Tiefenbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1345

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Angelegt wurde die Siedlung sicher schon in der Ausbauzeit von Roßfeld oder Lobenhausen aus, da wegen des »tiefen Baches« bis 1827 nur nach Westen und Norden hin Fahrwege bestanden. Daher wurde der Ort von den Hohenlohe zum Amt Roßfeld geschlagen. Der eigentliche Ort liegt auf der Nordseite des Schmiedebaches, wobei das bereits 1411 erwähnte Gasthaus Storch den Übergang an der nach Roßfeld führenden Straße belegt, während der Hof Kirchberger Straße 135 gar ein komplettes Ensemble von 1500–50 mit Wohnhaus, Scheune und Austrag darstellt. Ein dort verbauter Steinkopf stammt wohl aus der Burg Wollmershausen. Die 1413 errichtete Schmiede besetzt den Übergang zum »Kleinteil«, auch »Schmiedebach« genannt. Nördlich des Schmiedebaches zog sich die Siedlung als Straßendorf entlang und wurde erst um 1450 mit dem »Kleinteil« auf der anderen Bachseite zu einer Gesamtgemeinde zusammengefasst. Trotz des Abbrennens von 16 Häusern 1688 durch Franzosen weist Tiefenbach noch mehrere mittelalterliche Gebäude auf, die kaum erkennbar in den modernisierten Häusern stecken. Kirchberger Straße 27a soll zum Beispiel mit Abbruchsteinen der Eulenburg erbaut sein, die Scheune 127 aus dem 15./16. Jahrhundert stammen. Vom Ortsnamen her ist Rüddern ein Rodungsort, 1345 erstmals als »Rudern« erwähnt, als die von Crailsheim einen Hof und zwei Gütlein als hohenlohische Lehen erhielten. 1357 gehörte der Ort mit lediglich zwei Höfen und dem großen Zehnt zum hohenlohischen Amt Roßfeld. 1490 erwarb die Kapelle auf dem Burgberg ein Gut von Schwan von Crailsheim. 1532 lagen Fraisch und Halsgericht beim Amt Crailsheim, das Niedergericht bei der jeweiligen Herrschaft. Damals gehörten Ansbach fünf Güter, von denen zwei ins Crailsheimer Kastenamt, drei ins Amt Lobenhausen gingen, ein Gut den von Crailsheim, eines Hall. Den Zehnt zog der Pfarrer in Crailsheim ein. 1616 waren drei Güter der Pfarrei Triensbach, zwei dem Kastenamt Crailsheim, eines den Schenken von Limpurg und zwei den von Crailsheim zu Hornberg zinspflichtig. 1732 besaß Hohenlohe-Kirchberg das limpurgische Lehen; das von crailsheimsche war um ein Gut vermehrt worden. Letztere unterstanden der Fraisch Crailsheim und gehörten in die Pfarrei Roßfeld, gaben aber den Zehnt an die von Crailsheim zu Morstein. Die anderen sechs Güter gehörten zur Fraisch Lobenhausen und zur Pfarrei Tiefenbach. Für die Gemeindeordnung war nur Amt Lobenhausen zuständig. An eine Wüstung, vielleicht das 1351 erwähnte Wisgartbach, erinnern die Kapelle »Zum heiligen Kreuz« im Wischart, die noch 1480 von Crailsheim aus betreut wurde, und der Flurname Kapelläcker. Wollmershausen gehört dem Ortsnamen nach zur ersten Ausbauphase und war zunächst sicher Eigentum der Grafen von Lobenhausen. Als deren Erben besaßen 1357 die Hohenlohe die Lehnshoheit und schlugen den Ort je zur Hälfte den Ämtern Crailsheim und Roßfeld zu, ab 1399 ebenso die Burggrafen. Auf einer inzwischen durch Kalksteinabbau restlos beseitigten, aber schon 1445 aufgegebenen Burg saßen Ministeriale, die erstmals 1261 als Zeugen für Kloster Ellwangen begegnen. Obwohl auch andere Besitzer im Ort belegt sind wie 1295 bei seiner Ersterwähnung das Sankt Agneskloster in Würzburg, besaßen die Wollmershausen das gesamte Niedergericht, mindestens 1616, als sie alle acht Güter am Ort innehatten. Nach ihrem Aussterben 1708 verkaufte Hohenlohe das heimgefallene Lehen an deren Tochtermänner, die aber 1732 nur noch sechs Güter besaßen, das Stift Comburg vier Güter. 1796 ließ die preußische Regierung diese vier ›würzburgischen‹ Untertanen auf Preußen vereidigen. Der Zehnt ging zur einen Hälfte an die Crailsheimer Pfarrei, zur anderen an die weltliche Herrschaft, das heißt 1408 an von Wollmershausen beziehungsweise Hohenlohe, 1732 je ein Viertel an von Holtz und das Stift Comburg. Der Ort war reine Burgsiedlung, wenn auch die Wollmershausen seit 1445 in Amlishagen saßen. Kirchlich gehörte Wollmershausen bis 1718 zur Johanneskirche in Crailsheim, seitdem nach Tiefenbach; bis mindestens 1480 besaß der Ort mit der Burgkapelle eine eigene Filialkirche, die von Crailsheim aus bedient wurde. Vielfach schmückt Fachwerk die großen Hofanlagen Tiefenbachs. Ortserweiterungen insbesondere in Richtung Crailsheim, auf die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg geht die Siedlung »Bildäcker« zurück.
Historische Namensformen:
  • Tieffenbach 1345
Geschichte: 1345 wird der Ort erstmals erwähnt, als Konrad von Euerhausen (bei Aub) hier einen Hof als hohenlohisches Lehen erhielt (»Tieffenbach«). 1399 traten die Burggrafen die Nachfolge der Hohenlohe an und beanspruchten das Halsgericht, während die Niedergerichtsbarkeit den jeweiligen Grundherren zustand und entsprechend durch vier Schultheißen wahrgenommen wurde. Für 1532 waren dies neben den markgräflichen Kastenämtern Lobenhausen und Crailsheim mit einem beziehungsweise zwei Untertanen diverse geistliche Korporationen (5 Kapelle Tiefenbach, 4 Spital, je 1 Johanneskirche und Zwölfbotenaltar), drei für die Pfarrei Ellrichshausen, je zwei die Fuchs von Dornheim auf Neidenfels und Haller Bürger und zehn die Herren von Vellberg zu Leofels. Zwölf der 43 Gemeinderechte lagen damals noch in der Hand von bäuerlichen Eigentümern oder von Crailsheimer Bürgern. 1732 besaßen die Hohenlohe-Kirchberg die zehn Güter der Vellberg; die Ellrichshausen auf Neidenfels hatten sieben Güter und den Hirtenstab vereinigen können, statt Haller Bürgern besaßen jetzt Dinkelsbühler Bürger fünf Güter, und es waren alle Freigüter bis auf zwei in Herrenhand geraten. Selbst die geistlichen Besitzungen waren neu verteilt: je vier erhielten Spital und Schulpflege, je eine das Kapitel, die Kirchen Westgartshausen und Ingersheim. Das Kastenamt Crailsheim besaß jetzt fünf, Lobenhausen zwei Untertanen. Entsprechende Streitigkeiten der Dorfherrschaften gab es 1476, 1497 und 1600, gemeinsame Dorfordnungen wurden 1492, 1497, 1508 und 1579 erlassen. Den Zehnt besaßen 1351 zur Hälfte die Hohenlohe, je ein Viertel die Herren von Vellberg und die Pfarrkirche in Crailsheim; 1398 verkauften die Hohenlohe ihren Zehntanteil an die drei Städte Hall, Dinkelsbühl und Rothenburg, die ihn bis 1562 behielten, dann wieder an Hohenlohe-Kirchberg gaben, das 1600 auch den Vellberger Anteil erwarb. 1796 übernahm Preußen diese Zehntrechte und ließ die fremden Untertanen auf sich vereidigen. 1806 kam Tiefenbach an Bayern, 1810 dann an Württemberg. Einen Ortsadel scheint es nicht gegeben zu haben, da nur 1354 ein Ludwig von Tiefenbach in italienischen Diensten belegt ist, aber nicht sicher unserem Ort zuzuweisen ist. Immerhin begegnet 1373–90 als Mitglied des Innern Rates von Rothenburg ein Heinrich Tiefenbach. Vor Ort ist im Haus Mühlweg 6 ein Steinhaus in Form eines Wohnturmes von circa 1300 nach wie vor erhalten, 1422 auch archivalisch belegt. Ferner gibt es auf der Nordseite des Dorfes die Flur Schlossgärten und Richtung Crailsheim die so genannte Eulenburg, die 1411 noch als »Ellrichshuser Bürge« genannt wird. Tiefenbach gehörte zum Oberamt (seit 1938 Landkreis) Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung lebte auf der relativ großen Markung vor allem von Ackerbau und Viehhaltung (Schweinezucht); die Markung hatte allerdings im Südwesten recht schlechten, moorigen Boden, der erst 1770 gerodet und in Wiesen umgewandelt wurde. Es gab daher noch 1690 einen relativ hohen Waldbestand, der aber bis zur Gegenwart weitgehend reduziert wurde. Kleinbauern und Häusler lebten als Maurer, Zimmerleute, Schmiede und Taglöhner. Am Ortsrand und am Jagsthang wurden Steinbrüche ausgebeutet. Bannmühle war die Weidenhäuser Mühle, die 1532 dem Markgrafen, 1785 dem Rittergut Neidenfels gehörte und mit vier Mahlgängen und einer Säge arbeitete. Die 43 Gemeinderechte (1532) lassen auf eine Einwohnerzahl von mindestens 200 Personen schließen.

Name: abgegangene Burg Wollmershausen

Ersterwähnung: 1414
Kirche und Schule: Kirchlich gehörte Tiefenbach bis 1718 zur Johanneskirche in Crailsheim, besaß aber schon seit dem 13./14. Jahrhundert eine Kapelle, die 1414 erstmals genannt wird. Ihr Veits-Patrozinium weist auf Ellwangen, ohne dass dazu weitere Bezüge herzustellen sind. Ein Weihebrief von 1496 mit Nennung des Veits-Patroziniums, ein Bettelbrief von 1511 und ein Ablassbrief von 1516 weisen auf Baumaßnahmen: Die älteste Glocke datiert 1501, 1511 wurde ein neuer Altar geweiht und das Schiff erneuert. 1707 fand eine Verbreiterung statt, und 1719 wurde im Rahmen der Erhebung zur Pfarrei das Pfarrhaus gebaut. Bis dahin hatten die zwei Crailsheimer Kapläne abwechselnd Gottesdienst gehalten und die geistlichen Handlungen vollzogen, wofür auch der durch Inschrift auf 1619 datierte Friedhof diente. Seit 1718 gehörten Wollmershausen und bis auf zwei Untertanen Rüddern sowie die Weidenhäuser Mühle zur Tiefenbacher Pfarrei. Bereits 1569 war eine Schule vorhanden, die aber erst 1570 ein eigenes Schulhaus an der Kirchhofmauer bezog. 1692 wurde das Schulhaus durch einen Neubau ersetzt, 1757 wurden Kirche, Pfarr- und Schulhaus repariert. Die evangelische Pfarrkirche enthält den mittelalterlichen Chorturm (13./14. Jahrhundert) mit Kreuzrippengewölbe und Maßwerkfenstern. Schiff von 1512, 1707 und 1969 vergrößert. Katholiken zu Crailsheim, Pfarrei zur Heiligsten Dreifaltigkeit.
Patrozinium: St. Veit
Ersterwähnung: 1496

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