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Zwischen Hoch- und Niederrad: Das Dreirad

 Dreirad (Pfinzgaumuseum)
Dreirad -1880 kaufte Wilhelm Maurer das Dreirad von einem Baron aus der französischen Schweiz und benutzte es dann als Lastenfahrrad zum Transport von Glacéhandschuhen. [Quelle: CC-BY-NC-SA @ Pfinzgaumuseum in der Karlsburg]

Räder wie dieses aus der Anfangszeit der Fahrradentwicklung dienten gerade in den oberen Gesellschaftsschichten meist repräsentativen Spazierfahrten. Es stellte gewissermaßen eine Zwischenstufe in der Entwicklung vom (aufgrund seiner großen Räder und dem weit vorn sitzenden Fahrer) sturzanfälligen und gefährlichen Hochrad zum Niederrad dar, das mehr Sicherheit bot. Die Stabilität, die das Dreirrad bot, ging jedoch einher mit einem Verlust an Geschwindigkeit, weshalb das Dreirrad auch auf Dauer vom Niederrad abgelöst wurde. Denn im Vergleich zum einspurigen Hochrad – und später Niederrad – stießen die drei Spuren auf mehr Widerstand und insgesamt waren Dreirräder aufgrund ihrer Größe und Robustheit wesentlich schwerfälliger.

Trotzdem stand das Dreirrad bei vielen Zeitgenossen hoch im Kurs. Im kleinen Büchlein „Das Dreirad und seine Bedeutung als Verkehrsmittel für Jedermann. Zugleich ein unentbehrliches Handbuch für jeden angehenden Dreiradfahrer“ aus dem Jahr 1887 pries Otto Ekarius die Vorteile des Dreirads insbesondere als geeignetes Verkehrsmittel für Vergnügungsreisen an:

In unserer Zeit der Rundreisebillets und der so bequemen Extravergnügungszüge, wo dem Touristen seine programmmäßige Portion Naturgenuss gewissermaßen genau abgemessen vorgesetzte wird, lohnt es sich auch einmal auf ein anderes Reisemittel hinzuwesen, als jenes mit Dampfgetriebene. […] Wer einmal den Reiz gekostet, den es hat, selbstständig durch eigene Kraft […] die schöne Welt zu bereisen, der wird zwar durchaus die Eisenbahn nicht ganz entbehren wollen, aber wird das das Fahren auf dem Dreirade stets vorziehen, wo es nur irgend angeht.

Das Dreirrad übernahm nicht nur eine Mittlerrolle zwischen Hoch- und Niederrad, es wurde auch durch den Franzosen Gustave Trouvé zum ersten offiziell anerkannte Elektrofahrzeug der Welt weiterentwickelt. Das sogenannte Trouvé-Dreirad wurde 1881 bei der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris vorgestellt und erreichte damals mit seinem Elektroantrieb eine Geschwindigkeit von circa 12 km/h. Die Stromversorgung des E-Motors übernahmen sechs wiederaufladbare Blei-Säure-Batterien.

Heute sind Dreiräder seltener geworden und werden häufig als Fahrradtaxis in Großstädten, als Lastenfahrräder oder als Liegedreiräder gebaut. (JH)
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