Finanzierung und Unterhalt der Heere

von Marius Wieandt

Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (1583-1634) [Quelle: Unibibliothek Tübingen].
Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (1583-1634) [Quelle: Unibibliothek Tübingen]

In den Jahrhunderten vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es in Europa keine stehenden Heere, die auch in Friedenszeiten zur Landesverteidigung zur Verfügung standen. Für gewöhnlich ließen sich die Landesherren im Kriegsfall außergewöhnliche Steuern von den Ständeversammlungen bewilligen, um Soldaten anzuwerben. Es zeigte sich jedoch schon früh im Dreißigjährigen Krieg, dass diese Form der Kriegsfinanzierung wegen des Ausmaßes des Krieges und der Größe der beteiligten Heere nicht länger ein tragfähiges Modell war.

Eine andere oft praktizierte Methode zur Deckung der Kriegskosten war es, Kredite bei Bankiers oder Privatpersonen aufzunehmen. Jedoch gelang es den ohnehin überschuldeten Kriegsteilnehmern nicht, mit diesen Mitteln allein schlagkräftige Heere auszuheben. Teils ließen die kriegführenden Mächte sich auch mit Subsidien, finanziellen Zuwendungen auswärtiger Mächte, unterstützen. So erhielt der Kaiser während des Krieges beispielsweise Subsidien von den spanischen Habsburgern und dem Papst.

Vor allem aber wurde während des Dreißigjährigen Krieges die Finanzierung der Armee in die Hand privater Kriegsunternehmer gelegt. Diese Kriegsunternehmer, von denen Albrecht von Wallenstein der bekannteste ist, stellten Söldnertruppen zusammen und befehligten diese dann für ihren Auftraggeber. Gelegentlich wurde das benötigte Kapital für die Aushebungen vom Auftraggeber zu Verfügung gestellt, oftmals aber mussten die Kriegsunternehmer ihre Söldner auf eigene Kosten aufbieten. So erlaubte Kaiser Ferdinand II. 1625, dass Wallenstein eine Armee von 20.000 Mann ausheben durfte, das Kapital dafür aber vorstrecken sollte. Der Besitz von Kapital und heeresorganisatorische Fähigkeiten waren daher für Feldherren des Dreißigjährigen Krieges oft bedeutsamer als taktisch-strategisches Geschick und militärische Erfolge.

Trotz des Risikos aus den hohen finanziellen Vorleistungen war der Krieg für die Kriegsunternehmer ein lohnendes Geschäft. Sie konnten darauf hoffen, während des Krieges ihr Kapital zurückzuerhalten, sich zu bereichern und darüber hinaus politischen Einfluss zu sichern. Neben Plünderungen und gelegentlichen Soldzahlungen durch den Auftraggeber waren Kontributionen eine wichtige Einnahmequelle. Diese Kontributionen waren Geldzahlungen, die aus besetzten Gebieten, in der Praxis aber auch von Verbündeten oder neutralen Territorien, als finanzielle Unterstützung zum Heeresunterhalt eingetrieben wurden.

Dabei gab es stets auch die Möglichkeit, sich über den Bedarf des Heeres hinaus zu bereichern: So gab Wallenstein bei der Kalkulation des Bedarfs seiner Armee teils die Soll-Stärke statt der Ist-Stärke an, um die Differenz für sich selbst einzubehalten. Nichtsdestotrotz achteten viele Kriegsunternehmer darauf, die zu Zahlungen herangezogenen Gebiete nicht völlig in den Ruin zu treiben, damit diese auch künftig für die Erhaltung der Armeen aufkommen könnten.

Daneben standen die Befehlshaber unter dem ständigen Druck, ihre Soldaten mit Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen. Eine verbreitete Möglichkeit zur Gewährleistung der Versorgung bestand darin, Soldaten in Flecken, Dörfern und Städten einzuquartieren und die lokale Bevölkerung für den Unterhalt aufkommen zu lassen. Dies stellte nicht nur die Logistik mit Verbrauchsgütern sicher, sondern half auch dabei, einen Landstrich militärisch zu kontrollieren.

Für die ansässige Bevölkerung stellte die Versorgung der Einquartierten nicht nur eine große ökonomische Herausforderung dar. So schrieb Hans Heberle, Bewohner eines Fleckens im Ulmer Land, über das Jahr 1628 in seinem „Zeytregister“, dass einquartierte Reiter „dem landvolckh grosse plage angethan mit rauben, blündern, fressen, sauffen, denen leiten das vieh gemetzget, das haußgesindt, darin sie gelegen, ubel geschlagen.“ [1]

Durch die Belastung der Zivilbevölkerung verschlechterte sich im Laufe des Krieges die Versorgung der Soldaten stetig, da viele Landstriche durch die häufige Anwesenheit von Armeen zunehmend ausgeblutet waren. Feldherren mussten daher die schwierige Versorgungslage verstärkt in die Planung des Feldzugs einbeziehen und darauf achten, zum Ende eines Feldzugs im Herbst ein Gebiet aufzusuchen, das die Soldaten noch über den Winter würde unterhalten können. Gleichzeitig kam es durch die kriegsbedingte Knappheit an Ressourcen zu häufigeren Übergriffen der Soldaten gegenüber der Zivilbevölkerung. Indem viele Menschen dadurch ihre Lebensgrundlage verloren, bot sich den Kriegsunternehmern ein stetiger Nachschub an Söldnern für ihre Heere.

Anmerkungen

[1] Heberle: Zeytregister, Bl. 42 / S. 132

Quellen in Auswahl

  • Der Dreißigjährige Krieg in zeitgenössischer Darstellung. Hans Heberles ,Zeytregister' (1618-1672). Aufzeichnungen aus dem Ulmer Territorium. Ein Beitrag zu Geschichtsschreibung und Geschichtsverständnis der Unterschichten, hg. von Gerd Zillhardt (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Bd. 13), Stuttgart 1975.

Literatur in Auswahl

  • Ernst, Hildegard, Madrid und Wien 1632-1637. Politik und Finanzen in den Beziehungen zwischen Philipp IV. und Ferdinand II. (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der neueren Geschichte, Bd. 18), Münster 1991, S. 175-183.
  • Kunisch, Johannes, Wallenstein als Kriegsunternehmer. Auf dem Weg zum absolutistischen Steuerstaat, in: Mit dem Zehnten fing es an, hg. von Uwe Schultz, München 1986, S. 153-161.
  • Krüger, Kersten, Dänische und schwedische Kriegsfinanzierung im Dreißigjährigen Krieg bis 1635, in: Krieg und Politik 1618-1648. Europäische Probleme und Perspektiven, hg. von Konrad Repgen (Schriften des Historischen Kollegs, Bd. 8), München 1988, S. 275-298.
  • Ritter, Moritz, Das Kontributionssystem Wallensteins, in: Historische Zeitschrift 90 (1903), S. 193-249.
  • Sicken, Bernhard, Der Dreißigjährige Krieg als Wendepunkt. Kriegführung und Heeresstruktur im Übergang zum miles perpetuus, in: Der Westfälische Friede. Diplomatie – politische Zäsur – kulturelles Umfeld – Rezeptionsgeschichte, hg. von Heinz Duchhardt (Historische Zeitschrift, Beiheft 26) München 1998, S. 581-598.

 

Zitierhinweis: Marius Wieandt, Finanzierung und Unterhalt der Heere, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 11.08.2022

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