Baden und die deutsche Einheit

Die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Forbach (FaBi Kreisbeschreibung RA)
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Forbach (Landesarchiv BW, Kreisbeschreibung RA)

Die Niederwerfung der Revolution brachte allgemeine Resignation und ein Nachlassen des öffentlichen Interesses an der Politik. Der zurückgekehrte Großherzog Leopold, ein gebrochener Mann, lavierte vorsichtig zwischen Preußen und Österreich, bis die Unionsfrage durch den Vertrag von Olmütz 1850 gegenstandslos wurde. Die Nachfolge Leopolds trat dessen Sohn Friedrich I. 1852, zunächst als Regent für seinen geisteskranken Bruder Ludwig († 1856), an. Seine außerordentlich lange Regierungszeit, bis 1907, war umso wirksamer, als er klare politische Ziele hatte und sich allgemeiner Verehrung erfreute. Er handelte als streng der Verfassung verpflichteter, protestantischer Monarch von liberaler, nicht parlamentarischer Staatsauffassung und deutschem Patriotismus. Schon durch seine Gemahlin Luise von Preußen (seit 1856) stand er selbst einer kleindeutschen Lösung näher, musste allerdings Rücksicht auf die Stimmung im Lande nehmen. Sein Außenminister Franz von Roggenbach verfolgte ab 1861 das Ziel einer deutschen Einigung unter Preußens Führung, bis die Kaltstellung des Herzogs von Augustenburg als Thronbewerber in Schleswig-Holstein durch Bismarck Baden doch wieder an die Seite Österreichs trieb. Liberale wie Katholiken begrüßten diesen Frontwechsel. Die Schlacht von Königgrätz wendete aber rasch die Meinung der Liberalen wieder zugunsten Preußens, und als dessen Mainarmee drei Wochen später durch Gefechte bei Werbach und Tauberbischofsheim (14. Juli 1866) gegen die Badener und Württemberger den Eingang nach Süddeutschland erzwang, schloss Baden einen Waffenstillstand und trat am 31. Juli aus dem Deutschen Bund aus. Ein rascher Friedensschluss folgte. Unmittelbar anschließend suchte der Landtag den Beitritt in den Norddeutschen Bund zu erreichen, als das nicht möglich war, schloss man sich diesem wenigstens in einer militärischen Allianz an. So waren die badischen Truppen 1870 längst preußischer Führung unterstellt. Die Bindung wurde durch die Militärkonvention mit Preußen vom 25.11.1870 so eng, dass es kein eigenes badisches Militär mehr gab. Baden verzichtete viel weitgehender als Württemberg und Bayern auf Sonderrechte, und so war der Großherzog Friedrich der richtige Mann für die Ausrufung Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser in Versailles am 18. Januar 1871. Die weitere Entwicklung des Reiches hat den Großherzog dann doch enttäuscht, da der von ihm inzwischen bewunderte Bismarck keineswegs nach liberalen Vorstellungen regierte und die deutschen Fürsten im Bundesrat fast völlig zur Seite schob. Der Großherzog unterhielt gute Beziehungen zur nationalliberalen Reichstagsfraktion, hatte gewissen Einfluss auf den liberal gesonnenen Friedrich III. und war auch am Sturz Bismarcks nicht unbeteiligt. Im Ganzen spielte Baden aber in der Reichspolitik bis 1908 eine untergeordnete Rolle. Im Bundesrat verfügte es über drei, im Reichstag über 14 Sitze. Im eigenen Land verblieben selbständiger Regelung hauptsächlich die Kulturpolitik, Verwaltung und Wirtschaftsförderung.

(Quelle: Bearbeitete Fassung aus dem Abschnitt Landesgeschichte, in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Band I, Stuttgart, 2. Aufl. 1977)

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