Johann von Werth (geb. 06.04.1591, gest. 12.09.1652)

von Regina Fürsich

Johann von Werth (1591-1652) [Quelle: Unibibliothek Tübingen]
Johann von Werth (1591-1652) [Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen]

Johann von Werth (auch bekannt als Jan von Werth oder Jean de Werth) war kurbayerischer und kaiserlicher Kavallerist im Dreißigjährigen Krieg. Geboren vermutlich am 6. April 1591 in Büttgen als eines von acht Kindern des Johann von Wierdt und der Elisabeth Streithoven (bzw. Streithagen), erhielt Werth aufgrund seiner bäuerlichen Herkunft keinen Unterricht und lernte auch nie zu schreiben. Vermutlich während des jülich-klevischen Erbfolgestreits trat Werth in die spanische Armee ein. Aufgrund der schwierigen Quellenlage lassen sich für die folgenden Jahre nur wenige Dinge über Johann von Werth feststellen. Wahrscheinlich nahm er jedoch an der Schlacht am Weißen Berg teil, wie auch als Rittmeister an der Schlacht bei Fleurus.

Ab 1631 lässt sich aufgrund der besseren Quellenlage wieder mehr über Werth sagen. 1631 ist er als Obristwachtmeister im kurbayerischen Reiterregiment Eynatten zu finden. 1632 wurde er von Kurfürst Maximilian von Bayern zum Obristen befördert und erhielt im folgenden Jahr erst die Führung des Reiterregiments Münch, um daraufhin zum Kommandanten in der Oberpfalz ernannt zu werden.

An der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 nahm Werth dann bereits als Generalwachtmeister teil und spielte mit der Ligareiterei im rechten kaiserlichen Flügel eine entscheidende Rolle für den Sieg der kaiserlich-bayerischen Seite, wodurch er sich die Beförderung zum Feldmarschall-Leutnant verdiente.

Aufgrund seiner großen Erfolge der Jahre 1634 und 1635 im Zuge der Feldzüge in Lothringen und der Picardie wurde Werth am 4. April 1635 in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

Am 28. Februar 1638 kam es bei Rheinfelden zur Schlacht gegen den Herzog Bernhard von Weimar, die die bayerischen Truppen trotz Schwierigkeiten gewinnen konnten. Allerdings wurden sie wenige Tage später vom zurückkehrenden Weimarschen Heer überrascht und vernichtend geschlagen. Werth wurde im Zuge dessen gefangen genommen und verbrachte die nächsten Jahre in Frankreich (meist in Paris) als Kriegsgefangener, bis er Anfang 1642 gegen Gustav Horn freigetauscht wurde.

Bereits im Juli 1642 begab Werth sich wieder zum Kriegsschauplatz am Niederrhein, um als bayerischer und kurkölnischer Generalleutnant der Kavallerie circa 4.000 Reitern vorgesetzt zu werden. 1643 wurde er schließlich zum General der Kavallerie befördert und am 18. April durch Kurfürst Ferdinand von Köln mit der Unterherrschaft Odenkirchen belehnt, wodurch er gleichzeitig Erbburggraf des Erzstifts Köln wurde.

Nach einem Sieg gegen die französischen Truppen bei Tuttlingen im November 1643 begab sich Werth 1644 für einen kurzen geschäftlichen Aufenthalt nach Köln und geriet dort am 30. April in einen Konflikt mit dem Grafen von Merode, den er im Zuge eines Ehrenhandels tötete.

Nach der kaiserlichen Niederlage bei Jankau im Januar und einem Sieg bei Mergentheim im April 1645 beging Werth in der Schlacht bei Alerheim am 3. August 1645 einen schwerwiegenden strategischen Fehler: Nachdem er mit seiner Reiterei im linken Flügel den gegnerischen Flügel zerstreut hatte, setzte er siegessicher zur Verfolgung an, um dann bei seiner Rückkehr feststellen zu müssen, dass der kaiserliche Oberbefehlshaber Franz von Mercy inzwischen gefallen und die Schlacht verloren war.

Nach dem Abschluss des Ulmer Waffenstillstands zwischen Kurbayern und Kurköln einerseits und Frankreich, Schweden und Hessen-Kassel andererseits am 14. März 1647 wurde in allen Quartieren Waffenruhe ausgerufen und es erging der Befehl Maximilians von Bayern an die Armee, den Anordnungen des kaiserlichen Oberbefehlshabers nicht mehr zu gehorchen. Werth sah sich daraufhin in einem Loyalitätskonflikt, da er als bayerischer Soldat seit dem Prager Frieden sowohl seinem Landesherren als auch dem Kaiser den Fahneneid geschworen hatte. Im Juli des Jahres entschloss er sich dazu, die Truppen entgegen des kurfürstlichen Befehls der kaiserlichen Armee in Böhmen zuzuführen und wurde daraufhin vom Kurfürsten wegen Meuterei geächtet und mit einem Kopfgeld von 10.000 Talern belegt. Nachdem er mit den wenigen ihm treuen Soldaten zur kaiserlichen Armee geflohen war, entschädigte der Kaiser ihn mit der Herrschaft Benatek für die Güter, die er durch die kurfürstliche Ächtung verloren hatte und ernannte ihn zum kaiserlichen General über die Reiterei.

Auch nach dem Westfälischen Frieden 1648 blieb Werth in kaiserlichen Diensten und diente als Korpskommandant in den Erblanden. Johann von Werth starb am 12. September 1652 in seiner Herrschaft Benatek.

Quellen in Auswahl:

  • Andreae, Johann Valentin, Fragment aus dem dreißigjährigen Krieg, betreffend das Schicksal und die Einäscherung der Stadt Calw, geschehen den 10. Sept. 1634, Tübingen 1793, hier S. 36f.
  • Friesenegger, Maurus, Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg. Nach einer Handschrift im Kloster Andechs mit Vorwort, Anmerkungen und Register, hg. von P. Willibald Mathäser, München 2007.

Literatur in Auswahl:

  • Kaiser, Michael „…mir armen Soldaten, der sein Proth mit dem Degen gewünen mueß,…“. Die Karriere des Kriegsunternehmers Jan von Wert, in: Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt und Regionalgeschichte 49 (2002), S. 131-170.
  • Kampmann, Christoph, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2013, hier S. 165.
  • Lahrkamp, Helmut, Jan von Wert. Sein Leben nach archivalischen Quellenzeugnissen, Köln 1962.
  • von Poten, Bernhard, Art. Werth, Johann Graf von, in: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 42, Leipzig 1897, S. 103-111.
  • Schmidt, Georg, Voraussetzungen oder Legitimation? Kriegsdienst und Adel im Dreißigjährigen Krieg, in: Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa, hg. von Otto Gerhard Oexle/Werner Paravicini (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 133), Göttingen 1997, S. 431-451, hier S. 432-436.

 

Zitierhinweis: Regina Fürsich,  Johann von Werth, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022

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