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Die Albwasserversorgung

 

Hochreservoir der Albwasserversorgung, aus: Die Gartenlaube 37/1881. [Quelle: Wikisource gemeinfrei, s. Literaturhinweis]
Hochreservoir der Albwasserversorgung, aus: Die Gartenlaube 37/1881. [Quelle: Wikisource gemeinfrei, s. Literaturhinweis] Zur Vergrößerung bitte klicken

Die Einrichtung des Pumpwerks Teuringshofen war ein Meilenstein in der Geschichte der Albwasserversorgung. Zwar gibt es ausreichend Niederschläge, die Alb ist von vielen Flusstälern durchzogen - am bekanntesten sind Lauchert und Große Lauter im Süden, Eyach, Steinlach und Echaz im Norden - doch das Wasser versickert auf den Hochflächen in atemberaubender Geschwindigkeit im karstigen Untergrund. Ausdruck dessen sind die zahlreichen Erdfälle an der Oberfläche, trichterförmige Vertiefungen, die Zusammenbrüche im ausgeschwemmten Kalkstein kennzeichnen.

Die Bewohner der Hochflächen sammelten das Regenwasser von Dächern, bauten Hülen und schickten in Trockenzeiten Fuhrwerke zum Wasserholen in die Täler. Damit verbunden waren eine immer wieder beschriebene, äußerst schlechte Wasserqualität, Erkrankungen von Mensch und Tier, katastrophale hygienische Verhältnisse und eine nicht unbeträchtliche finanzielle Belastung durch die Wasserlieferungen.

Zum Pionier der Albwasserversorgung wurde der Ingenieur und Baurat Karl Ehmann (1827-1889). Ehmann hatte sich in England und den USA umgesehen. Er entwarf einen Plan zur Wasserversorgung der Alb, der 1866 der königlich württembergischen Regierung vorgelegt wurde. Der Plan sah acht Pumpwerke vor, die das vorwiegend aus Quellen in den Flusstälern erschlossene Wasser über eiserne Leitungen in Hochbehälter transportieren sollte. An diese konnten mehrere Gemeinden angeschlossen werden. Die meisten Gemeinden sperrten sich zunächst aus Kostengründen. Durch Gewährung staatlicher Zuschüsse stimmten Justingen, Ingstetten und Hausen ob Urspring, die heute zur Gemeinde Schelklingen gehören, als erste für die Umsetzung. Besonders der Justinger Bürgermeister Anton Fischer, der als Tierarzt die hygienischen Zustände und die zahlreichen Viehseuchen bemängelte, hatte sich dafür eingesetzt. 1871 floss in Justingen erstmals das im Schmiechtal gewonnene Wasser aus der Leitung. Das Ergebnis überzeugte. Immer mehr Gemeinden folgten dem Beispiel. Schließlich versorgten neun Pumpstationen über 60 Hochbehälter Dafür waren teils mehr als 300 Höhenmeter zu überwinden. Angetrieben wurden die Pumpen durch das Wasser der Flüsse, das über große Kanalanlagen mit Gefälle in Pumpstationen geleitet wurde. Die Pumpanlage der Fils beispielsweise versorgte über das Hauptreservoir bei Westerheim sechs Sammelstellen, die 280 Hydranten und 1500 Hauswasserleitungen bedienten. Die so geschaffene Wasserversorgung verbesserte auch die wirtschaftliche Situation der sprichwörtlich armen Älbler. Viehbestände konnten vergrößert werden, Gewerbebetriebe nutzbringend arbeiten.

Das Pumpwerk in Teuringshofen ist heute Industriedenkmal und kann besichtigt werden.

Eine Beschreibung aus den Anfangsjahren: Valerius [Autor], Die Wasserversorgung der schwäbischen Alb, in: Die Gartenlaube 37 (1881), S. 612-615, zitiert nach Wikisource.

Anton Fischer wurde 1873 Bürgermeister von Schelklingen und hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Ortes zur Industriestadt.

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