Spargelernte in Philippsburg 

Datierung :
  • 1936
Objekttyp: Video
Inhalt:
  • Eine landwirtschaftliche Szene in Philippsburg: Junge Frauen stehen Schlange, um ihre Spargelernte abzuliefern. Die Stangen werden gesammelt und gewogen. Nach der Ernte werden die frisch gestochenen Stangen in Körben gesammelt, gewaschen, gekühlt und an Sammelstellen abgeliefert, wie es im Video zu sehen ist. Sie werden dann gleichmäßig an den Enden zugeschnitten, nach Handelsklassen sortiert, gebündelt und mit dunklem Papier geschützt. Der Ablauf der Ernte hat sich bis heute nur wenig verändert. Spargel ist auch heute noch eine anspruchsvolle Nutzpflanze. Spargelkulturen werden bis zu 12 Jahre lang genutzt und benötigen einen gut vorbereiteten Boden. Zwei bis vier Jahre vor dem Anbau muss der Boden gedüngt und mit Nährstoffen versorgt werden, danach ist keine Düngung oder Bodenbearbeitung mehr möglich. Die Ernte ist ebenfalls aufwändig, da das Spargelstechen - zweimal am Tag - von Hand durchgeführt wird. Bisher ließ sich diese Tätigkeit - noch - nicht automatisieren. Kein Wunder also, dass Spargel bis heute teuer geblieben ist. Die oberrheinische Tiefebene und damit auch Philippsburg ist als ideales Anbaugebiet für Spargel - und zahlreiche andere Obst- und Gemüsesorten - bekannt. Spargel ist heute aus der deutschen Küche nicht mehr wegzudenken. Das war nicht immer so. Im antiken Griechenland war wilder Spargel weit verbreitet und wurde als Heilmittel und Aphrodisiakum genutzt. Aus dem Griechischen kommt auch sein wissenschaftlicher Name, Asparagos, in der lateinischen Schreibweise, Asparagus. Die Römer kultivierten den Spargel dann systematisch als Nahrungsmittel und erst in den ersten Jahrhunderten nach Christus entwickelte er sich zum Luxusgut. Nachdem Spargel seit der römischen Antike nicht mehr nördlich der Alpen kultiviert worden war, brachte ihn Barbara Gonzaga von Mantua (1455-1503), die spätere erste Herzogin von Württemberg, aus ihrer Heimat Italien mit. Sie hatte die italienische Küche mit viel Gemüse, ganz besonders eben den Spargel, sehr vermisst. Die von Fleisch dominierte schwäbische Küche hatte ihr in dieser Hinsicht nur wenig zu bieten. Mit den von ihr aus Italien mitgebrachten Samen legte sie den Grundstock für den in ihrem Garten in Urach angebauten Spargel. Spargel konnte sich als herrschaftliches Gemüse nun wieder nördlich von Italien etablieren. Die erste urkundliche Erwähnung von Gemüsespargel in Deutschland stammt aus dem Jahr 1565 und ist im Verzeichnis der Kräuter und Bäume im Garten der Residenz von Herzog Christoph von Württemberg in Stuttgart zu finden. In Schwetzingen und dann auch in Philippsburg wurde Spargel knapp ein Jahrhundert später von Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz im Schlossgarten von Schwetzingen angebaut. Schwetzingen ist bis heute international als Spargelmetropole bekannt. Der Spargelanbau in Schwetzingen kam allerdings Ende des 18. Jahrhunderts vorübergehend wieder zum Erliegen, als Kurfürst Carl Theodor 1778 seine Residenz nach München verlegte. Erst Ende des 19. Jahrhunderts nahm der Spargelanbau in der Region wieder zu und entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig und Einnahmequelle für die ländliche Bevölkerung. Die Entwicklung der Eisenbahn ermöglichte den Vertrieb auch überregional, die Konservenindustrie trug ebenfalls zu seiner Weiterverbreitung bei. Ein Spargelmarkt wurde eingerichtet, auf dem die Landwirte ihren Spargel anbieten konnten. Die Stadt Schwetzingen ist für ihren Spargel zwar weltberühmt, hat selber tatsächlich aber nur wenig Anbaufläche. Die großen Flächen verteilen sich über die gesamte Kurpfalz und so ist bis heute in der Spargelsaison die Region - und ihre Speisekarten - vom Spargel dominiert. In Schwetzingen ist dem Spargelanbau sogar eine Bronzeplastik gewidmet. Sie zeigt eine Spargelfrau, die einem Mädchen Spargel verkauft. Zu seinem Status als Luxusgut trägt neben der aufwändigen Produktion auch die kurze Saison des Spargels bei. Wenn er importiert inzwischen auch das ganze Jahr über zu haben ist, bleibt die Spargelsaison doch etwas ganz Besonderes. Wann sie beginnt, ist wetterabhängig; im Süden beginnt sie früher als im Norden. Ihr Ende wird traditionell spätestens am Johannistag, am 24. Juni, gesehen: Kirschen rot - Spargel tot. Seinen Status als besonderes Gemüse zeigte sich ebenfalls in beiden Weltkriegen. Der Spargelanbau wurde in dieser Zeit fast eingestellt. Kein Wunder: Spargel macht nicht satt. Nach den Weltkriegen wurde Spargel wieder angebaut, der Zusammenhang mit dem Luxus blieb ihm aber erhalten. Ob die im Video gezeigten Arbeiterinnen und Arbeiter ihren eigenen Spargel auch selber genossen haben, muss also offenbleiben. Nora Wohlfarth, LABW
Quelle/Sammlung: Landesfilmsammlung Baden-Württemberg: Philippsburger Spargel
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