Ernst von Mansfeld (geb. 1580, gest. 30.11.1626)

von Marius Wieandt

 Ernst von Mansfeld (Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen)
Ernst von Mansfeld [Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen]

Graf Ernst von Mansfeld war in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges ein bedeutender Söldnerführer und Kriegsunternehmer. Er kämpfte an unterschiedlichen Kriegsschauplätzen gegen Truppen des römisch-deutschen Kaisers und prägte die Organisation der Heere seiner Zeit als privatwirtschaftliche Organisationen in den Diensten unterschiedlicher Territorialherren mit.

1580 als unehelicher Sohn des katholischen Gouverneurs Luxemburgs geboren, wurde der junge Ernst früh auf eine militärische Karriere vorbereitet und diente dem Haus Habsburg bereits ab dem Alter von 15 Jahren in Ungarn im Kampf gegen die Türken. Aus Unzufriedenheit mit seiner persönlichen Situation wechselte er 1610 die Seiten und trat in die Dienste der Protestantischen Union, wobei unbekannt ist, ob er daraufhin auch persönlich zum Protestantismus konvertierte. Nach Ausbruch des Krieges 1618 kämpfte Mansfeld zunächst in Böhmen für die Union, wo er nach der Einnahme und Plünderung Pilsens von Kaiser Matthias geächtet wurde.

Nachdem die protestantischen Heere aus Böhmen vertrieben wurden und die Union aufgelöst wurde, kämpfte Mansfeld in den folgenden Jahren für ganz unterschiedliche Herren, vor allem im Mittel- und Norddeutschland. Er ließ sich von Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, den niederländischen Generalständen wie auch von den Königen von England und Frankreich anwerben. Dabei stellte er sich kaum großen Entscheidungsschlachten, sondern suchte den Gegner in längeren Kampagnen durch die damit einhergehenden logistischen Schwierigkeiten zu ermüden. Schließlich verstarb er, möglicherwiese infolge eines Blutsturzes, am 30. November 1626 nahe Sarajewo nach einem gescheiterten Feldzug, in dem sein unterversorgtes und von Seuchen ausgedünntes Heer von Wallenstein durch Ungarn verfolgt worden war.

Als einer der ersten großen Kriegsunternehmer des Dreißigjährigen Krieges prägte er dessen frühen Jahre entscheidend mit. Er stellte ein von ihm selbst ausgehobenes und einsatzbereites Heer verschiedenen Dienstherren, Fürsten oder Monarchen, zur Verfügung. Bei Bedarf ein Heer zu rekrutieren gelang ihm stets verhältnismäßig rasch, indem er ständig einen relativ kleinen Kern erfahrener Soldaten unterhielt und diesen bei Anwerbung seines Heeres um weitere Soldaten verstärkte, sodass er neben seinen kampferprobten Kerntruppen auf Rekruten zurückgreifen konnte, die von der Erfahrung seiner versierten Truppen profitierten.

Da ihm der Ruf vorauseilte, dass man unter seinem Kommando ungehindert plündern könne, gestaltete sich die Werbung von Truppen für ihn meist recht einfach. Im Feld ließ er sich kaum auf offene Feldschlachten ein, vielmehr versuchte er den meist zahlenmäßig überlegenen Gegner durch die Präsenz seiner Truppen zu stören und gegen die gegnerischen Nachschubwege vorzugehen. Das Risiko, seine Armee und damit seine ganze Machtbasis als Söldnerführer in einer Feldschlacht zu verlieren, vermied Mansfeld nach Möglichkeit.

Im Gegensatz zu früheren Generationen von Söldnerführern ließ er sich zumeist nicht ausschließlich von seinen direkten Dienstherren bezahlen, sondern finanzierte sein Heer durch Unterstützung nicht direkt kriegsbeteiligter Mächte wie zum Beispiel Frankreich oder Venedig. Zusätzlich beutete er Gebiet aus, das er mit seinen Truppen durchzog. Eine Besonderheit Mansfelds war dabei seine hohe Bereitschaft, sein Heer auch bei unsicherer Finanzierung in den Einsatz zu führen, was zu häufigen Schwierigkeiten im Unterhalt seines Heeres führte.

In der Folge führte dies bereits in der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges zu brutalen Plünderungszügen seiner Söldner gegenüber der Zivilbevölkerung, da diese sich unter Einsatz von Gewalt aus dem Umland selbst zu versorgen hatten, was maßgeblich zu Mansfelds Bekanntheit und seinem schlechten Ruf beitrug. Daneben trug die kaiserlich-katholische Propaganda zu dem negativen Bild bei, das viele seiner Zeitgenossen von ihm hatten. Dafür bot Mansfeld nicht nur mit dem disziplinlosen und gewalttätigen Verhalten seiner Söldner, sondern auch mit seiner unehelichen Herkunft oder dem als Verrat gesehenen Wechsel des konfessionellen Lagers zahlreiche Angriffsmöglichkeiten.

Literatur in Auswahl

  • Bäckström, Olli, The German Military Entrepreneur Ernst von Mansfeld and His Conduct of Asymmetrical Warfare in the Thirty Years War, Diss., Helsinki 2011.
  • Findeisen, Jörg-Peter, Der Dreißigjährige Krieg, Graz/Wien/Köln 1998, S. 159-167.
  • Heinisch, Reinhard, Art. Mansfeld, (Peter) Ernst II. Graf von, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, Berlin 1990, S. 80-81.
  • Krüssmann, Walter, Ernst von Mansfeld (1580-1626). Grafensohn, Söldnerführer, Kriegsunternehmer gegen Habsburg im Dreißigjährigen Krieg (Historische Forschungen, Bd. 94), Berlin 2010.
  • Redlich, Fritz, The German Military Enterpriser and His Work Force. A Study in European Economic and Social History (Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte, Bde. 4748), Wiesbaden 1964/65.

 

Zitierhinweis: Marius Wieandt, Ernst von Mansfeld, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 16.08.2022

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