konnten noch etwa 80 Mann im Schutz der Nacht von herbeieilenden Pionieren und Krankenträgern gerettet werden. Die anderen starben einen schrecklichen Erstickungstod, verdursteten oder töten sich in ihrer Verzweiflung schließlich selbst.

Auch der am 16. Dezember 1877 in Jöhlingen geborene Schreiner August Berthold Kreiner, 11. Kompanie, wurde am 4. Mai im Winterberg-Tunnel zum zweiten Mal in seinem Militärleben verschüttet, konnte sich aber zusammen mit vier anderen nach zwei Tagen selbst aus dem Stollen befreien. In seinem am 11. Mai 1917 im Lazarett in Trélon verfassten Brief an seine Frau Melanie schilderte er eindringlich seine Erlebnisse“[25]:

[…] aber leider wurden wir nach drei Tagen hier weggezogen und kamen dann wieder zur Kompanie in einen großen Stollen, wo über ein ganzes Bataillon Platz hatte. In dem jetzt noch viele Kameraden tot liegen. Von dem Stollen müßt Ihr Euch einen Gang in einem Berg denken. Hüben und drüben und Decke mit Balken und Bretter verschalt. Geht aber nicht gerade, sondern etwas gebogen in den Berg hinein. Auf der einen Seite ist der Gang zum Laufen, auf der andern Seite die Lager 3 aufeinander. So ungefähr 50 Meter von vorn herein sind je rechts und links ein Notausgang. In dem Stollen gab’s eine kalte, eine gemäßigte und eine heiße Zone. Sobald man in die Mitte kam, war die heiße Zone schon da. Es war unmöglich, sich hier aufzuhalten, ohne den Rock auszuziehen, die meisten hatten sogar noch das Hemd ausgezogen. In diese Gegend kam unsere Kompanie und eine Luft war da drin zum Kotzen. Ein Kerzenlicht hat überhaupt nicht gebrannt. Es waren einige Karbitlampen da und die mußte man vorne bei anderer Luft anstecken, da ein Streichholz auch nicht anging. Es war einfach jämmerlich, lieber in einem Schweinstall als hier. […] Am 4ten morgens 2 Uhr wurden wir wieder abgelöst. Gingen wieder in unser Loch zurück. Abends sollte die 11. Kompanie wieder vor, aber uns vergings Vorgehen. Die Franzosen hatten uns den Eingang zugewichst und wir konnten nicht mehr raus. Es waren so ungefähr 400 Mann drin. Innen am Eingang saß eine Menge Leuchtmunition, welche anfing zu brennen. Die Leuchtpatronen enthalten ziemlich giftige Gase. Sofort wurde von uns innen 3 mal abgedämmt, daß die Gase nicht weiter herein konnten. Die letzte Abdämmung mußte hinter den Notausgängen gemacht [werden]. Jetzt saßen wir drin auf Leben und Tod. Möchte auch bemerken, daß wir zu der Abdämmung unsere Röcke, Mäntel und Zelte hergeben mußten. Wir glaubten jetzt, daß wir von außen gerettet werden. Aber leider nicht. Vermutlich konnte vor lauter Feuer nichts gemacht werden. Denke Dir, so viele Leute ohne Luft von außen. Es war wohl ein Luftschacht da, der war aber auch zugeschossen, man versuchte denselben zu öffnen, aber vergebens. Ein Unteroffizier, der in demselben arbeitete, ist abgestürzt und ist an seinen Verletzungen noch am selben Abend gestorben. Es war abends 10 Uhr, da ging schon das Jammern los. Karbit hatten wir auch bald keins mehr. Als bald ohne Licht. Einer verlangte einen Bleistift, um seinem Kinde noch zu schreiben, man hat ihm wieder abgeraten. Manche schrien Wasser, Kaffee, ich halt’s nicht mehr aus. Ein Unteroffizier war dabei, der hat den Leuten Mut gemacht, sie sollen nicht verzagen. Wenn die Not am größten ist, ist Gottes Hilfe am Nächsten. Er war katholisch und fing dann an 3 Vaterunser zu beten. Er hatte gleich Anhänger. Vor Schmerz und voller Gedanken an Euch brachte ich kein Wort heraus. Geheult habe ich wie ein kleines Kind. Aber die Hoffnung habe ich nicht aufgegeben. Jetzt mußte ich aber auch [Zeile unleserlich] die Notdurft verrichten und ging dann [nach] ganz hinten, wo der Stollen aufhörte, und das war mein Glück. Ich fühlte hier die Luft noch etwas besser. Ich ging dann nicht mehr so weit vor, legte mich nieder, ein Sandsack als Kopfunterlage und harrte der Dinge, die kommen sollen. Schon hörte man Hecheln um Ersticken, andere schrien wieder Schieß mich tot, laßt das Gas herein u.s.w. Liebe Melanie, Ihr wißt wohl, daß Krieg ist, aber was Krieg heißt auf Leben und Tod, da habt Ihr keine Ahnung. Ich bin eingeschlafen, aber wann, weiß ich nicht. Es haben sich auch viele in Verzweiflung erschossen. Als ich aufwachte, hatte [ich] einen sehr großen Durst, man hörte immer noch Rufe Bring Wasser, Kaffee, hast Streichholz, hast Taschenlampe. Jetzt wohin, alles war stockfinster. Ich wusste nicht, bin [ich] weit hinten oder weit vorne. Ich mußte mich lange besinnen, bis ich endlich richtig zu mir kam. Ich dachte mir dann, wenn ich vorzu will, muß ich die Lagerstellen rechts von mir haben, links an der Wand hingen unsere Sachen, Brotbeutel, Feldflaschen, Kochgeschirre u.s.w.. Ich suchte da durch Greifen etwas zu trinken und so hab ich mich vorgeschafft als über Menschen weg, hatte aber noch immer keine richtige Ahnung, daß die tot sind. Auf einmal waren wir zu viert, wo wir waren, kann ich Dir nicht sagen, nein zu fünft. Es waren 2 Minenwerfer, 2 Unteroffiziere und ich. Die Minenwerfer hatten, so war es mir, an einem Luftschacht gearbeitet. Wir hatten dann Wasser, Kaffee und eine Flasche Wein. Auch war die Luft wieder besser geworden, so daß wir zusammen sagten, da halten wir es immer noch aus. Na da können wir auch nicht bleiben, gingen dann wieder weiter. Endlich haben wir Licht gesehen. Es war ein Stümpchen Kerzenlicht. Wenn da ein Licht brennt, muß doch auch irgendwo Luft hereinkommen, sagten wir zusammen. Mit dem Lichtchen gingen wir dann weiter und fanden richtig den Ausgang. Vor demselben lagen die Toten zwei- und dreiweis aufeinander, die anscheinend sich hinausdrängen wollten. Als wir draus waren, sagte man uns, daß das Regiment 111 abgelöst ist, und uns haben sie einfach sitzen gelassen. Auch hatten wir zu unserm Erstaunen erfahren, daß es Sonntag [6. Mai] ist, haben also den ganzen Samstag geschlafen. Ich ging dann noch zweimal in den Stollen, um meine Sachen zu holen, habe sie aber nicht mehr gefunden und immer wieder habe ich Leute mit rausgebracht. Es waren noch immer [Menschen] drin, die am Leben waren, aber das drittmal hatte ich es nicht mehr gewagt, es war nämlich eine miserable Luft drin. Es ging dann noch einmal ein Minenwerfer [nach] hinten und rettete die letzten voll. Liebe Melanie, kann ich nicht von Glück sagen? Ja und das noch, am Samstag hatten die Franzosen angegriffen, hatten unsere Gräben genommen und waren bereits über den Berg heruntergekommen, da wären wir unfehlbar verloren gewesen. Die Stellung kam wieder in unsere Hände, aber mit sehr vielen Verlusten beiderseits. Der Kampf um den Winterberg geht jetzt schon seit Karfreitag, was der schon Leute gekostet hat.

Einige weitere Männer, hauptsächlich wohl aus der 11. Kompanie, konnten in den folgenden Tagen aus dem eingestürzten Stollen geborgen werden: u.a. nach drei Tagen die Unteroffiziere Heinz Hering[26] und Friedrich Stein[27] sowie der Soldat Adolf Riedmüller[28], dazu der bereits genannte, am 4. April 1894 in Ringsheim bei Ettenheim geborene Tabakarbeiter Karl Leopold Feßer, der nach sechs Tagen noch lebend aus seinem Grab befreit wurde. Seine für die Regimentsgeschichte von 1937 verfassten Erinnerungen vermitteln das schreckliche Geschehen:[29]

[…] Eine ganz schwere Granate war als Volltreffer in die Munitionsreserven, die am Eingang aufgestapelt waren, gegangen. Weitere Detonationen trieben diese Gaswolken uns entgegen, der Luftschacht begünstigte das Eindringen, indem die Luft nach hinten abzog. Wir zogen uns schnell zurück, es gelang uns aber nicht, vor den Luftschacht die Barrikade zu bauen, denn Rauch und Giftschwaden drängten stark nach. Mit all unserer Kraft und Schnelligkeit bauten wir eine doppelte Sandsackbarrikade hinter dem Luftschacht im Glauben, das Gas zöge durch den Luftschacht ab, und hier könnten wir die Rettung abwarten, aber wir hörten auch über uns das Einschlagen der Geschosse, und wie es sich später herausstellte, war der Luftschacht zusammengeschossen worden. Wir waren von der Welt abgeschlossen, schlimm war für sich schon die Stelle, wo wir uns befanden, denn der Tunnel war hier höher als vorne und mit schlechter Luft gefüllt. Und nun warteten wir hier in der Hoffnung, doch bald Hilfe von unseren Kameraden zu bekommen; aber die Zeit verging und schon machten sich Atembeschwerden bemerkbar. So beschlossen wir, einen Luftschacht nach oben durchzustoßen, es waren ja Pioniere bei uns, die es verstanden. Ein paar Kameraden stellten sich zusammen, zwei Pioniere standen uns auf die Schulter, um so den Durchbruch nach oben zu machen, aber aller Mut und Tapferkeit zerschellte an Atembeschwerden, und so stürzte all unsere Hoffnung in sich zusammen. Wir stellten fest, daß der Sauerstoff in der Luft verbraucht war, die Lichter gingen aus, die Streichhölzer flackerten. Die Wärme war unerträglich, Durst stellte sich ein. Eine einzige Flasche Sauerstoff hatten wir, die stellten wir an die Wand und ließen sie langsam abblasen. Immer unerträglicher wurde unser Dasein. Es war finster. Wir hatten nur die Taschenlampen und da hieß es sparen. Etliche Kameraden lagen an der Barrikade und horchten, ob nicht bald Hilfe käme, aber sie täuschten sich und alle Hoffnung sank in sich zusammen. Hätten wir nur Wasser und Luft! Aber das Wasser lag unter Gas- und Rauchwolken, und die eisernen Portionen konnten wir nicht holen. Körperliche und seelische Erschütterungen stellten sich ein, viele lagen am Boden, Durst und die ungeheuere Hitze quälten, und so erlitten wir den Zusammenbruch, nicht fähig, etwas zu unternehmen. Die Depression unter meinen Kameraden war furchtbar, furchtbar war die Finsternis und mit Bitten und Flehen um Hilfe erfüllt. In meiner Nähe mußte eine Gruppe sitzen, denn ich hörte sie den Rosenkranz beten. Eine Taschenlampe blitzte auf und ich glaubte bestimmt, unter ihnen Unteroffizier [August] Maier[30] vom Bataillonsstab erkannt zu haben, und Gefreiten Staible, Radfahrer beim Bataillon. Nie werde ich es vergessen, den Abschied aller meiner Kameraden! Einer rief nach der Frau und seinen Kindern, der andere nahm Abschied von seinen Eltern und Geschwistern, die gleiche Erschütterung kam auch über mich, auch ich nahm im Geiste Abschied von allen Lieben. Eine Karte wird Euch berichten von meinem Fehlen mit der Bemerkung: Vermißt! Langsam und furchtbar war der Kampf auf Leben und Tod, mir klebte die Zunge am Gaumen, als drückte einem der Wahnsinn die Kehle zu. Alles rief nach Wasser, die meisten waren entkleidet in dieser Hölle, um auf diese Art Linderung zu bekommen – aber alles vergebens. Der Tod lachte über seine Ernte und der Tod hielt Wache an der Barrikade, damit keiner entrinne. Wie lange wir eingeschlossen waren, weiß ich nicht. Drei oder vier Tage? Ich saß auf dem Pritschenrand, angelehnt an den Pfosten, dumpf tönten die Schüsse in das Grabesdunkel. – Die einen riefen nach Rettung, andere nach Wasser, es war ein Ort des Abschiednehmens und Sterbens. Neben mir lag ein Kamerad auf dem Boden, er rief mit brechender Stimme, wir möchten ihm die Pistole laden. Auch ich sah darin die Erlösung, ich rief ihn an und tastete nach ihm. Er gab mir eine Armeepistole 08, ich zog mit meiner letzten Kraft die Spannfeder zurück und gab sie ihm auf seine Bitten. Ein kurzer Augenblick – vielleicht ein Abschiednehmen noch von all seinen Lieben – und ein Knall erscholl durch diese Grabeshalle – und ein Röcheln kam aus seinem Munde – er war erlöst. Andere riefen nach Wasser, Wasser und Erlösung. Ich wollte auch den kurzen Weg gehen, um erlöst zu werden, mit der linken Hand fühlte ich meinen Herzschlag und dachte: bald wirst du auch Ruhe haben; ich suchte die Waffe, die ich auch fand – mein toter Kamerad lag ja neben mir – langsam gelang es mir, auf den alten Platz bei der Pritsche zu kommen, ein kurzes Abschiednehmen von meinen Lieben, und ich setzte die Waffe an mein Herz, kalt war der Lauf, und hob die Rechte immer höher und ?? – Als ich erwachte, lag ich auf dem Boden – ein Schwächeanfall mußte mich bewahrt haben vor dem letzten Schritt. Nur Wasser, Wasser! Im Kampf auf Leben und Tod wälzte ich mich auf dem Boden, hierbei stieß ich an leere Wasserflaschen, aber es war ja nur ein Gelächter dieser Flaschen – und doch führte ich sie an meinen Mund. Durch das Klirren der Flaschen hörte ich auch andere Kameraden nach Wasser rufen, es war ja Wahnsinn, der sein Spiel mit uns trieb. Die Kehle schmerzte mir und der Leib. Nur Wasser, Wasser! Dem Wahnsinn nahe, versuchte ich zu knien, was mir auch gelang, langsam faltete ich die Hände zu einer Schale und trank meinen Urin in gierigen Zügen. Neue Schwächen kamen über mich. Als ich wieder wach war, trank ich nochmals meinen Urin. Ich kroch ein kleines Stück und stieß an einen kleinen Hügel – es muss Sand gewesen sein, der durch die Risse runterrieselte. Hier konnte ich meinem Körper etwas Kühlung verschaffen. Dabei fand ich eine Taschenlampe, ich versuchte sie zum Brennen zu bringen, was mir mit meiner letzten Kraft gelang. Ich lag auf der Seite, das Licht tat mir weh in den Augen, aber was ich noch sehen konnte, war nur Schrecken. Hier lagen meine toten Kameraden nackt und krampfhaft die Hände ausgestreckt! Nichts wollte ich mehr sehen und ließ die Lampe fallen. Neues Dunkel umhüllte mich, wie lange ich nun hier lag, weiß ich nicht. Immer noch lag ich auf dem kleinen Hügel, da, ich traute meinen Ohren nicht – treibt der Tod mit mir sein Spiel? Ich hörte die Worte: Hilfe! Ich weiß nicht, war es hinten oder vorne, Grabesdunkel umhüllte mich, und wieder: Hilfe!, etwas näher. Ich wälzte mich um und hob ein klein wenig den Kopf, aber wie Blitze zuckte es in meinen Augen, so dass ich sie wieder schloss. Sollte es Licht sein? Kam Rettung? Ich versuchte, mit meiner letzten Kraft zu rufen, und da hörte ich sie: Nur ruhig, Kamerad, wir kommen! Sie machten sich über mich her, meine Retter, und gaben mir Wasser, Wasser. Ich konnte es nicht begreifen, sollte ich gerettet sein? Noch einmal mußten die Retter mich verlassen. Dann kamen sie mit einer Zeltbahn und holten mich. Kalte Luft wehte mir entgegen und wieder gab es Wasser, Wasser! Dann sagten die Retter: Heute ist der sechste Tag seit der Verschüttung! Noch zwei Kameraden waren mit mir gerettet. Ich kannte sie aber nicht. Auch glaubte ich, dass meine Retter Hunde bei sich hatten; sehen konnte ich nicht, denn meine Augen waren schwach. Ich freute mich, aus dem Ort des Grauens, wo der Tod seine Ernte gehalten hatte, entronnen zu sein.

In seinem Bericht an die 56. Reserveinfanteriebrigade vom 8. Mai 1917 musste sich Major Schüler für den feindlichen Einbruch in seine Stellungen und den Verlust von Craonne rechtfertigen: Stets habe das Regiment auf die Schwachstelle an seiner rechten Flanke hingewiesen. Die äußerst ungünstigen Geländeverhältnisse am Winterberg mit seinen Steilhängen und dem sandigen Boden hätten keine tiefere Staffelung der Truppen mit der Anlage von schusssicheren MG-Unterständen erlaubt. Das feindliche Artilleriefeuer sei beispiellos gewesen, und durch den Verlust der Reserven im Winterberg-Tunnel hätte das Regiment die Linien nicht mehr gegen den französischen Infanterieangriff halten können. Auch die von der Brigade angeforderte Verstärkung für einen Gegenschlag sei ausgeblieben. Tatsächlich hatte Schüler am 4. Mai schon um 12:30 Uhr den Tunneleinsturz an die Brigade gemeldet und mitgeteilt, dass die verschütteten Mannschaften wahrscheinlich größtenteils nicht mehr zu retten seien. Die Lage in den vorderen Linien sei unklar, Unterstützung durch das badische Reserveinfanterieregiment 110 dringend erbeten. Die Brigade ihrerseits beharrte in ihrer Stellungnahme vom 10. Mai darauf, dass sie vom Brand des Winterberg-Tunnels am 4. Mai um 12:00 Uhr zunächst telefonisch vom Reserveinfanterieregiment 109, dann um 13:00 Uhr von Major Schüler erfahren habe. Dieser habe zwar um Unterstützung gebeten, doch sei sie zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass das Regiment die Stellung mit eigenen Kräften halten könne. Der komplette Wegfall der Reserven im Winterberg-Tunnel sei der Brigade nicht bekannt gewesen. Erst nach Beginn des französischen Infanterieangriffs um 20:30 Uhr sei erneut Unterstützung angefordert worden. Die Unterbrechung der Kommunikation und das feindliche Trommelfeuer hätten aber alle Gegenaktionen verzögert. Der abschließende Bericht von Generalmajor Alfred Ziethen als Kommandeur der 28. Reservedivision an den Kommandierenden General der Gruppe Sissone, Graf Eberhard von Schmettow, vom 12. Mai 1917 attestierte Major Schüler, dass seine Gefechtsführung den schwierigen Bedingungen Rechnung getragen habe und seine Entschlüsse richtig waren, ihre Durchführung jedoch an den unglücklichen Verhältnissen scheiterte. Die vollständige Vernichtung seiner Reserven im Winterberg-Tunnel sei ihm im Laufe des Gefechts erst langsam bewusst geworden und konnte aufgrund der gestörten Verbindungen zur Brigade auch nicht rechtzeitig übermittelt werden.

Der zunächst erfolgreich begonnene französische Sturm auf Craonne blieb aufgrund deutscher Gegenangriffe schließlich am Rand des Winterbergs stecken. Das Reserveinfanterieregiment 111 hatte hohe Verluste erlitten und wurde am 6. Mai aus der Kampflinie nach St. Erme und Sissone zurückgenommen. Die Gefechtsstärke war in drei Tagen von 55 Offizieren und 2333 Mann auf 34 Offiziere und 1456 Mann gefallen. Allein im Winterberg-Tunnel waren wohl 100-150 Mann umgekommen. Am 10. Mai 1917 informierte Ordonanzoffizier Leutnant Theodor Conrath den vormaligen Regimentskommandeur Oberst Franz Ernst Ley über die Geschehnisse am Winterberg bei Craonne. Er selbst war nur knapp dem Tod entronnen: Vom 2 - bis 4 abends Artilleriefeuer ohne Beispiel (37 cm), Tunnel in Brand geschossen. Heraus durch das Höllenfeuer, doch nur mit Teilen, Rest erstickt, 7., 8. und 1./111 nebst Rinter und Dusbach. Eingänge eingetrommelt. Paris! Was auf Winterberg lag, tot oder verschüttet. Vorhang durch 9./IR zurückgewonnen. Verluste schrecklich.[31] Auch auf französischer Seite waren viele Menschen umgekommen: Das 18. und 34. französische Infanterieregiment, die die Angriffe hauptsächlich ausgeführt hatten, vermeldeten fast 2.000 Tote, Verletzte und Vermisste.[32] Der verschüttete Stollen und die in ihm liegenden Soldaten wurden in der Folgezeit nicht geborgen und seine genaue Lage geriet in Vergessenheit, als die Front über ihn hinwegging.

Doch die Menschen selbst waren nicht vergessen. Jahrelang ließen ihre Angehörigen nach Spuren von ihnen suchen, stets vergeblich, schließlich wurden ihre Todesbescheinigungen ausgestellt: So z.B. für den am 15. September 1884 in Forchheim geborenen Tagelöhner Karl Anker, der in der 12. Kompanie des Reserveinfanterieregiments 111 gedient hatte und im Winterberg-Tunnel untergebracht gewesen war.[33] Er wurde auf Antrag seiner verwitweten Mutter Christine am 2. Oktober 1919 vom Amtsgericht Ettlingen für tot erklärt. Als letzten Gruß von ihm hatte sie seinen Brief aus dem Schützengraben bei Craonne vom 28. April 1917 vorgewiesen, in dem er sie um die Übersendung von Lebensmitteln bat und sich Gedanken über einen möglichen Urlaub von der Front machte. Auch von dem am 15. Mai 1887 in Unterprechtal geborenen Säger Emil Burger (10. Kompanie) konnte seine Frau Anna einen letzten Brief vom 1. Mai 1917 vorweisen[34]: Zwar hatte er sich über das Foto seines kleinen Sohnes Fridolin sehr gefreut, doch zugleich ihr auch schwere Vorwürfe gemacht, warum sie ihm so wenig schreibe. Obwohl selbst nicht direkte Augenzeugen des Geschehens, berichteten die beiden Regimentskameraden (3. Kompanie) Josef Schwarz[35] und Konstantin Heinzelmann[36] vor dem Amtsgericht Gengenbach von der Katastrophe im Winterberg-Tunnel und der Auffindung des Tornisters von Emil Burger: Die wenigen Überlebenden seien aufgrund der giftigen Munitionsgase kohlrabenschwarz gewesen. Vom am 27. August 1897 in Wilhelmsfeld geborenen Tagelöhner Johann Hertel (12. Kompanie) kehrte nur sein Soldbuch zurück.[37] Dessen letzter Eintrag stammte vom 27. März 1917, als er gegen Typhus geimpft worden war. Vergeblich hatten das Internationale Rote Kreuz und das in Berlin ansässige Zentralnachweiseamt nach ihm gesucht. Der penibel aufgeführte Nachlass des am 11. März 1876 zu Wolterdingen geborenen und am Winterberg verschollenen Landwirts Hermann Kempf (9. Kompanie) wurde 1923 schließlich auf seine Frau Magdalena und ihre kleinen Kinder Maria Agathe, August Wilhelm und Paula übertragen.[38]

Im 1927 erschienenen Hohenzollerischen Gedenkbuch für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs[39] finden sich noch vereinzelte Fotos von Johann Baier (12. Kompanie)[40], Ernst Henle (10. Kompanie)[41], Josef Riester (11. Kompanie)[42] und Johann Qualbert (Albert) Wetzel (12. Kompanie)[43]. Im selben Jahr wurde am 28. August in der Stadt Stockach ein schlichter Gedenkstein für das Reserveinfanterieregiment 111 im Stadtgarten eingeweiht.[44] Ihm folgte 1934 ein der NS-Ästhetik verpflichtetes Kriegerdenkmal vom Elzacher Bildhauer Erwin Krumm (1898-1980) vor der Stadtkirche St. Oswald.[45] Eine kurze Erwähnung fanden die Toten des Winterberg-Tunnels noch im 12. Band der im Auftrag des Oberkommandos des Heeres erstellten offiziellen Darstellung des Ersten Weltkrieges[46]: Er erschien in dem Jahr, in dem Deutschland den Zweiten Weltkrieg auslöste.

Anmerkungen

[1] Vgl. zur Einführung Nicolas Offenstadt (Dir.): Le Chemin des Dames. De l'événement à la mémoire, Paris 2012. Denis Defente (Dir.): Le Chemin des Dames 1914-1918, Paris 2010.

[2] Der Name „Winterberg“ tauchte erstmals wohl im Frühjahr 1917 auf und stammte vermutlich von Soldaten, die sich an ihren Heimatort im Sauerland erinnert fühlten (vgl. Gustav Goes: Chemin des Dames, Hamburg 1938, ND Wolfenbüttel 2015, S. 90); möglicherweise aber auch eine Anspielung auf den preußischen Sieg gegen die Franzosen in der Schlacht bei Spichern am 6.8.1870, an den das bereits 1874 errichtete und weit bekannte „Winterbergdenkmal“ in Saarbrücken erinnerte.

[3] Vgl. zur Einführung Thierry Hardier (Dir.): Craonne. 100 ans de batailles inachevées (1914-2018). CRID 14-18/LA CAGNA Edhisto [2018], zum Winterberg-Tunnel bes. S. 109-113.

[4] Vgl. zum Erinnerungsort „Chemin des Dames“: https://www.chemindesdames.fr.

[5] Vgl. die Berichte in: Frieden. Zeitschrift des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1 (2021), S. 24f. und 2 (2021), S. 24f. Vgl. hierzu auch das Schicksal von etwa 600 Soldaten, vornehmlich des Württembergischen Infanterieregiments 476, die am 20. Mai 1917 östlich von Reims im Cornillet-Tunnel verschüttet worden waren und deren Leichen 1974-1984 geborgen wurden.

[6] Vgl. hierzu die archäologische Ausgrabung des 2011 aufgefundenen Kilian-Stollens bei Carspach im Elsass: https://archeologie.culture.fr/archeologie1418/de/tunnel-von-carspach und die Ausstellung im Museum der Stadt Straßburg von Bernadette Schnitzler et Michaël Landolt (Dir.): A L’EST, DU NOUVEAU! Archéologie de la Grande Guerre en Alsace et en Lorraine. Sous la direction de, Strasbourg 2013; sowie Michaël Landolt: Der Kilianstollen. Eine deutsche Stollenanlage aus dem Ersten Weltkrieg bei Carspach (Elsass, F), in: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 28 (2015), S. 135-146. Vgl. zum Thema Schlachtfeldarchäologie allgemein: Joachim Krüger u.a. (Hg.): Tollensetal 1300 v. Chr. Das älteste Schlachtfeld Europas, Darmstadt 2020.

[7] Vgl. hierzu z.B. das 2017 eröffnete französisch-deutsche „Historial“ auf dem Hartmannsweilerkopf im Elsass: https://www.memorial-hwk.eu/de.

[8] Vgl. zur Darstellung der Kampfhandlungen besonders Landesarchiv BW GLAK 456 F 1/249 und 256; GLAK 456 F 16/283 und 305; GLAK F 29/10; GLAK 456 F 55/147, 148, 159, 160, 162, 287 und 336.

[9] Vgl. Kriegsrangliste Landesarchiv BW GLAK 456 D/228, Nr. 293 und 456 D/229, Nr. 5. Ein Foto von ihm findet sich in der Regimentsgeschichte, S. 148 (vgl. Anm. 10).

[10] Eduard Bachelin und Wilhelm Geiger (Bearb.): Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 111 im Weltkrieg 1914 bis 1918, Karlsruhe [1937], bes. S. 144-158 und S. 320-335.

[11] Vgl. Personalakte Landesarchiv BW, GLAK 456 E/302 und Kriegsrangliste 456 D/228, Nr. 283.

[12] Vgl. Personalakte Landesarchiv BW, GLAK 456 E/3460 und Kriegsrangliste 456 D/228, Nr. 134.

[13] Der auf S. 320-323 wiedergegebene Text von Major Schüler findet sich bereits abgedruckt bei Wilhelm Müller-Loebnitz (Bearb.): Die Badener im Weltkrieg 1914-1918, Karlsruhe 1935, S. 276-279; sowie in der Fest-Schrift zum Regimentstag des Res.-Inf.-Regiments 111 in Stockach am 27. und 28. August 1927 (Wehrgeschichtliches Museum Rastatt, WGM Inv. Nr. 024590).

[14] Vgl. Personalakte GLAK 456 E/3453 und Kriegsrangliste 456 D/227, Nr. 391.

[15] Vgl. Personalakte GLAK 456 E/2779 und Kriegsstammrolle 456 C/2661, Nr. 1029.

[16] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2663, Nr. 71.

[17] Möglicherweise Vizefeldwebel Emil Heim, vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2638, Nr. 18.

[18] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2638, Nr. 202.

[19] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2659, Nr. 464 (in der Regimentsgeschichte fälschlich „Fißer“).

[20] Reserve-Infanterie-Regiment 111 (wie Anm. 9), S. 324.

[21] Im Privatbesitz von Herrn Klaus Hillenbrand in Friedrichshafen; vgl. auch Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2659, Nr. 1118.

[22] Vgl. Personalakte Landesarchiv BW, GLAK 456 E/7204 und Kriegsrangliste Landesarchiv BW, GLAK 456 D/228, Nr. 1; Ley ging 1918/19 als Generalmajor in den Ruhestand und verstarb 1944. Sein umfangreicher Nachlass mit wichtigen Informationen zur Regimentsgeschichte befindet sich im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt.

[23] Vgl. Personalakte Landesarchiv BW, GLAK 456 E/14856 und Kriegsrangliste GLAK 456 D/228, Nr. 66. Sein bis zum 16.4.1917 geführtes Kriegstagebuch befindet sich im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt (WGM Inv. Nr. 022206); vgl. auch Kurt Siegfried Kölbig undHans-Karl Kuhn (Hg.): Gedanken an der Westfront 1914-1917. Das Tagebuch des Leutnants der Reserve Karl August Zwiffelhoffer (Sonderdruck der Schweizerischen Gesellschaft für Historische Waffen- und Rüstungskunde), Gland 2003.

[24] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2657, Nr. 15.

[25] Vgl. Anm. 21.

[26] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2659, Nr. 1113+1281; dazu Kriegsrangliste GLAK 456 D/227, Nr. 354.

[27] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2659, Nr. 540.

[28] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2659, Nr. 1034.

[29] Bachelin/Geiger (wie Anm. 10), S. 327-330.

[30] Vgl. Kriegsstammrolle Landesarchiv BW, GLAK 456 C/2659, Nr. 124.

[31] WGM Inv. Nr. 024591; vgl. Personalakte Landesarchiv BW, GLAK 456 E/1835 und Kriegsrangliste Landesarchiv BW, GLAK 456 D/228, Nr. 252.

[32] Die zugehörigen „Journaux des Marches et Opérations“ (J. M. O.) des französischen 34. Infanterieregiments (26 N 608/4), 49. Infanterieregiments (26 N 639/5) und 218. Infanterieregiments (26 N 718/3), nicht aber des 18. Infanterieregiments, sowie der 36. Infanteriedivision (26 N 328/2) und der 10. Armee (26 N 51/7) im Militärarchiv Vincennes liegen bereits digitalisiert vor: https://www.memoiredeshommes.sga.defense.gouv.fr/fr/arkotheque/inventaires/ead_ir_consult.php?fam=3&ref=FR_SGA_JMO_1ere_GM_00001.

[33] GLAK 270/3359; vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2661, Nr. 1010.

[34] StAF B 20.2, Nr. 1014; vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2658, Nr. 1105.

[35] Vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2642, Nr. 361.

[36] Vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2642, Nr. 345.

[37] GLAK 269/2911; vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2661, Nr. 1044.

[38] StAF G 536/1, Wolterdingen Abt. IV, Nr. 1040; vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2657, Nr. 967.

[39] Hohenzollerisches Gedenkbuch 1914-1918, Hechingen 1927.

[40] Vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2661, Nr. 752; Hohenzollerisches Gedenkbuch, S. 415

[41] Vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2658, Nr. 1100; Hohenzollerisches Gedenkbuch, S. 770.

[42] Vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2659, Nr. 303 und 1103; Hohenzollerisches Gedenkbuch, S. 651.

[43] Vgl. Kriegsstammrolle GLAK 456 C/2661, Nr. 44; dazu StAS Ho 414/3 T 3, Nr. 1/002; Hohenzollerisches Gedenkbuch, S. 488 bzw. S. 395.

[44] GLAK F-S Postkarten, Nr. 830; vgl. zum Regimentstag des RIR 111 und zur Weihe des Gedenksteins am 27.8./28.8.1927 mit der Rede von Generalmajor Ley: WGM Inv. Nr. 024590.

[45] GLAK F-S Postkarten, Nr. 829; vgl. Martina Blaschka: „Glücklich gewählt ist die Lage und vornehm der Obelisk, der mahnend zum Himmel ragt.“ Denkmal für die gefallenen Kriegsteilnehmer am Ersten Weltkrieg in Stockach, in: Denkmalpflege Baden-Württemberg 43/4 (2014), S. 242-247.

[46] Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Im Auftrage des Oberkommandos des Heeres bearbeitet und herausgegeben von der Kriegsgeschichtlichen Forschungsanstalt des Heeres. Die militärischen Operationen zu Lande, Bd. 12: Die Kriegführung im Frühjahr 1917, Berlin 1939, S. 361 und S. 407; hier wird die Zahl von fast 200 Toten genannt.

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