Unterbalbach

Der jüdische Friedhof in Unterbalbach. [Quelle: Landesarchiv BW, EL 228 b II Nr. 32815, Bild 1]
Der jüdische Friedhof in Unterbalbach. [Quelle: Landesarchiv BW, EL 228 b II Nr. 32815, Bild 1]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

Unterbalbach, das seit 1810 zum Großherzogtum Baden gehörte, war ursprüng­lich im Besitz der Grafen von Rieneck und fiel 1590 dem Deutschorden zu. Seit 1408 war das Mergentheimer Patriziergeschlecht der Süzel Lehnsinhaber von Unterbalbach.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts räumten Angehörige dieser Familie den Juden der Deutschordenslande im Taubertal ein ¼ Morgen großes Stück Land als Begräbnisplatz ein. Als Unterbalbach an den Deutschorden fiel, gewährte der Hoch- und Deutschmeister Maximilian I. 1590 den Schutzjuden des Ordens die weitere widerrufliche Benutzung des Friedhofs gegen einen Jahreszins von 16 Gul­den und erlaubte die Beisetzung auswärtiger und fremder Glaubensgenossen. Auf dem im Laufe der Zeit mehrfach vergrößerten Friedhof fanden vor allem die Juden aus heute württembergischen Gebieten ihre letzte Ruhe, aber auch aus Angeltürn, Boxberg, Königshofen und Neunstetten. Bei der Oberführung der Leichen musste Zoll an den Grenzstationen gezahlt werden. Beerdigungen durften nicht an Sonntagen stattfinden, höchstens in der Nacht.

Der Übergang von Unterbalbach an Baden führte zu Auseinandersetzungen mit Württemberg über die Rechte am Judenfriedhof, der schließlich als Privateigentum der Bad Mergentheimer jüdischen Gemeinde behandelt wurde. 1902 wurde die „Israelitische Bezirksfriedhofverwaltung Mergentheim - Friedhof zu Unterbalbach" in das Mergentheimer Vereinsregister eingetragen.

1940 wurde der Verein in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert. In der Kristallnacht blieb die ehrwürdige Begräbnisstätte mit ihren fast 1.000 Gräbern unbehelligt. Juden haben in Unterbalbach nur im 17. und 18. Jahrhundert vereinzelt gelebt.

In dieser Studie nachgewiesene Literatur

  • Diehm, Franz, Der Judenfriedhof lag im „Ausland", 1953.

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Unterbalbach, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

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