Alfred Cahn

„Empfindung 3“ - Alfred Cahn

Klavier: Mélina Burlaud

Der Komponist Alfred Cahn wurde 1922 in Speyer geboren. Er lernte früh Klavier und begann, in der Speyrer Synagoge die Gemeinde auf der Orgel zu begleiten. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von SA- und SS-Männern überfallen und in Brand gesteckt. Mit Hilfe seines Onkels gelang es Cahn, nach Rotterdam und später nach Brüssel zu fliehen. Dort konnte er bei dem weltberühmten Pianisten Stefan Askenase Klavierunterricht nehmen. Im Mai 1940 wurde die jüdische Bevölkerung aus den Benelux-Ländern nach Frankreich deportiert. Cahn wurde in das Lager Saint Cyprien gebracht. Dort traf er den berühmten französischen Musikwissenschaftler René Leibowitz, der ihn auf dem Sandboden des Lagers in Harmonielehre und Kontrapunkttechnik unterrichtete. Schließlich wurde er im Oktober 1940 nach Gurs verschleppt.

„Wir sind ganz junge Bäumchen“- Alfred Cahn

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

In Gurs leitete Cahn den Kinderchor und komponierte für diesen 1941 das Lied „Wir sind ganz junge Bäumchen“. Den Text dazu verfasste der ebenfalls inhaftierte Wiener Leopold Rauch. Das Lied spricht auf metaphorischer Ebene von Zwangsentwurzelung und der Sehnsucht nach einer neuen, sicheren, freundlicheren Heimat. Familien durften im Lager nicht beieinander bleiben. Kinder bis 12 Jahre lebten bei den Müttern, Jungen ab 12 mussten in den Lagerteil der Väter umziehen. Die Chorauftritte waren somit eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sich alle Mitglieder der Familie wenigstens von Weitem sehen konnten. Dank verschiedener Hilfsorganisationen wurden viele Kinder aus Gurs gerettet. Für manche Kinder jedoch hatte sich die im Lied besungene Hoffnung nicht erfüllt, sie wurden mit Ihren Eltern nach Auschwitz deportiert und ermordet.

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