Sportverein Makkabi Mannheim

Ein Interview von Eva Rincke, durchgeführt am 29. September 2022

Rita Althausen: Dann gibt es einen Sportclub Makkabi. Die meisten Teilnehmer sind nicht einmal jüdische Mitglieder, Makkabi steht jedem offen, so dass auch der Durchschnitt der Bevölkerung abgedeckt wird. Es gibt Frauen-Gymnastik, Makkabi Fußball, Makkabi Tischtennis.

Tischtennis wird hauptsächlich von älteren Herren gepflegt, die sehr aktiv sind: dreimal die Woche spielen sie. Ich finde es gut, dass sie sich bewegen. Wegen Corona gab es natürlich Einschränkungen. Die Tischtennisspieler konnten es kaum erwarten und haben mich ständig gefragt, wann wieder geöffnet wird. Ich musste sie von Woche zu Woche vertrösten und jetzt sind sie alle richtig glücklich, dass sie sich wieder treffen können.

Der Verein Makkabi wurde ja auch von Oskar Althausen, Ihrem Vater, mitgegründet.

Rita Althausen: Vor dem Krieg gab es den Verein Ha-Koach. Koach heißt Kraft, Stärke. Mein Vater war ein ehemaliges Ha-Koach Mitglied. Er kam ja 1951 wieder nach Mannheim zurück und war dann von 1968 an der zweite Vorsitzende der Gemeinde. Da ergriff er die Initiative, wieder einen Sportverein zu gründen. Zusammen mit dem ersten Vorsitzenden, Georges Stern, dem damaligen Oberkantor Gerald Rosenfeld, Dr. Michael Rosenberg, Lucian Studniberg, der auch jetzt noch Vorsitzender ist, und Manfred Ehrlich, dem ehemaligen Vorsitzenden. Sie gründeten dann 1979 hier den Makkabi Sportverein.

Das war schon etwas ganz Besonderes, dass man wieder einen Sportverein gegründet hatte, dass man anknüpfen konnte – natürlich nicht mehr in diesem großen Rahmen wie vor dem Krieg. Das fing im kleinen Rahmen an. Mit ein paar Leuten, die aber sehr sportaffin waren. Man hatte ja auch keine Räumlichkeiten zur Verfügung und deswegen musste man städtische Hallen anmieten oder auf öffentlichen Plätzen spielen.

Es ging dann natürlich mit Fußball los. Da ist es gelungen, Begegnungen mit anderen, auch mit ausländischen Clubs, zu ermöglichen und dann traf man sich zu sportlichen Ereignissen. Gerald Rosenfeld, unser Oberkantor, kam aus Frankreich und hatte gute Verbindungen, so dass die Mitglieder mit einem gemieteten Bus nach Metz oder nach Thionville fahren konnten. Viele fuhren auch nur zum Anspornen mit. Dies diente auch der Zusammenführung der Jugend.

Makkabi Mannheim spielte dann auch eine wichtige Rolle im Makkabi Deutschland Dachverband. Auch wenn der Verein klein war. Das waren wirklich nur ein paar Leute, die sich da so einbrachten. Aber die waren stark und die nahmen auch immer an der Makkabiade teil, die in Israel stattfand: nämlich 1969, 1973, 1977, 1983 und 1985 und sie errangen gute Siege. Das darf man nicht vergessen.

Das war wichtig, weil es den sportlichen und gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkte und die Identität förderte. Und Begegnungen mit der Mannheimer Bevölkerung ermöglichte. Es sind ja nicht nur jüdische Menschen im Makkabi Sportverein.

Der Sport ist ja immer etwas Verbindendes.

Rita Althausen: Ja, das ist wichtig. Sport verbindet und baut Vorurteile ab. Man kommt dann ins Gespräch und dann eröffnet sich eine ganz andere Welt. Der Sport dient nicht nur der körperlichen Ertüchtigung, sondern ist auch wichtig für den gesellschaftlichen, gemeinschaftlichen Zusammenhalt.

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Rita Althausen war zwischen 2019 und 2022 1. Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Mannheim. Sie ist seit vielen Jahren Delegierte im Oberrat der IRG Baden und aktuell Beisitzerin im Vorstand der IRG Baden.

Zitierhinweis: Rita Althausen/Eva Rincke, Interview mit Rita Althausen, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.02.2023.

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