Das Ries

(Naturraum Nr. 103)

Das Ries in der Großlandschaft Schwäbisches Keuper-Lias-Land - Quelle LUBW
Das Ries in der Großlandschaft Schwäbisches Keuper-Lias-Land - Quelle LUBW (zur Vergrößerung bitte klicken)

Das Ries, auch Nördlinger Ries, das nach heutiger Sicht vor rd. 15 Millionen Jahren (Obermiozän) durch den Einschlag eines Meteoriten in den Jurakörper entstand, nimmt im geologischen Aufbau des südwestdeutschen Schichtstufenlandes eindeutig eine Sonderstellung ein. Dennoch wird es naturräumlich – und dies nicht zuletzt wegen seiner späteren (schwäbischen) kulturellen Überprägung – dem Schwäbischen Keuper-Lias-Land zugeordnet. Mit dem nahezu kreisrunden, im Durchmesser ca. 24 km großen Kraterkessel schiebt sich somit das Schwäbische Keuper-Lias-Land keilförmig zwischen Fränkische Alb im Nordosten und Schwäbische Alb im Südwesten. Das Ries selbst grenzt im Norden an das Vorland der südlichen Frankenalb (Naturraum 110), im Nordwesten an das östliche Albvorland (Naturraum 102), im Westen an Albuch und Härtsfeld (Naturraum 96), im Süden an die Ries-Alb (Naturraum 98) und im Osten an die südliche Frankenalb (Naturraum 82). 

Das Ries bei Unterschneidheim - Quelle LMZ BW
Das Ries bei Unterschneidheim - Quelle LMZ BW

Baden-Württemberg hat am Ries nur im äußersten Westen einen kleinen Anteil. Dort hat das Riesereignis des Meteoriteneinschlags hauptsächlich die Braun- und Schwarzjurastufe des Schichtstufenlandes und nur ganz im Südwesten noch die Weißjurakalke betroffen. Der äußere Kraterrand tritt deutlich als stellenweise recht abrupt, weithin aber eher sanft von rd. 550 m auf 420 m über NN abfallender Hang in Erscheinung. Vor allem Trümmergesteine bauen ihn auf, wobei neben herausgeschleuderten, tonnenschweren Massenkalksteinen, wie am Goldberg bei Riesbürg, als Grundsubstanz hauptsächlich Bunte Brekzien auftreten, in denen vom Einschlag herrührende Jura-, Keuper- und sogar Grundgebirgsbestandteile zementiert sind – gut zu sehen im Aufschluss bei Unterschneidheim-Unterwilflingen. Zudem finden sich feinst zertrümmerte Weißjurakalke (Weißjura-Gries) und weitverbreitet Suevitniederschläge. Letztere wurden als poröses, glasartiges Gestein durch die explosionsartige Verdampfung des Meteoriten und seiner Umgebungsgesteine ausgeworfen, wie der Aufschluss auf der Zipplinger Höhe zeigt, und früher in Steinbrüchen zur Bausteingewinnung abgebaut, wie bei Riesbürg-Utzmemmingen. Der Explosionskrater füllte sich danach zum abflusslosen, anfangs stark salzhaltigen und allmählich verlandenden Riessee, dessen Ton- und Mergelsedimente vor allem die eiszeitliche Erosion wieder abtrug und damit die heutige nahezu tischebene Oberfläche im inneren Ring des Kraterbodens gestaltete. 

Das Ries bei Riesbürg-Utzmemmingen - Quelle LMZ BW
Das Ries bei Riesbürg-Utzmemmingen - Quelle LMZ BW

In flacheren Bereichen des Sees am Kraterrand wurden einst Algenkalke ausgefällt, die als Hügelkette, beispielsweise bei Riesbürg-Goldburghausen, in Erscheinung treten. Auf solchen zum Teil felsigen Hügeln haben sich besonders artenreiche Trockenrasen und wärmeliebende Steppenheiden eingestellt. Nur die obersten Kraterhänge tragen hier noch Reste des ursprünglichen Buchenwaldes, der inzwischen aber stark von Fichten durchmischt ist. Ganz überwiegend aber werden die von Lösseinwehungen durchsetzten, fruchtbaren Lehmböden ackerbaulich genutzt (Getreide, Silomais, Handelsgewächse, Zuckerrüben). Bestes Ackerland kennzeichnet auch die auf bayerischem Gebiet liegende, flache, von Wörnitz und Eger durchzogene Riesebene, aus der sich lediglich die Hügel des inneren Impaktrings herausheben. Dabei gibt die Beckenlage dem Ries – durch ihre gegenüber den Nachbarräumen im Sommer wärmeren Temperaturen bei wesentlich geringeren Niederschlägen mit weniger als 600 mm im Jahr – eine ganz eigene klimatische Note. In dieser Kornkammer entwickelte sich ein altbesiedeltes Land, das bis in die Randbereiche hinein große, stattliche Dörfer aufweist – in seiner Mitte die namensgebende Stadt Nördlingen, heute Mittelzentrum.

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