Das Schicksal der Prinzessin Luisa von Toskana, Erzherzogin von Österreich

Recycelt: Das Ordensband König Gerogs von Sachsen als Lesezeichen. Vorlage: LABW, StAS FAS HS 1-80 T 17 Nr. 145.
Recycelt: Das Ordensband König Georgs von Sachsen als Lesezeichen. Vorlage: LABW, StAS FAS HS 1-80 T 17 Nr. 145.

Am 6. Juni 1920 heiratete Prinzessin Margarete, Herzogin von Sachsen, auf Schloss Sibyllenort in Schlesien den Erbprinzen Friedrich von Hohenzollern. Eines der Geschenke zu diesem besonderen Tag dürfte das zum Buchzeichen umfunktionierte Ordensband ihres Großvaters König Georg von Sachsen gewesen sein, das ihr vermut lich von ihrem Vater König Friedrich August III. überreicht wurde.

Die Ehe dauerte ein Leben lang, bis zum Tod Margaretes im Jahr 1962. Dieses Glück war ihren Eltern nicht vergönnt gewesen. Die 1891 geschlossene Ehe des damaligen Prinzen Friedrich August von Sachsen mit Prinzessin Luisa von Toskana, Erzherzogin von Österreich, wurde am 11. Februar 1903 geschieden. Dem ging ein Skandal voraus, der die damalige Adelswelt erschütterte: Die sächsische Kronprinzessin verließ den Ehemann und die fünf gemeinsamen Kinder, mit dem sechsten Kind gerade schwanger, um sich im Anschluss an die Flucht mit ihrem Geliebten André Giron, dem Sprachlehrer ihrer Söhne, zu treffen. Ob Giron der Grund für ihre Flucht war oder ob das schlechte Verhältnis zu ihrer angeheirateten Familie, insbesondere zu ihrem Schwiegervater König Georg, sie vom königlichen Hof getrieben hatte, bleibt Spekulation. Dass er sie der sächsischen Krone und der Königsfamilie für unwürdig hielt, mag der in Luises Lebenserinnerungen festgehaltene Satz des Königs belegen: C’est malheureux, que tu sois venue dans notre famille, parceque tu ne seras jamais une de nôtres. Will man Luises Erinnerungen Glauben schenken, drohte ihr der Schwiegervater an, sie in eine Psychiatrie stecken zu lassen. Beispiele für ein ähnliches Verfahren mit untreuen Ehefrauen aus hochadeligen Kreisen waren beispielsweise Herzogin Sophie in Bayern oder Prinzessin Louise von Belgien.

Das Verhältnis mit André Giron war nicht von Dauer. Doch die Konsequenzen aus der Liaison blieben nicht aus. Sowohl das sächsische Haus Wettin als auch das Erzhaus Habsburg schlossen die Ehebrecherin aus ihren Familienkreisen aus. Ehe- und Geburtsname wurden ihr samt ihren Titeln aberkannt. Das im Exil Luises geborene Mädchen, das auf den Namen Anna Monica Pia getauft wurde, erkannte der sächsische Kronprinz als sein Kind an. Luises Leben blieb indes unstet und nicht skandalfrei. Als sie schließlich den Musiker Enrico Toselli 1907 heiratete, musste sie die kleine Prinzessin dem königlichen Vater überlassen. Aber auch die Ehe der Tosellis währte nicht ewig. Nach dem Scheitern der zweiten Ehe nahm Luise ihren Wohnsitz in einem Brüsseler Vorort. Dort verstarb sie 1947 verarmt, nachdem aufgrund der politischen Ereignisse die sächsischen Apanagezahlungen ausgeblieben waren. Ihre letzte Ruhestätte fand die einstige Erzherzogin und sächsische Kronprinzessin in der Hedinger Familiengruft der Fürsten von Hohenzollern in Sigmaringen.

Im Gegensatz zu seiner Schwiegertochter waren die Enkel König Georgs von Sachsen nah an seinem königlichen Herzen, so auch Margarete, die beim Tod des Königs allerdings erst vier Jahre alt war.

Birgit Meyenberg

Quelle: Archivnachrichten 59 (2019), S. 7.

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