Dass die Region um Oberndorf am Neckar bereits in römischer Zeit von Interesse war, zeigt der wiederaufgebaute Wachturm des Römerkastells bei Waldmössingen, der einen Abschnitt der Ost-Westverbindung von Augsburg über das Kinzigtal nach Straßburg sichern sollte. Die heutige überregionale Bekanntheit der wohl durch die Herzöge von Teck Mitte des 13. Jh. gegründeten Stadt rührt von der hier ansässigen Waffenindustrie, an deren Anfängen die Königlich Württembergische Gewehrfabrik stand. Dazu wurden um 1812 die offenbar als nutzlos betrachteten Gebäude des Augustinerklosters umgebaut, heute teilweise Kulturzentrum und eines der Wahrzeichen von Oberndorf. Das Augustinerkloster entstand um die Mitte des 13. Jh. zunächst als Frauenkonvent. Nach wirtschaftlichem und religiösem Niedergang wurde es Mitte des 16. Jh. in ein Männerkloster umgewandelt. Daneben existierte in Oberndorf bis zum Beginn des 19. Jh. ein Dominikanerinnenkloster. Mit dem Übergang Oberndorfs an Württemberg diente das Augustinerkloster für einige Jahre als Kaserne. Später waren außer der Produktion noch Wohnräume der Fabrikmitarbeiter in den Gebäuden untergebracht, sowie das Magazin in einem Teil der Klosterkirche. Die Umwandlung ehemaliger Klöster im Zuge der Industrialisierung war indessen nicht ungewöhnlich und wurde auch andernorts praktiziert, wie in Wittichen, das eine Blaufarbenfabrik beherbergte. Die Einwohnerschaft Oberndorfs trug alles mit Fassung. Nachdem der Ort 1810 zur Oberamtsstadt des Königreichs Württemberg wurde, entstand 1868 die Oberamtsbeschreibung, die ihnen bescheinigte „ ... großer Fleiß, Sparsamkeit und viel kirchlicher Sinn sind vorherrschend. Nebenbei fehlt es ihnen nicht an heiterem Sinn, Geselligkeit und freundlichem Entgegenkommen“. Diesen bewiesen sie auch, als um 1887 Gesandte aus Konstantinopel für einige Zeit in die Stadt kamen, die die Lieferungen der Gewehrfabrik überprüfen sollten. Dazu wurde eigens ein Gebäude in maurischem Stil errichtet. Dauerhafte Spuren hat die Anwesenheit der türkischen Kunden in der Oberndorfer Fastnacht hinterlassen. Als Teilnehmer des Narrensprungs brachten sie Orangen und Feigen unter das erfreute Volk, was die „Schantle“, die in Erinnerung daran bis heute Orangen verteilen, in die Brauchtumspflege aufnahmen. Das dunkelste Kapitel der Oberndorfer Rüstungsindustrie kam mit dem Zweiten Weltkrieg, als um die 12.000 Zwangsarbeiter beschäftigt wurden, die in teils KZ—ähnlichen Lagern untergebracht waren. Dazu zählte das im Auftrag der Gestapo errichtet „Arbeitserziehungslager Aistaig“ (AEL), an das seit 2007 ein Gedächtnisplatz erinnert.

Hier finden Sie den Flyer zum Aktionstag Geschichte am 25. September

Mehr zur Geschichte Oberndorfs gibt es auf LEO-BW mit den Themen

 

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Tragekissen zum Transportieren schwerer Lasten

Tragekissen, die zum Tansport schwerer Lasten auf dem Kopf genutzt wurden (Quelle: Freilichtmuseum Beuren)

Das Tragen schwerer Lasten auf dem Kopf war auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald bis weit in das 20. Jahrhundert hinein eine gängige Transportvariante. Als Hilfsmittel dienten speziell dafür gefertigte Tragekissen, wie dieses Beispiel aus dem Freilichtmuseum Beuren zeigt. Die Tragekissen, auch „Baust“ oder „Bäuschle“ genannt, wurden aus verschiedenen Stoffstücken zusammengenäht. Gefüllt wurden sie mit Stoffresten, Spelzen oder Getreidekörnern. Vor allem Frauen benutzten die Kissen zum Tragen von Körben oder Töpfen.

Eine zweistufige Ruhebank zwischen Weilheim und Nabern

Alte Ruhebank zwischen Weilheim und Nabern 1939 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 29.11.1939]

Bei den langen Wegen, beispielsweise mit schweren Wassereimern aus dem Tal hinauf auf die wasserarme Alb, waren Ruhebänke, sogenannte „Gruobbänke“, ein ersehnter Rastort. Bei den Ruhebänken, die zumeist aus Stein oder Holz gefertigt waren, handelte es sich um zweistufige Bänke. Die Last wurde auf der oberen Stufe abgestellt, die untere Stufe wurde zum Ausruhen genutzt. Beim Weitergehen konnten die Körbe oder Eimer ohne allzu große Anstrengung wieder auf den Kopf genommen werden. Bis heute kann man Ruhebänke in Baden-Württemberg finden, bevorzugt wurden sie vor oder nach Anstiegen, an Wegkreuzungen und meist im Schatten von Bäumen errichtet.
Weitere Beispiele für Tragekissen und die darauf passenden Transportkörbe aus dem Städtischen Museum Welzheim und dem Heimatmuseum Altes Rathaus in Loßburg finden Sie auf der Seite museum-digital:baden-württemberg.

 

 

 

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Am 9. September 1962 blickte die Welt auf Ludwigsburg. Die Rede des französischen Präsidenten an die deutsche Jugend, die zu Frieden und Völkerverständigung zwischen den ehemaligen „Erbfeinden“ aufrief, jährt sich heute zum 60. Mal. Vertrauen und Freundschaft sollten dazu beitragen, den Weg in ein vereintes Europa zu ebnen. Die mitreißende Rede zog alle in ihren Bann. 17 Jahre nach Kriegsende sollte nicht die Schuld der Vergangenheit  sondern die Perspektive auf die Zukunft im Mittelpunkt stehen. Eine ungeheure Menschenmenge war gekommen, um den Präsidenten zu erleben. Schulen hatten dazu aufgefordert nach Ludwigsburg zu fahren. Viele Jugendgruppen waren eingeladen. Das Sicherheitskonzept sah eine streng begrenzte Anzahl von Besuchern vor, die Zugang zum Schlosshof bekommen sollten, wo die Rede stattfand. Aus heutiger Sicht undenkbar und entgegen dem Protokoll wurden die Pforten geöffnet für alle, die Platz fanden. Zur Überraschung der Anwesenden hielt der Präsident seine Rede auf Deutsch und unterstrich damit seine Botschaft zur Überwindung von Barrieren und zum gegenseitigen Kennenlernen. Ein Ergebnis der Aussöhnung war die Gründung des deutsch-französischen Jugendwerks. 

Der diesjährige Festakt wird durch ein breitgefächertes Angebot bereichert. Hier eine Auswahl:

 

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Ansichten von Bad Wildbad. Quelle: Haus des Dokumentarfilms. Über 180 weitere Filmausschnitte, die spannende Einblicke in Leben und Alltag im Südwesten geben, finden Sie hier

Das Haus des Dokumentarfilms stellt auf LEO BW über 180 Filmausschnitte zur Verfügung, die Einblick in das Leben und den Alltag vergangener Tage geben. Dieses Video von 1928 zeigt Ansichten aus Bad Wildbad und eine Fahrt mit der Sommerbergbahn. Die Kurstadt Bad Wildbad ist eingebettet in das stille Tal der Enz im nördlichen Schwarzwald. Seit 1908 bringt die beliebte Sommerbergbahn Fahrgäste von Bad Wildbads Zentrum nach oben auf das Hochplateau des Sommerbergs. Die Idee einer Bergbahn, die mit ihrer Gleisanlage ein weithin sichtbares Band von der Stadt und ihren Bädern und dem Sommerberg darstellen sollte, entstand bereits 1898. Umgesetzt wurden die Pläne jedoch erst 1907 durch eine Bürgerinitiative, die eine Bergbahn-Aktiengesellschaft gegründet hatte. Nach erfolgreicher Eröffnung im Jahr 1908 erkannte die Stadt Wildbad sehr rasch den Nutzen und übernahm die Bahn. Seitdem wird die Sommerbergbahn als kommunaler Eigenbetrieb geführt. Die erste Wagengeneration konnte bereits bis zu 56 Personen vom Tal auf den Sommerberg transportieren, war aber wesentlich langsamer unterwegs als die heutigen Wagen der vierten Generation. An der schönen Aussicht, die man vom Sommerberg ins Enztal hat, hat sich bis heute wenig geändert. Jedoch kamen zahlreiche Attraktionen hinzu, wie beispielsweise der 2014 eröffnete Baumwipfelpfad, der eine außergewöhnliche Perspektive über den Schwarzwald bietet, und die 2018 eröffnete Hängebrücke.
Der schöne Ausblick vom Sommerberg und die Bergbahn waren auch beliebte Motive der beiden Fotografen Karl Blumenthal und Dieter von Schoenebeck. Karl Blumenthal war königlicher Hoffotograf und hatte ein Atelier in Wildbad, das 1950 von Dieter von Schoenebeck übernommen wurde. Die Fotosammlung der beiden Fotografen dokumentiert umfassend die Entwicklung Bad Wildbads während des 20. Jahrhunderts. 2002 übernahm das Hauptstaatsarchiv die Sammlung. Die digitalisierten Fotografien finden Sie hier. (JH)

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Natürlich gekühlte Orte finden sich dieses Jahr vorwiegend unter der Erde, seien es Stollen im Berg oder Kellergewölbe. Früher wurden sie für die Lagerung von Wein oder zur Aufbewahrung von Eis benutzt. Speziell angelegte Eiskeller kamen während des Barockzeitalters in Mode. Die aufwendige Lebenshaltung der Fürstenhöfe forderte die Kreativität von Köchen und Zuckerbäckern, die Speisepläne mit Sorbets und anderen kühlen Köstlichkeiten bereicherten. Die Anlage eines Eiskellers stellte die Baumeister vor besondere Herausforderungen, sollte der Standort nicht nur kühl sondern auch trocken sein und in der Nähe eines Sees oder Teichs liegen, der im Winter ausreichend Eis bildete. Die weitläufigen Parkanlagen boten meist gute Voraussetzungen. Als Alternative zu unterirdischen Kellern entstanden künstlich aufgeschüttete Hügel, die mit besonderen Aufbauten akzentuiert und in das architektonische Gesamtkonzept integriert werden konnten. Eine der größten erhaltenen Anlagen in Süddeutschland gehört zum Ludwigsburger Schloss. Der Eisspeicher besteht aus einem Gewölbe mit kreisrundem Grundriss, einer wegen ihres Fassungsvermögens gern genutzten Form, der zur Dämmung ein zeltähnliches Schilfdach erhielt.

Ein weiteres Beispiel aus dem 19. Jh. hat sich bei der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Illenau erhalten, wo der Keller in einem nahegelegenen Hügel angelegt wurde. Das Gelände ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet, wobei der etwas gruselige Eisbunker zur Bildung einer Legende anregte. In Winternächten sei dort das Knallen von Peitschen zu hören, das verstärkt durch die Akustik des Gewölbes nach draußen dringt. Im Sommer hingegen herrscht Ruhe und auch zu sehen ist nichts. Die Phantasie machte die Dämonen des Winters für den Spuk verantwortlich, die nur in der kalten Jahreszeit ihr Unwesen treiben. Die ersten warmen Sonnenstrahlen zwingen sie, sich zurückzuziehen und Sommerschlaf zu halten. Das jedenfalls besagt die Geschichte des Fastnachtsvereins „Eiskellerdämonen Oberachern 2009 e.V.“ Der wahre Kern der Legende dürfte darauf zurückzuführen sein, dass das bei  Temperaturschwankungen berstende Eis heftige Geräusche hervorbringt, was nicht nur ängstliche Menschen erschreckt.

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