Vom Aktenlager im Schloss zum modernen Staatsarchiv – 150 Jahre Staatsarchiv Ludwigsburg

Archivmagazin im Schloss Ludwigsburg. Aufnahme: Landesarchiv Baden-Württemberg, StAL
Archivmagazin im Schloss Ludwigsburg. Aufnahme: Landesarchiv Baden-Württemberg, StAL

Am 1. November 2018 ist es 150 Jahre her, dass im Ludwigsburger Schloss eine Außenstelle des Königlich Württembergischen Staatsarchivs eingerichtet wurde. Diese hat man zunächst als Staatsfilialarchiv bezeichnet, ehe sie 1938 zum eigenen Staatsarchiv erhoben wurde. Das Ludwigsburger Archiv gehört damit zu den jüngeren Archivabteilungen innerhalb des heutigen Landesarchivs Baden- Württemberg. Seine Entstehung verdankt es, anders als die klassischen Herrschaftsarchive, nicht der Nähe zum Regierungssitz, der Ludwigsburg für das Herzogtum Württemberg nur für kurze Zeit im 18. Jahrhundert gewesen ist, sondern der Existenz freier Räume in dem für die repräsentativen Zwecke des Königshauses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur noch eingeschränkt genutzten Ludwigsburger Schloss. In diesen wurden Bestände zusammengeführt, die zuvor in drei Archivdepots in Heilbronn, Mergentheim und Ellwangen eingelagert waren. Diese umfassten vor allem Archivalien der Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge von Säkularisation und Mediatisierung an das neue Königreich Württemberg gefallenen Herrschaften.

Schon vor dem Einzug des Staatsfilialarchivs, das damals beim Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ressortierte, hatten das württembergische Finanzministerium (1850) und das Innenministerium (1866) Aktendepots oder Behördenarchive im Ludwigsburger Schloss eingerichtet, die im Jahr 1921 mit dem Staatsfilialarchiv vereinigt wurden. So entstand binnen weniger Jahrzehnte das damals größte Archiv innerhalb Württembergs. Dies ist das Ludwigsburger Staatsarchiv bis zur Gründung des Grundbuchzentralarchivs im Jahr 2012 auch im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geblieben.

Die konservatorischen Bedingungen in den Magazinen und die Personalausstattung des neuen Archivs ließen freilich lange Zeit zu wünschen übrig. Überdies musste man wegen der rasch, aber unsystematisch wachsenden Bestände schon bald Gebäude außerhalb des Schlosses zur Unterbringung von Archivalien nutzen. Dass zunächst wenig in das Ludwigsburger Archiv investiert wurde, hing auch damit zusammen, dass dort vor allem Schriftgut lagerte, welches aus Sicht der vor allem an der politischen Geschichte Württembergs interessierten Archivare und Historiker ihrer Zeit weniger bedeutsam war. Erst hundert Jahre nach der Gründung wurde eine sinnvolle Abgrenzung der Bestände zwischen dem Hauptstaatsarchiv in Stuttgart und dem Ludwigsburger Staatsarchiv vorgenommen. Und weitere zwei Jahrzehnte später konnte das Archiv neue, modernen Ansprüchen genügende Räumlichkeiten im Zentrum der Stadt beziehen. Seither hat sich das Archiv nicht nur fachlich und hinsichtlich der Nutzerfrequenz zu einer der wichtigsten Abteilungen innerhalb des Landesarchivs entwickelt, sondern bereichert zudem mit zahlreichen, teils auch innovativen Angeboten für die verschiedensten Zielgruppen das kulturelle Leben in der Stadt.

Peter Müller

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