Die Halsberger Hachschara

Bild des jüdischen Friedhofs in Schöntal-Berlichingen
Der jüdische Friedhof in Schöntal-Berlichingen. [Copyright: Landesarchiv FaBi Kreisbeschreibung KÜN]

Auf dem Gut Halsberg, das Simon Metzger aus Berlichingen und der Künzelsauer Jakob Baer gepachtet hatten, entstand in den 1920er-Jahren eine Hachschara. Der Begriff ist neuhebräisch und steht für Ertüchtigung oder Tauglichmachung; in diesem Fall bezeichnete er eine Ausbildungsstätte für junge Juden, die nach Palästina auswandern wollten. Da die britischen Mandatsbehörden Einwanderungszertifikate an den Nachweis fachlichen Wissens und Könnens knüpften, sollte das Trainingscamp die Jugendlichen darauf vorbereiten, in ihrer neuen Umgebung als Hauswirtschafter, Handwerker, Gärtner oder Landwirte bestehen zu können. Zum anderen sollten sie sich darin üben, als Pioniere (Chaluz) jüdische Gemeinweisen bzw. einen Staat in Palästina aufzubauen. Es ging also neben einer soliden Berufsausbildung, die den Juden nach 1933 in Deutschland Zug um Zug verweigert wurde, um mehr: Es ging um die Suche nach einer gemeinsamen jüdischen Identität.

Die Halsberger Hachschara war Teil der zionistischen Bewegung. Außerdem belegen die dortigen Aktivitäten, wie rege das jüdische Gemeindeleben war und welche Richtung es eingeschlagen hatte. Im August 1918 fand das deutsche Bundestreffen der zionistischen Blau-Weiß-Jugendorganisation in Berlichingen statt, an dem auch Abordnungen aus Hamburg, Berlin und Stettin teilnahmen. Noch während der NS-Zeit unterhielt die Synagogengemeinde eine Jugendherberge, die größte in Württemberg, die seit 1935 als Jüdisches Übernachtungsheim bezeichnet werden musste. Im Unterschied zu anderen jüdischen Gemeinden wanderten aus Berlichingen bis zur Auflösung der Gemeinde 1939 mindestens 39 Mitglieder aus, was nicht zuletzt auch ein Ergebnis der Arbeit der Halsberger Hachschara gewesen sein dürfte.

Peter Exner

Veröffentlicht in: Der Hohenlohekreis. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Hohenlohekreis (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2006, Bd. 1, S. 231.

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