Vor der Geschichte

Von Rainer Brüning

 

Karl Hampe

Historiker
3.2.1869 – 14.2.1936

 

„Mein Buch [‚Belgiens Vergangenheit und Gegenwart‘] liegt seit gestern aus, und auch der Sammelband ‚Deutschland und der Weltkrieg‘ wird versandt. Er sieht doch recht stattlich aus; für die Massen natürlich viel zu schwere Kost, und wenige vielleicht lesen das Buch ganz.“
(Heidelberg, 25. Juli 1915)

 

Von zentraler Bedeutung war für Karl Hampe das August-Erlebnis von 1914 in Heidelberg. Er glaubte, wenn jeder seine patriotische Pflicht tue, könne die Nation nicht unterliegen. (Quelle: Landesarchiv BW, GLA J-Ac-B 185 II, Tafel 3)
Von zentraler Bedeutung war für Karl Hampe das August-Erlebnis von 1914 in Heidelberg. Er glaubte, wenn jeder seine patriotische Pflicht tue, könne die Nation nicht unterliegen. (Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-Ac-B 185 II, Tafel 3)

Seit 1903 war der in Bremen geborene Karl Hampe in Heidelberg Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. Nach Kriegsbeginn engagierte er sich als Sanitätshelfer beim Transport von Verwundeten und übernahm die Vertretung von einberufenen Lehrern am städtischen Gymnasium. 1916 erhielt er das Kriegsverdienstkreuz. Wie viele andere national und monarchisch gesinnte Professoren war er im Kulturkampf gegen die Feinde Deutschlands aktiv und arbeitete bereitwillig mit den staatlichen und militärischen Behörden zusammen. In seinen Publikationen stellte Hampe die geschichtliche und völkische Existenzberechtigung des belgischen Staates in Frage. Er rechtfertigte den Überfall auf das neutrale Belgien und beschäftigte sich mit alldeutschen Annexionsplänen für den flämischsprachigen Landesteil. Kaiser Wilhelm II. und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg waren für ihn die Garanten seiner Weltordnung. Sein umfangreiches Kriegstagebuch spiegelt nicht nur im Detail den Alltag seiner kinderreichen Familie und das Leben an der Universität wider, sondern zeigt vor allem einen Gelehrten, der versucht, sich selbst und die auf ihn einstürzenden Nachrichten und Ereignisse sinnvoll historisch zu verorten. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs wandelte sich Karl Hampe zum Vernunftrepublikaner, der im Gegensatz zu vielen seiner Universitätskollegen dem aufkommenden Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstand.

 

 

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