Schäferläufe

Von Felix Teuchert

Schäferlauf in Bad Urach, 1949 [Quelle: Landesfilmsammlung Baden-Württemberg]

Der Brauch des Schäferlaufs stammt ursprünglich aus Markgröningen (ehemals Gröningen). Der Markgröninger Schäferlauf, auch als Hammelsprung bezeichnet, zählt zu den ältesten schwäbischen Volksfesten. Der früheste Beleg für die Existenz des Festes findet sich in einer Spitalrechnung aus dem Jahr 1443. Graf Ludwig V. von Württemberg weilte in Gröningen und orderte anlässlich des Schäferfestes zwei Gänse und mehrere Flaschen Wein. Über den Ursprung des Festes geben mehrere Sagen Auskunft. Nach einer dieser Legenden soll der württembergische Graf das Fest als Belohnung für die Treue der Schäfer gewidmet haben. Nicht zufällig finden Schäferlauf und -fest am Namenstag des Heiligen Bartholomäus am 24. August statt, denn der Apostel, der einen grausamen Märtyrertod erlitten hatte, gilt als Schutzpatron der Schäfer und Metzger. Bis ins 18. Jahrhundert fand die Schäfertagung der gesamten württembergischen Schäferzunft in Gröningen statt; erst 1724 wurden weitere Schäferfeste zugestanden, so in Heidenheim, Urach und Wildberg. In Markgröningen wurde aber nach wie vor das Hauptfest abgehalten.

Der Schäferlauf beginnt zunächst mit dem Lauf der Schäferinnen und Schäfer, die barfuß über das Stoppelfeld um die Wette rennen müssen. Die Sieger des Wettrennens werden dann zum Schäferkönig und zur Schäferkönigin gekrönt, anschließend wird dem Schäferpaar in Form eines Schäfertanzes gehuldigt. Wie bei vielen anderen Traditionen kamen auch hier nach und nach neue Elemente hinzu; der Schäfertanz fand zum Beispiel erstmals im Jahr 1925 statt. Bestandteil des Festes sind zudem Wettkämpfe, die im Zusammenhang mit dem Schäferberuf stehen – so beispielsweise ein Leistungshüten, bei dem die Hütehunde die Herde in verschiedenen Situationen zusammenhalten und ihre Fähigkeiten in einem Parcours unter Beweis stellen sollen. Höhepunkt des Festes ist aber der Festumzug, der von Trachtengruppen und Blaskapellen begleitet wird. Auch ein Festgottesdienst in der Bartholomäuskirche findet am Festtag statt, obwohl das Fest eigentlich keine religiösen Bezüge aufweist. In diesem Filmausschnitt von 1949 ist ein Schäferlauf in Bad Urach zu sehen. Fester Bestandteil der Uracher Spielart ist das Theaterstück „D’Schäferlies“ von Hans Reyhing, das 1923 uraufgeführt wurde. Das Stück thematisiert die Konflikte zwischen Bauern und Schäfern, die die dörflichen Gesellschaften auf der Schwäbischen Alb um 1800 prägten. Während aus dem Markgröninger Schäferlauf ein richtiges Volksfest wurde, das auch heutzutage jährlich zehntausende Besucher anlockt, brach die Tradition in Heidenheim ab, als die Schäferzunft 1922 aufgelöst wurde. In Bad Urach findet das im Vergleich zu Markgröningen kleiner gehaltene Schäferfest alle zwei Jahre statt.

Literatur

  • Schad, Petra, Markgröningen und sein Schäferlauf, Markgröningen 2007.
  • Schweier, Gerhard, Schäferlauf in Heidenheim: 250jährige Folklore der Schwäbischen Ostalb, Heidenheim 1974.
  • Theegarten, Fridtjof, Feste und Bräuche im Kreis Ludwigsburg, in: Hartmann, Hartmann, Ulrich (Hg.): Der Kreis Ludwigsburg, Aalen 1977, S. 233-236.
  • Wagner, Wulf, Bräuche im Ländle, Stuttgart 2017.
     

Zitierhinweis: Felix Teuchert, Schäferläufe, in: Alltagskultur im Südwesten, URL: […], Stand: 09.11.2020

 

Hinweis: Weitere Filme und Beschreibungen zur Tradition der Schäferläufe folgen in Kürze.

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