An allen Fronten

Von Laëtitia Brasseur-Wild

 

Dominik Richert

Soldat
4.5.1893 – 28.3.1977

 

„Plötzlich war jedes Lachen, jeder Humor wie weggeblasen, denn keiner glaubte, die heutige Nacht zu erleben, und von der in patriotischen Schriften so oft gerühmten Kampfbegeisterung und dem Draufgängertum sah man herzlich wenig.“
(Beginn der Schlacht bei Mülhausen, 9. August 1914)

 

Dominik Richert verließ seine Familie 1913 nur mit Bedauern.(Quelle: http://dominique.richert.free.fr/ )

Dominik Richert verließ seine Familie 1913 nur mit Bedauern.(Quelle: http://dominique.richert.free.fr/ )

Dominik Richert ist in Saint-Ulrich im Elsass geboren worden. 1913 wurde er zur deutschen Armee, dem Infanterie-Regiment 112, eingezogen. Er kämpfte an der Westfront im Elsass, in Lothringen und Nordfrankreich. Ab April 1915 wurde er an die Ostfront, in die Karpaten, nach Galizien und Polen sowie ins Baltikum geschickt. Sein Heimatort befand sich seit Anfang des Krieges in der von französischen Truppen zurückeroberten Zone, so dass er keine Erlaubnis erhalten konnte, seine Familie wiederzusehen. Immerhin durfte er verwundete Kameraden aus dem Elsass besuchen. Nachdem er im Frühling 1918 als Unteroffizier wieder an die Westfront versetzt worden war, lief er im Juli zu den französischen Truppen über. Anschließend arbeitet er auf einem Bauernhof bei Saint-Etienne und kehrte im Januar 1919 nach Saint-Ulrich heim. Durch seine Erlebnisse gezeichnet, schrieb er nach dem Krieg neun Hefte mit seinen Erinnerungen voll. In ihnen ist die Gewalt des Krieges überall präsent: Die Toten und Verwundeten, das Bombardement und die Waffen haben ihn tief beeindruckt. Der Krieg, das war Dreck, Kälte, Angst, Müdigkeit und Hunger. Er beklagte das Verhalten der Soldaten, die die Dörfer plünderten und die Tiere schlachteten. Als Pazifist hat Richert einige Anordnungen nicht ausgeführt und seine Wut über die absurden Befehle unerfahrener Offiziere ausgedrückt. An den direkten Kämpfen hat er so wenig wie möglich teilgenommen und sich vor allem um verwundete Soldaten, Deutsche oder Franzosen, gekümmert. Am Ende des Krieges war er froh, dass das Elsass wieder französisch wurde: Denn das war die Voraussetzung, dass er in seine Heimat zurückkehren konnte.

 

Als Bauer nach 1918: Dominik Richert kehrte am 25. Januar 1919 in sein Dorf heim – fünfeinhalb Jahre nachdem er es verlassen hatte. (Quelle: http://dominique.richert.free.fr/ )

Als Bauer nach 1918: Dominik Richert kehrte am 25. Januar 1919 in sein Dorf heim – fünfeinhalb Jahre nachdem er es verlassen hatte. (Quelle: http://dominique.richert.free.fr/ )

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