Eine Neue Messe für Stuttgart auf den Fildern

Die Neue Messe zwischen Autobahn A 8 und Flughafen bei Leinfelden-Echterdingen. Copyright: LMZ BW
Die Neue Messe zwischen Autobahn A 8 und Flughafen bei Leinfelden-Echterdingen. Copyright: LMZ BW
Ein langer Weg lag hinter den Planern und Bauherren, als am 19. Oktober 2007 die Neue Messe Stuttgart auf den Fildern gegenüber dem Flughafen Stuttgart auf Echterdinger Markung mit viel Prominenz eingeweiht wurde. Die Geschichte dieser flächenzehrenden Baumaßnahme – immerhin wurden 100 ha wertvollen Ackerbodens überbaut – beginnt schon Ende der 1980er Jahre, als die Messe Stuttgart nach Erweiterungsmöglichkeiten für das zu klein gewordene Areal auf dem Killesberg suchte. Ende 1991 setzte die Prüfung potenzieller Standorte ein. Gefragt war ein möglichst ebenes Gelände von ca. 150 ha, welches mit Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein sollte. Unter 80 möglichen Standorten empfahl das Standortgutachten Messe 2000 des Büros Weidleplan das Bauprojekt im Zwickel zwischen Echterdinger Ei, Bundesstraße B 27, Autobahn A 8 und Flughafen zu verwirklichen. Die Festlegung auf das Areal Echterdinger Ei-Ost mobilisierte sofort viele Gegner, vorweg Naturschutzverbände und bald etliche Tausend Bürger, die sich 1998 zu einem Aktionsbündnis Die Filder leben lassen, dem bis dahin größten im Land, zusammenschlossen. Auch die Stadt Leinfelden-Echterdingen wollte die neue Messe nicht unwidersprochen hinnehmen. Unbeeindruckt davon trieben die Politiker die Planungen voran. Am 10. Dezember 1998 verabschiedete der Landtag das Landesmessegesetz und ein gutes halbes Jahr später, am 21. Juli 1999, beschloss der Verband Region Stuttgart den Regionalplan zugunsten des neuen Messebauplatzes zu ändern. Den europaweit ausgeschriebenen zweistufigen Architektenwettbewerb gewann im Februar 2000 das Stuttgarter Büro Wulf & Partner. Gleichzeitig wurde der Streit vor die Gerichte getragen. Die Projektgesellschaft Neue Messe, in der das Land Baden-Württemberg, die Stadt Stuttgart und die Region Stuttgart sich die Anteile teilten, reichte ungeachtet der laufenden Gerichtsverfahren am 26. Juni 2001 beim Regierungspräsidium Stuttgart den Antrag auf Planfeststellung ein, worauf es zu 21 000 Einwendungen kam, die vom 15. bis 23. Juli 2002 durch das Regierungspräsidium Stuttgart verhandelt und alle-samt zurückgewiesen wurden. Die angerufenen Gerichte entschieden in allen Instanzen gleich und sahen im Bau der neuen Messe keinen Verstoß gegen Gesetze und Rechtsverfahren, zuletzt die Mannheimer Verwaltungsrichter. Sie urteilten endgültig im Juli 2004 für den Bau der Messe auf den Fildern und damit waren alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Die betroffenen Grundbesitzer konnten sich nun ausrechnen, ob sie enteignet oder doch lieber zum respektablen Preis von 53 (statt 20) Euro/qm Boden entschädigt werden wollten. Den Ausschlag gab dann die Überlegung, dass weiteres Prozessieren sinnlos sei, zumal ein betroffener Landwirt ein lukratives Angebot nicht ausschlagen konnte, wollte er nicht seine Existenz und Altersversorgung riskieren. Nun konnten die Baumaschinen anrollen und mit dem ersten Spatenstich am 14. September 2004 wurde das auf 806 Mio. Euro veranschlagte Projekt begonnen. Entstanden ist ein ansehnliches architektonisches Ensemble von neun Hallen mit zusammen 100 000 qm Ausstellungsfläche unter geschwungenen Dächern, die sich um ein begrüntes Forum gruppieren, dazu zwei Parkhäuser, die sich elegant über die Autobahn spannen.

Aktuell (2008) sprechen die Besucherrekorde und die gestiegenen Übernachtungszahlen im Lkr. Esslingen für die an die Landesmesse Stuttgart gestellten Erwartungen; die Zukunft wird zeigen, ob sie die wirtschaftliche Struktur der Region weiterhin stärkt. .

Rainer Loose

Veröffentlicht in: Der Landkreis Esslingen. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Esslingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2009, Bd. 1, S. 183. 
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