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Das Tübinger Hausbuch

Das Tübinger Hausbuch
Jahreslauf und Kalenderordnung. Aus: Das Tübinger Hausbuch - Iatromathematisches Kalenderbuch ; die Kunst der Astronomie und Geomantie [Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen]

Zu den bedeutendsten und schönsten deutschsprachigen Handschriften aus dem Spätmittelalter gehört das „Tübinger Hausbuch", das in der Universitätsbibliothek Tübingen verwahrt liegt. Dabei handelt es sich um ein Iatromathematisches Kalenderbuch, also eine medizinisch-astrologische Schrift. Verfasst wurde die reich illustrierte Handschrift vermutlich in der Mitte des 15. Jahrhunderts im Umkreis des Uracher Hofes Graf Eberhards V. im Bart von Württemberg Urach. Über die konkreten Umstände und Anlässe der Entstehung oder die Verfasser ist kaum etwas bekannt, sicher ist nur, dass die Vielzahl an verarbeiteten Quellen auf die Existenz einer wissenschaftlich ausgerichteten Bibliothek mit leistungsfähigem Scriptorium, also einer Schreibstube, schließen lässt. Im Jahr 1752 gelangte das Tübinger Hausbuch schließlich aus dem Nachlass von Johann Jacob Schmid (Stadtpfarrer in Ebingen) in den Besitz der Universitätsbibliothek. Der Einband wurde in der Kartause Güterstein angefertigt.

Der Begriff des Hausbuchs ist schwer einzugrenzen und in der Forschung umstritten, meistens wird damit jedoch eine Sammelhandschrift beschrieben, die sich vor allem durch die Heterogenität der Inhalte auszeichnet. Gleiches gilt auch für das Tübinger Hausbuch: Auf ein Kalendarium mit verschiedenen Aderlassregeln und Tabellen für astronomisch- astrologische Berechnungen folgt eine Abhandlung über die Tierkreiszeichen und die Tierkreiszeichenkinder mit Prognosen zu Eigenschaften und Schicksalen der unter dem jeweiligen Tierkreis geborenen Menschen. Es folgen umfangreiche Wahrsagelehren (Geomantie bzw. Losbücher) sowie Traktate zur Astronomie und zur mittelalterlichen Planetenlehre. So enthält das Hausbuch in Text und Bild die Summe eines über Jahrhunderte in lateinischen Schriften tradierten astromedizinischen Wissens und astronomisch/geomantischer Kenntnisse, die ursprünglich aus indischen, griechischen und arabischen Quellen übernommen wurden und nun in einer volkssprachlichen Fassung vermittelt werden. In der Forschung wird das Tübinger Hausbuch als eines der letzten umfassenden Zeugnisse in der Volkssprache gewertet, das ein christliches  Weltverständnis vermittelt, das auf der starken Vorstellung einer Verbindung von Makro- und Mikrokosmos basiert.

Das Tübinger Hausbuch liegt in vollständig digitalisierter Fassung vor. Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken! (JH)

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