Alois Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

Fürst Alois mit seinem frisch vermählten Sohn Karl, dessen Ehefrau Carolina geb. dei Conti Rignon und seiner Gattin Josephine geb. Gräfin Kinsky beim Empfang des jungen Paars im böhmischen Haid/Bor, 1935. Quelle LABW (StAWt R S 23)
Fürst Alois mit seinem frisch vermählten Sohn Karl, dessen Ehefrau Carolina geb. dei Conti Rignon und seiner Gattin Josephine geb. Gräfin Kinsky beim Empfang des jungen Paars im böhmischen Haid/Bor, 1935. Quelle LABW (StAWt R S 23)

Auch er war ein Heimatvertriebener. Das stellte ihn auf die gleiche Stufe mit rund zwölf Millionen weiteren Deutschen. Was ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit machte, war sein Engagement für den deutschen Laienkatholizismus.

Alois Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg wurde am 15. September 1871 in Kleinheubach am Main als sechstes Kind seiner Eltern Karl und Sophia geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein geboren. Als erster seines Hauses beendete er seine Ausbildung mit einem akademischen Abschluss. Im Alter von 27 Jahren amtierte er beim Katholikentag in Neisse/Nysa als Vizepräsident und beerbte 1905 auf dem Katholikentag in Straßburg/Strasbourg seinen Vater als Präsidenten. Daneben ließ er sich zwischen 1907 und 1918 für das Zentrum in den Reichstag wählen.

Im Ersten Weltkrieg, diente der Fürst als Freiwilliger. Eigentlich war er in militärischen Dingen völlig unerfahren. Dennoch meldete sich Alois Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg zu Beginn des Ersten Weltkrieges (1914–1918) beim Automobilkorps in München. Da er glaubte, für nichts anderes zu taugen, stellte er sich, seinen Mercedes und seinen Chauffeur für Kriegszwecke zur Verfügung, um wenigstens so seinen Teil zu der großen Sache beizutragen. Außerdem richtete er in seinem Familienschloss Kleinheubach ein Lazarett für zehn Offiziere und zwanzig Mann ein. Die Kosten für Ärzte, Pflegerinnen und Verbandszeug wollte er ebenfalls übernehmen. An der Pflege der Verwundeten beteiligte sich seine Gattin, Fürstin Josephine, wie sich das für Damen der Gesellschaft damals schickte.

Der Fürst konnte seinen Dienst erst Mitte August antreten, da für ihn noch Uniformen angefertigt werden mussten. Der Fahrdienst jedoch behagte dem 43- jährigen schon bald nicht mehr. Es war ihm wohl zu wenig los: Ich bin auch etwas enttäuscht über meinen Dienst. Ich hatte mir erwartet, selbständig verwendet zu werden, Meldungen aus der Gefechtslinie holen zu dürfen und Befehle dahin zu überbringen. Nun komme ich in die eigentliche Gefechtslinie überhaupt nicht … Deshalb bewarb er sich um einen Posten als Nachrichtenoffizier. Daraufhin gehörten zu seinem Aufgabenbereich Verhöre von Gefangenen und der Spionage Verdächtigen und das Einzeichnen von feindlichen Stellungen in Karten.

Die meiste Zeit seines Kriegseinsatzes verbrachte er an der Westfront. In dieser Zeit sandte er mehr als 1000 Briefe an seine Frau und die sieben Kinder nach Hause. Seine Briefe geben ein beredtes Zeugnis seiner Befindlichkeiten. Dabei erweist er sich als guter Erzähler, der genau, nüchtern, aber auch humorvoll berichtet. Die Grausamkeiten des Krieges verschweigt er keineswegs. Im Gegenteil: Die ständige Konfrontation mit dem Tod empfand er als Chance zur Entwicklung seiner Persönlichkeit: Der Tod selbst aber beunruhigt mich nicht, da ich eben weiß, dass er kommen muss … und Das Massensterben des Krieges hat den großen Vorteil, dass man eine geringere Meinung von der Traurigkeit des Todes bekommt. Als gläubiger Katholik sieht er eher einen erfreulichen Übergang vom schlechteren in den wesentlich besseren Teil eines und desselben Lebens.

Auszug aus dem 372. Kriegsbrief vom 24. Januar 1916 mit den Überlegungen des Fürsten zum Tod. Vorlage: Landesarchiv StAWt-R Lit. D Nr. 761d
Auszug aus dem 372. Kriegsbrief vom 24. Januar 1916 mit den Überlegungen des Fürsten zum Tod. Vorlage: LABW StAWt-R Lit. D Nr. 761d

Diese Kriegsbriefe sind bis auf wenige Ausnahmen nicht im Original erhalten. Im Landesarchiv Baden-Württemberg verwahrt die Abteilung Staatsarchiv Wertheim jedoch zahlreiche Abschriften. Bei den maschinenschriftlichen Übertragungen handelt es sich weitgehend um Auszüge, die die Fürstin Josephine anfertigte und vervielfältigt an verschiedene Familienangehörige sandte. 

Mit dem Ende der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg, stand er als Angehöriger des Hochadels vor Problemen mit seinem Selbstverständnis. Eine Kompensation fand er in der verstärkten Arbeit auf dem Gebiet des Laienkatholizismus. Dabei versuchte er, soweit das möglich war, der Politik möglichst aus dem Weg zu gehen. Neben seinen ständischen Funktionen muss seine Tätigkeit als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholikentage als seine wichtigste Aufgabe angesehen werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Fürst Alois erst einmal heimatlos. Über sein Schloss in Kleinheubach konnte er nicht verfügen, und so fand er abwechselnd Aufnahme bei seinen Töchtern Sophie Gräfin von und zu Eltz und Monika Fürstin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg sowie bei seinem Sohn Karl.

Mit dem Katholikentag 1948 in Mainz setzte Fürst Alois dem deutschen Laienkatholizismus einen neuen Anfang. Sein von tiefer Religiosität geprägtes Leben, das ein eindrucksvolles Beispiel für die Haltung und Sinngebung hochadliger Existenz in den politischen und gesellschaftlichen Umbruchzeiten des 20. Jahrhunderts gibt, vollendete er am 25. Januar 1952 in (Wertheim-)Bronnbach, dem Wohnsitz seines ältesten Sohns und Nachfolgers Karl.

Nach Kriegsende und der Aufgabe des Besitzes um Schloss Haid/Bor in Böhmen - Fürst Alois hatte in den Jahren zuvor die Zentralverwaltung eingerichtet - blieben die Registratur und die Archivalien aus Wertheim dort. Deshalb gibt es im heutigen Staatsarchiv Wertheim, das die Archive der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim verwahrt, keinen geschlossenen Bestand, der die Arbeit des damaligen Familienoberhaupts des katholischen Fürstenhauses dokumentieren würde. Der Umfang der aus der geschilderten Ursache dezimierten Unterlagen sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Zwar berichtet Fürst Alois in einem Brief an den Prälaten Kreutz in Freiburg im Breisgau im November 1946, dass alle Akten und Bücher über die Katholikentage in Kleinheubach bzw. Haid/Bor verloren gegangen seien. Dennoch finden sich in den Beständen neben zahlreichen persönlichen Unterlagen auch Nachweise für seine Tätigkeit. Exemplarisch ist hier vor allem die rekonstruierte Korrespondenz aus den Jahren 1912–1914 und 1921–1926 zu nennen. Rekonstruiert deshalb, weil es sich um maschinenschriftliche Abschriften der teilweise in der Gabelsbergerschen Kurzschrift verfassten Manuskripte des damaligen Sekretärs handelt. Für die Zeit von 1928 bis 1936 liegen weitere Stenogramme vor, die allerdings noch nicht übertragen wurden.

Die in Böhmen verbliebenen Unterlagen wurden von den tschechischen Archivaren verzeichnet und liegen heute in der Zweigstelle Klattau/Klatovy des Staatlichen Gebietsarchivs Pilsen/Plzen. Die im Staatsarchiv Wertheim verwahrten Unterlagen sind über ein Online-Findmittel erschlossen (StAWt Rosenbergsches Archiv Lit. D).

Die Kriegsbriefe von Alois zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, waren Grundlage für eine Veröffentlichung von Andreas Dornheim: Kriegsfreiwilliger, aber Annexionsgegner: Alois Fürst zu Löwenstein-WertheimRosenberg und seine „Kriegsbriefe", in: Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hg. von Gerhard Hirschfeld u. a. Essen 1997.

 Martina Heine

Quelle: Archivnachrichten 37 (2009), S. 12-13.

Quelle: Archivnachrichten 48 (2014), S. 18.

Suche