Gefälschte Nachzeichnung einer Urkunde Karls des Großen von 786, Vorlage: Landesarchiv BW, StAS FAS DS 26 T 2 Nr. 1

Gefälschte Nachzeichnung einer Urkunde Karls des Großen von 786, Vorlage: Landesarchiv BW, StAS FAS DS 26 T 2 Nr. 1

Fälschungen treten im Lauf der Geschichte immer wieder auf. Prominentes Beispiel eines Fälschers ist Ulrich von Dapfen († 1123), Abt der Benediktinerabei Reichenau, der die kirchliche und politische Stellung des Klosters verbessern wollte. Ähnliches versuchte Rudolf III. Reichel, der 1751 zum Abt des Augustinerchorherrenstifts Beuron gewählt worden war. Das Stift, das Österreich unterstand, sollte den Status der Reichsunmittelbarkeit erhalten. In einer konzertierten Aktion ging eine ganze Gruppe von Fälschern ans Werk. Beteiligt waren der Verwalter sowie der Schreiber der Kanzlei und sogar der Klostergärtner, der zeichnerisches Talent vorweisen konnte. Das Kernstück der gefälschten Schriftstücke war die vermeintliche Kopie einer Urkunde aus dem Jahre 777, die die Verleihung der Immunität durch Karl den Großen beweisen sollte. Auf Basis von Abschriften gelang es zunächst, 1771 eine Bestätigung des Juristen und Professors Gottfried Daniel Hoffmann in Tübingen zu bekommen. Doch aus diese Lüge hatte kurze Beine und nicht alle Konventsmitglieder scheinen mit der Fälscherei einverstanden gewesen zu sein. 1784 wurden die Machenschaften untersucht und aufgedeckt – auch das verwendete Material, drei zusammengeklebte, knapp 1 mm dicke Kartonteile, erschienen wenig überzeugend. Abt Rudolf bestritt jegliche Kenntnis und Beteiligung; ja er entging sogar einer Strafe und unternahm einige Jahre später einen weiteren Versuch. 1790 bekam Beuron schließlich die Reichsunmittelbarkeit, diesmal auf legalem Weg, bevor das Kloster Anfang des 19. Jh. der Säkularisation zum Opfer fiel.

Hier finden Sie den ausführlichen Bericht über die Sigmaringer Fälschungen
und weitere Infos über die Urkundenfälschungen des Mittelalters

00

Auswanderung aus Südwestdeutschland

Das neue Themenmodul auf LEO-BW

Wir freuen uns, Ihnen ein neues Angebot auf LEO-BW vorzustellen: Das Themenmodul Auswanderung aus Südwestdeutschland. Es dient der Recherche nach Personen, die zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert aus dem deutschen Südwesten ausgewandert sind. Herzstück ist die Auswanderer-Datenbank, in der Sie über das Suchfenster recherchieren können. Im Kapitel „Recherche“ finden Sie Tipps zum Vorgehen bei der Suche in der Datenbank und Hinweise auf weitere Quellen zum Thema Auswanderung. Eine Einführung in die Geschichte der Auswanderung aus dem deutschen Südwesten enthält das Kapitel „Historischer Kontext“. Im Kapitel „Geschichte der Datenbank“ erfahren Sie aus erster Hand, wie die Daten für die Auswandererdatenbank in jahrzehntelanger Recherchearbeit zusammengetragen wurden.

Zu den wohl bekanntesten Auswanderern gehört Friedrich Hecker (1811-1881). Er war einer von vielen „Forty-Eighters“, die nach dem Ende der Revolution 1848/49 nach Amerika auswanderten und dort am Sezessionskrieg teilnahmen. Nach dem der als Heckerzug in die Geschichte eingegangene Marsch nach Karlsruhe im April 1848 bei Kandern gewaltsam gestoppt und niedergeschlagen worden war, floh Friedrich Hecker über Basel nach Straßburg und emigrierte von dort in die USA. Seine Person wurde zur Legende. Zahlreiche Drucke und Andenken kamen auf den Markt. Die beiden Blätter zeigen Hecker bei seinem Abschied aus Straßburg und der Ankunft in Nordamerika. In beiden Situationen ist er von einer großen Menschenmenge umringt, die die von ihm vertretenen Ziele unterstreichen. Friedrich Hecker starb am 24. März 1881 in Summerfield, Illinois.

00
Vorder- und Rückseite eines Hellers aus Schwäbisch Hall, gefunden im vergrabenen Münzschatz von Jesingen. Quelle: Landesmuseum Württemberg, Münzkabinett MK 5593.1

Vorder- und Rückseite eines Hellers aus Schwäbisch Hall, gefunden im vergrabenen Münzschatz von Jesingen. Quelle: Landesmuseum Württemberg, Münzkabinett MK 5593.1.

Der Heller oder Haller Pfennig wurde ab dem ausgehenden 12. Jh. in der Regierungszeit Barbarossas, also Kaiser Friedrichs I., geprägt. Die Münze hatte einen vergleichsweise geringen Anteil an Edelmetall, wurde aber in größeren Mengen hergestellt. Damit erwies sich die Münze als sehr marktfähig. Sie setzte sich besonders gegenüber den wertvolleren Münzen mit höherem Silbergehalt durch, die in geringerer Stückzahl in den bischöflichen Münzstätten der umliegenden Bistümer Würzburg, Augsburg, Konstanz und Speyer aufgelegt wurden. Der Heller verdrängte diese nahezu. Warum die Münzstätte in Hall eingerichtet wurde, lässt sich nur vermuten. Die Stadt war durch die Gewinnung und den Vertrieb von Salz zu Wohlstand gekommen und im Umkreis gab es zur Zeit der Gründung keine weiteren Prägestätten. Der erste urkundliche Nachweis für den Heller stammt von 1189. Rund 100 Jahre später wurde er auch an anderen Münzstätten produziert. Mitte des 16. Jh. endete die Münzprägung in der Stadt Schwäbisch Hall.

Den ausführlichen Artikel über den Heller finden hier 

00

Das „Taschenbuch“ des Mittelalters: Zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert war dieses eigenwillige Buchformat besonders beliebt. Anders als die großen, schweren Folianten jener Ära, die oft auf Pergament geschrieben wurden, war das Beutelbuch klein, tragbar und perfekt für Reisen geeignet. Über den Ledereinband wurde ein zweiter Bezug, der Buchbeutel, gelegt, der über den Unterschnitt hinausragt. Meist wurden diese Beutelbücher am Gürtel befestigt. Es diente vor allem als Brevierbuch für Ordensleute oder als Journal für Kaufleute.

Um Beutelbücher besser in das Bücherregal stellen zu können, wurden diese „Lederlappen mit dem Knoten“ später häufig abgeschnitten. Beutelbücher sind dadurch zu einer Rarität geworden. Man schätzt, dass weltweit nur 23 Beutelbücher erhalten blieben. Zu diesen seltenen noch erhaltenen Exemplaren zählt das Beutelbuch der Katharina Roeder von Rodeck aus dem 16. Jahrhundert. Die Benediktinerin von der badischen Burg Rodeck in ihrem Kloster Frauenalb erlebte die umwälzende Reformationszeit sowie die Unruhen des Bauernkrieges hautnah mit.

Ein steter Begleiter in dieser aufregenden Zeit war ihr 206 Blätter umfassendes Gebetbuch im Kleinstformat von 98 x 76 mm. Eigenhändig mit religiösen Texten und filigranen Federzeichnungen versehen, trug Katharina Roeder von Rodeck es am Gürtel befestigt vermutlich immer bei sich. So ließ sich das Buch mit den frommen Formeln nutzen, ohne den Beutel vom Gürtel lösen zu müssen.

Dieses kostbare Zeugnis badischer Klosterkultur wird in der Badischen Landesbibliothek verwahrt und steht auch als Digitalisat zur Verfügung.
 

00

Von Tugend und Sitte bis Glamour und Erfolg

Frauenbilder und Ideale in Frauenzeitschriften

Die Stewardess galt lange Zeit als Traumberuf. Das Bild wurde 1963 von Willy Pragher aufgenommen. Quelle: Landesarchiv BW, StAF Sammlung Willy Pragher W 134 Nr. 071223.

Die „attraktive Stewardess“ galt lange Zeit als Traumberuf. Das Bild wurde 1963 von Willy Pragher aufgenommen. Quelle: Landesarchiv BW, StAF Sammlung Willy Pragher W 134 Nr. 071223.

Mit dem Aufkommen millionenfach aufgelegter illustrierter Zeitschriften in den 1920er Jahren wurden Frauenbilder und –ideale einem breiten Publikum vermittelt. Neben dem Film setzten die neuen Aufnahme- und Drucktechniken Maßstäbe und sorgten für Vorbilder. Dem oft tristen Alltag der Durchschnittsfrauen stand eine nicht erreichbare Idealwelt gegenüber. Das tägliche Leben mit Hausarbeit und Familie spielte hier eine untergeordnete Rolle. Glanz und Glamour, Mode und Kosmetik sowie Rezept-, Handarbeits- und Bastelanleitungen brachten etwas Abwechslung in die heimischen Stuben.

Periodisch erscheinende Schriften für Frauen haben eine lange Geschichte mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Die erste gedruckte Frauenzeitschrift wurde um 1693 unter dem Titel „The Ladies‘ Mercury“ veröffentlicht, eine Art früher Ratgeber. Die „Moralischen Wochenschriften“ sollten der Erziehung und Erbauung dienen. Ganz in diesem Sinn erschien 1725 die erste Frauenzeitschrift in Deutschland. Unter dem Titel „Die vernüftigen Tadlerinnen“ wurde zu Tugendhaftigkeit aufgerufen. Herausgeber waren Johann Christoph Gottsched und seine Ehefrau Louise. 1786 erschien erstmals ein Modemagazin in Deutschland unter dem Namen „Journal des Luxus und der Moden“. Oft schrieben allein männliche Verfasser die äußeren und inneren Werte vor. Im Gegensatz dazu steht die Monatszeitung „Pomona für Teutschlands Töchter“ die die Schriftstellerin Sophie von La Roche ab 1783 herausgab. Die Artikel der mit rund 100 Seiten recht umfangreichen Hefte verfasste sie selbst. Auch ihr lag an Erziehung und Bildung, doch betrachtete sie die Belange ihrer Geschlechtsgenossinnen aus philosophischer Sicht und legte Wert auf den Austausch mit ihnen. Die Themen umfassten zeitlos Aktuelles wie Gesundheit, Medizin und Ernährung, dazu Kunst, Porträts erfolgreicher Frauen, Literaturtipps und Reiseberichte. Ein politisches Organ speziell für Frauen wurde als „Frauen-Zeitung“ im Revolutionsjahr 1849 von Luise Otto Peters veröffentlicht. Dieses war offenbar von solcher Sprengkraft, dass ein eigens verabschiedetes Gesetz den Frauen in Sachsen eine journalistische Tätigkeit untersagte. Nach dem Scheitern der Revolution kehrten die bürgerlichen Kreise zu alten Werten zurück. Für den Rest des Jahrhunderts wurde den Frauen Sittsamkeit und Häuslichkeit verordnet. Auf das Ende des Ersten Weltkriegs, des Kaiserreichs, einer Liberalisierung und neuen beruflichen Möglichkeiten für Frauen in den 1920er Jahren folgte in der NS-Zeit ein weiterer Einschnitt. Neben der offiziellen Propaganda wandten sich Frauen- und Modemagazine unverfänglichen Themen zu, um weiterbestehen zu können.

Diese und die Trends aus den 1920er Jahren bestimmten, mit wenigen Ausnahmen, bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg das Konzept der deutschen Frauenzeitschriften. Sie sollten unterhalten auf der Grundlage eines bestimmten Frauenbildes. In den 1950er Jahren waren es treusorgende, zur Ikone stilisierte Hausfrauen. Mit wachsendem Bildungs- und Wohlstand finden sich Freizeitaktivitäten, Traumberufe und ein verändertes Familiengefüge. An der Emanzipation der 1970er Jahren führte der Weg ebenso wenig vorbei wie an den Superfrauen der 1980er und 90er. Den Rahmen bildet stets eine zeitgenössische, werbewirksame Aufmachung, sei es in Form teurer Kleider, vielversprechender Kosmetik oder dem Psychosegment, begleitet von Anleitungen für die Küche, das Do it yourself oder die Selbstfürsorge. Die Freischaltung des Internets Mitte der 1990er Jahre war mit grundlegenden Änderungen der Medienlandschaft verbunden, bis hin zum „Selfie“ mit ungezählten Likes und Followern. Im Verlauf der Geschichte von Frauenzeitschriften und anderen Medien scheint sich jedoch eines nicht verändert zu haben: die Bildung eines Ideals, bestimmt sowohl durch männliche als auch weibliche Vorgaben.

Einen ausführlichen Beitrag zu Frauenbildern, -idealen und Medien finden Sie im LEO-Themenmodul Alltagskultur

00
Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss