Verwundung und Gefangenschaft

Von Christof Strauß

 

Eine beschönigende Darstellung über die Zustände in den deutschen Kriegsgefangenenlagern erschien im Dezember 1917 unter dem Titel: Heuberg 1914-17. Leben und Treiben der Kriegsgefangenen. (Quelle: Heuberg)
Eine beschönigende Darstellung über die Zustände in den deutschen Kriegsgefangenenlagern erschien im Dezember 1917 unter dem Titel: Heuberg 1914-17. Leben und Treiben der Kriegsgefangenen.  (Quelle: Heuberg)

Auf allen Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs markierten Verwundung und Gefangenschaft tiefe Einschnitte in die Biografie der betroffenen Soldaten und konnten zweierlei bedeuten: zum einen das Ende der unmittelbaren Beteiligung an den Kampfhandlungen und damit die Rettung vor weiteren lebensbedrohenden Einsätzen an der Front, zum anderen aber auch Tod, Leiden, Entbehrungen und irreparable körperliche und seelische Wunden.

Vereinzelt geäußerte Spekulationen zu Kriegsbeginn, der medizinische Fortschritt und die Verbesserungen im Sanitätswesen würden zu weniger Opfern führen, gingen gründlich in die Irre. Zwar hatten Verwundete im Ersten Weltkrieg partiell höhere Überlebenschancen als noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch rief gerade der Einsatz der Artillerie in einer bis zum damaligen Zeitpunkt nie gekannten Intensität Verwundungen und Verstümmelungen fürchterlichster Art und größten Ausmaßes hervor. Der Kriegskrüppel gehörte auch nach Ende des Kampfes zum vertrauten Bild auf den Straßen und Plätzen Europas. Die Verwundeten wurden zunächst in Frontnähe behandelt, um dann zur weiteren Behandlung und Genesung mit speziellen Eisenbahnzügen in die Lazarette ins Hinterland verbracht zu werden. Links und rechts des Rheins entstand eine ganze Landschaft von Militärhospitälern. Die Kämpfe erzeugten indes nicht nur physische, sondern auch psychische Schäden in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß. Diese waren auf den ersten Blick häufig nicht so auffällig wie die Amputationen und Entstellungen der körperlich Verwundeten, äußerten sich aber bei etlichen Betroffenen für jedermann sichtbar in permanentem Zucken und Zittern. Das Schicksal der Kriegsinvaliden zeigt eindrücklich die nachhaltigen Folgen des Ersten Weltkrieges, der für Millionen von Betroffenen auch nach dem Schweigen der Waffen noch lange nicht beendet war.

Millionen Soldaten fielen in feindliche Kriegsgefangenschaft. Von entscheidender Bedeutung war für sie, ob sie privilegierte Offiziere oder einfache Soldaten waren, wie die konkrete Versorgungslage vor Ort aussah und in welchem Maße die Hilfslieferungen aus ihren Heimatländern sie erreichten. Als deutsches Musterlager für die internationale Öffentlichkeit diente der Truppenübungsplatz Heuberg bei Stetten am Kalten Markt. Wie entbehrungsreich und gefährlich Kriegsgefangenschaft aber sein konnte, zeigt das Schicksal der rumänischen Kriegsgefangenen im Lager Schäfertal bei Soultzmatt, die zu Straßenbauarbeiten herangezogen wurden und von denen sehr viele an Unterernährung starben. In Frankreich wurden für die deutschen Soldaten aus Elsass-Lothringen spezielle Gefangenenlager eingerichtet, wo sie in Fabriken oder der Landwirtschaft arbeiten sollten, soweit sie sich nicht freiwillig zum Einsatz in der französischen Armee meldeten. Zivilpersonen aus dem Oberelsass, die beim Einmarsch der französischen Truppen als deutschlandfreundlich verdächtigt und festgenommen worden waren, wurden in Lager vornehmlich in Südfrankreich deportiert. Auch gelang es der französischen Regierung ab 1916, in russische Gefangenschaft gefallene Elsass-Lothringer nach Frankreich zurückbringen zu lassen.

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