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Eine verschwundene Stadt – auf Spurensuche im Münstertal

 

Die Benediktinerabtei St. Trudpert im 19. Jh. [Quelle: Württembergisches Landesmuseum/I. Gabo]
Die Benediktinerabtei St. Trudpert im 19. Jh. [Quelle: Württembergisches Landesmuseum/I. Gabo]

Eine Urkunde von 1028 über die Verleihung von Bergrechten im Münstertal liefert ein frühes schriftliches Zeugnis zum Abbau, vor allem von Silber, im Schwarzwald. Flurnamenforschung und archäologische Erkenntnisse weisen auf Aktivitäten hin, die bis in die Römerzeit zurückreichen könnten. Möglicherweise steht die Geschichte des Klosters St. Trudpert schon im 9. Jh. in Zusammenhang mit dem Bergbau, wie auch weitere Klostergründungen am Rand des Schwarzwalds. Die wichtigste Bergbauperiode im Münstertal erstreckte sich über das 12. und 13. Jh. Viele Gruben befanden sich im Besitz des Klosters, das, wie das gesamte Münstertal in der Mitte des 14. Jh. zu Vorderösterreich kam. Im 16. Jh. wurde der Abbau teilweise eingestellt. Vom Beginn des 17. Jh. bis zu den Anfängen des Dreißigjährigen Krieges unterstand er den Fuggern. Zu Beginn des 18. Jh. lebten die Aktivitäten nochmals auf, gefördert durch den Abt von St. Trudpert, der auf Spezialisten aus den Alpenländern zurückgriff.

Wann die in der Nähe des Klosters St. Trudpert gelegene Bergbaustadt Münster entstand, ist ungewiss. Erste schriftliche Nachweise sind ab dem Hochmittelalter überliefert. Grabungen in den 1990er Jahren führten zu Spuren einer ausgedehnten Siedlung, die sich entlang des Flüsschens Neumagen erstreckte und an ihrem südlichen Ende eine Wasserburg einschloss. Als möglicher Überrest ist eine Reihe alter Steinhäuser erhalten, die nicht in das bäuerliche Erscheinungsbild der Umgebung passen. Die Ergebnisse der Grabungen belegen eine hohe fachliche Qualität der Erschließungsarbeiten, die eine Umleitung des Flusslaufs und die Terrassierung des Untergrunds umfassten. Es wurde eine gehobene Infrastruktur geschaffen mit Entwässerung, Brunnen und gepflasterten Wegen. Funde von Ausstattungsresten wie Ofenkacheln, Gebrauchskeramik und Gläsern lassen auf Wohlstand sowohl in Bezug auf die Burg wie auch in den Häusern schließen. Der Überrest eines Maßwerkfensters verweilst auf einen Sakralbau.

Mitte des 13. Jh. tritt Gottfried von Staufen als Stadtherr hervor. Er war zugleich Vogt des Klosters St. Trudpert und einer der reichsten und mächtigsten Ministerialen der Zähringer, der nach deren Aussterben seine Stellung auszubauen begann. Im oberen Abschnitt des Tals ließ er die Burg Scharfenstein errichten, die in Ergänzung zur Burg Staufen am Taleingang das Terrain sichern sollte. Silbermünzen aus dem 13. Jh., die einen Elefanten mit drei weiteren Personen zeigen, belegen die Existenz einer Prägestätte. Das Motiv der einseitigen Elefantenbrakteate bezieht sich auf die mittelalterliche Alexandersage.

Der Untergang der Stadt wurde lange Zeit einem Ereignis zugeschrieben. Überliefert ist ein Kriegszug der mit Habsburg in Konkurrenz stehenden Freiburger von 1346 gegen die Burg Scharfenstein, wobei es zur Zerstörung von Münster gekommen sein soll. Spuren am Steinturm der Wasserburg belegen dessen gewaltsamen Einsturz mittels Brandstiftung in der ersten Hälfte des 14. Jh. Potenzielle Schäden an der Stadt sind nicht mehr nachweisbar, doch verschwindet sie auch nach 1346 nicht aus den Quellen. Die Grabungen bestätigten ein verheerendes Hochwasser, das zu Beginn des 15. Jh. die aus Steinbauten bestehende Siedlung verwüstete. Ein weiteres Hochwasser lässt sich für das 16. Jh. belegen. Im weiteren Verlauf der Geschichte scheint auch die Stadt unter den versiegenden Metallvorkommen gelitten zu haben. 1632 brachten schwedische Truppen Zerstörung über Stadt und Kloster.

Der Beitrag entstand auf Grundlage des Berichts von Matthias Untermann und Andre Bechtold, Die Stadtwüstung Münster im Breisgau. Archäologische und historische Untersuchungen 1995-97. Ein Vorbericht, in: Denkmalpflege 26 Nr. 3 (1997), einsehbar über das Landesamt für Denkmalpflege.

Die Geschichte der Benediktinerabtei St. Trudpert finden Sie hier.

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