Das Schlafzimmer

Von Frank Lang, Museum der Alltagskultur

Das Schlafzimmer der Gayers
Das Schlafzimmer der Familie Gayer in der virtuellen Rekonstruktion [Quelle: Heiko Stachel]

Die Schlafzimmereinrichtung der Familie Gayer entspricht dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich gewordenen Standard. Die Möbel wurden 1922 zur Hochzeit von Johanna und Heinrich Gayer bei einem Schreiner gekauft. Damals begannen die Preise bereits inflationär zu steigen. Zwei Leinentücher beispielsweise, vom Brautvater kurz vor der Hochzeit erstanden, kosteten schon 3.000 Reichsmark. Um diese notwendige Anschaffung finanzieren zu können, stellte das junge Paar die Möbel zunächst im rohen Zustand auf und ließ sie erst ein paar Jahre später dunkelbraun streichen.

Nach dem Vorbild bürgerlicher Schlafzimmerausstattungen steht auch hier eine Waschkommode mit einer Waschschüsselgarnitur. Benutzt wurde die Waschschüssel allerdings nur, wenn sich ein Arzt bei einem Hausbesuch die Hände waschen wollte. Auch geheizt wurde nur, wenn jemand krank war oder bei der Geburt des ersten Kindes von Frau Gayer im Januar 1929. Sechs Wochen lang hielt sich Johanna Gayer nur im Schlafzimmer auf – in dieser Zeit wurde der Ofen Tag und Nacht benutzt.

1956 wurde das gesamte Schlafzimmer anlässlich der bevorstehenden Hausgeburt des Enkels renoviert, die Möbel wurden abgelaugt und maseriert.

 

Zitierhinweis: Frank Lang, Das Schlafzimmer der Familie Gayer, in: Alltagskultur im Südwesten, URL: […], Stand: 19.11.2020

Der Text stammt im Wesentlichen aus der Publikation „Museum für Volkskultur in Württemberg. Themen und Texte Teil 1. Stuttgart 1989/90“.

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