Katholische Liga

von Amelie Bieg

Jean T‘Serclaes Graf von Tilly (1559-1632) [Quelle: Unibibliothek Tübingen]
Jean T‘Serclaes Graf von Tilly (1559-1632) [Quelle: Unibibliothek Tübingen]

Die Katholische Liga wurde 1609 als „Gegengewicht zur protestantischen Union“[1] von Herzog Maximilian von Bayern ins Leben gerufen. Ihre Ursprünge lassen sich jedoch schon 1603 in der Verständigung der geistlichen Kurfürsten zu Maßnahmen zum „Schutz der katholischen Partei im Reich“[2] nach dem Regensburger Reichstag ausmachen. Durch das fehlende Engagement Kaiser Rudolfs II. (1576-1612) und den Tod des Mainzer Kurfürsten Johann Adam von Bicken (1601-1604) war dieses Bündnis jedoch zunächst nicht zustande gekommen.

1609 vereinigten sich, zunächst unter der Führung des Herzogtums Bayern, die Fürstbistümer Würzburg, Konstanz, Augsburg, Passau und Regensburg sowie die Fürstpropsteien Ellwangen und Kempten zu einem oberdeutschen Bund. Diesem schlossen sich Ende 1609/Anfang 1610 die drei rheinischen Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier an. 1613 schlossen sich das Hochstift Eichstätt, die Fürstabtei Fulda sowie die Hochstifte Lüttich, Münster und Hildesheim der Katholischen Liga an. Die Liga war dabei als ein defensives Schutzbündnis zur Sicherung der Reichsverfassung aus katholischer Sichtweise gedacht. Das Zunehmen der Bündnispartner konnte jedoch nicht über Unstimmigkeiten unter den Beteiligten hinwegtäuschen. Nachdem 1610 der bayerische Herzog den kleineren schwäbischen Ligamitgliedern bei Truppendurchmärschen der protestantischen Union infolge des Konflikts um die Erbfolge in Jülich-Kleve-Berg nicht die erwartete Hilfe hatte zukommen lassen, blieb bei diesen ein großes Misstrauen gegenüber der bayerisch dominierten Liga.

Die Leitung der Liga oblag dem Direktorium, „das im Kriegsfall auch das Amt des Bundesobersten, d. h. des obersten Befehlshabers der Armee umfaßte.“[3] Als Adjunkten erhielt der Bundesdirektor drei Vertreter der oberdeutschen Reichskreise, also den „Bischof von Würzburg für den fränkischen, Bischof von Passau für den bayerischen und Bischof von Augsburg für den schwäbischen Kreis.“[4] Die Mitglieder der Liga, die meist ihre Gesandten schickten, kamen regelmäßig auf einem Liga- oder Bundestag zusammen, auf dem die Bundesmitglieder vor allem Gelder zur Finanzierung des Ligaheeres bewilligten. Insgesamt litt die Liga unter einer „permanente[n] Finanznot“.[5] Da meist Gesandte auf den Ligatagen anwesend waren, konnten diese aufgrund ihrer beschränkten Entscheidungskompetenzen bei der Finanzierung der Ligatruppen nur unter Vorbehalt Zusagen machen, weil sie sich später mit ihren jeweiligen Landesherren abstimmen mussten. Hinzu kamen eine zögernde Zahlungsbereitschaft der von Herzog Maximilian enttäuschten schwäbischen Prälaten und Grafen und teilweise auch Zahlungsunfähigkeit einzelner Bundesmitglieder. Zudem wurde die Liga über ein Kontributionssystem finanziert, das Beiträge nur für die folgenden drei bis sechs Monate nach Bedarf festlegte, was den Aufbau eines eigenen Vermögens unmöglich machte. Während die Gründungsversammlung in München stattgefunden hatte, so wechselten die Ligatage stets ihren Austragungsort und wurden in verschiedenen Städten der Bundesmitglieder abgehalten. Teilweise waren die Ligatage auch mit anderen Ständeversammlungen wie etwa Fürstentagen gekoppelt.

Auf Drängen der geistlichen Territorien wurde neben dem bayerischen Direktorium ein weiteres Direktorium für den Kurfürsten von Mainz eingerichtet, um eine bayerische Dominanz zu verhindern und die Doppelstruktur des Bundes beizubehalten. Zum Heerführer der Katholischen Liga wurde Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632) ernannt, der gleichzeitig von Herzog Maximilian von Bayern aus kaiserlichen Diensten in bayerische Militärdienste übernommen wurde. Im Kriegsfall hatte er Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, war jedoch verpflichtet, sich mit den Adjunkten zu verständigen.

In den folgenden Jahren war die Liga durch den Gegensatz zwischen Bayern und Mainz geprägt. Auf dem Reichstag 1613 konnte der Mainzer Kurfürst die Liga – gegen den Willen Herzog Maximilians von Bayern – „zu einem konfessionsneutralen Defensionsbündnis unter kaiserlicher oder jedenfalls österreichischer Führung“ [6] umgestalten und ein drittes Direktorium für Österreich einsetzen. Die katholischen Stände des Schwäbischen Kreises durften sich nach eigener Entscheidung dem bayerischen oder dem österreichischen Direktorium unterstellen und bevorzugten nahezu durchgehend jenes der Habsburger. Maximilian von Bayern lehnte die Vereinbarungen von Regensburg grundsätzlich ab und schloss stattdessen 1614 ein Bündnis mit Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Augsburg und Ellwangen und gab 1616 sein Bundesoberstenamt ab. Somit war die Katholische Liga handlungsunfähig, bis sich 1619 nach Ausbruch des Krieges in Böhmen die rheinischen Fürsten erneut mit den süddeutschen Ständen vereinigten, wobei Kaiser Ferdinand II. auf sein Direktorium verzichtete.

Nachdem zunächst die Siege der Katholischen Liga zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges die Differenzen zwischen den Ligamitgliedern überdeckt hatten, traten durch den zunehmenden Einfluss Wallensteins die Differenzen zwischen kaiserlicher und ligistischer Armee deutlicher zutage. Wallensteins Machtfülle galt bei den übrigen Reichsständen zunehmend als Bedrohung.

Während sich die Mitglieder auf dem Ligatag von Mergentheim 1629 noch auf eine Zurückweisung jeglicher weitergehenden kaiserlichen Machtansprüche einigen konnten und die Entlassung Wallensteins gefordert hatten, kam es infolge des Vormarsches der schwedischen Truppen 1631 zum Bruch zwischen Mainz und Bayern. Während Mainz von Herzog Maximilian Schutz für die durch die vorrückenden Schweden in Bedrängnis geratenen Ligamitglieder in Süddeutschland forderte, wollte dieser defensiv vorgehen. Diese Uneinigkeit führte zu einem Scheitern der Zusammenarbeit der Bundesstände auf dem Ligatag 1631/1632. „Jeder katholische Reichsstand versuchte vielmehr, sich allein in Sicherheit zu bringen“[7].

Durch die Ernennung Tillys 1630 zum gleichzeitigen Heerführer der Liga und der kaiserlichen Armee erhielten beide katholischen Heere denselben Feldherrn. Die Mehrheit der Ligamitglieder schloss sich in der Folge der am 5. und 6. September 1634 in der Schlacht bei Nördlingen siegreichen kaiserlichen Armee an. Endgültig und offiziell beendet wurde die Katholische Liga durch den Prager Frieden 1635, welcher den Reichsständen verbot, untereinander oder mit ausländischen Mächten Bündnisse zu schließen.

Anmerkungen

[1] Brendle: Kurmainz, Bayern und die Liga, S. 98
[2] Hölz: Krummstab und Schwert, S. 142
[3]
Neuer-Landfried: Die Katholische Liga, S. 195
[4] Neuer-Landfried: Die Katholische Liga, S. 195
[5] Neuer-Landfried: Die Katholische Liga, S. 214
[6] Brendle: Kurmainz, Bayern und die Liga, S. 10
[7] Kaiser: Angstgetriebene Politik, S. 123

 

Literatur in Auswahl

  • Brendle, Franz, Kurmainz, Bayern und die Liga, in: Union und Liga 1608/09. Konfessionelle Bündnisse im Reich – Weichenstellung zum Religionskrieg?, hg. von Albrecht Ernst / Anton Schindling (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Bd. 178), Stuttgart 2010, S. 98-115.
  • Ernst, Albrecht, Gründungsdokumente von Union (1608) und Liga (1609) , in: Union und Liga 1608/09. Konfessionelle Bündnisse im Reich – Weichenstellung zum Religionskrieg?, hg. von Albrecht Ernst / Anton Schindling (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Bd. 178) Stuttgart 2010, S. 343-372, hier: S. 363-372.
  • Hölz, Thomas, Defension – Integration – Emanzipation? Die Ligapolitik der geistlichen Reichsstände Schwabens, in: Union und Liga 1608/09. Konfessionelle Bündnisse im Reich – Weichenstellung zum Religionskrieg?, hg. von Albrecht Ernst / Anton Schindling (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Bd. 178), Stuttgart 2010, S. 63-95.
  • Hölz, Thomas, Krummstab und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens 1609-1635. Zugleich ein Beitrag zur strukturgeschichtlichen Erforschung des deutschen Südwestens in der Frühen Neuzeit (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, Bd. 31), Leinfelden-Echterdingen 2001.
  • Kaiser, Michael, Angstgetriebene Politik. Maximilian von Bayern und die Katholische Liga, in: 1618. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, hg. von Robert Rebitsch, Wien / Köln / Weimar 2017, S. 101-128.
  • Kampmann, Christoph, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2008, hier S. 75-77.
  • Merz, Johannes, Das Fürstbistum Würzburg und die Liga, in: Union und Liga 1608/09. Konfessionelle Bündnisse im Reich – Weichenstellung zum Religionskrieg?, hg. von Albrecht Ernst / Anton Schindling (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Bd. 178), Stuttgart 2010, S. 117-135.
  • Neuer-Landfried, Franziska, Die Katholische Liga. Gründung, Neugründung und Organisation eines Sonderbundes 1608-1620 (Münchener Historische Studien Abteilung bayerische Geschichte, Bd. 9), Kallmünz 1968.
  • Repgen, Konrad, Dreißigjähriger Krieg, in: Konrad Repgen, Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen, hg. von Franz Bosbach und Christoph Kampmann (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, NF 117), Paderborn 32015, S. 397-424.

 

Zitierhinweis: Amelie Bieg, Katholische Liga, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 23.08.2022

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