Fluorn - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1099 [um 1099]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der um 1099 erstmals bezeugte Namen »Vlorin« (mittelhochdeutsch »fluor« entspricht Feldflur, Saatfeld) lässt auf einen frühmittelalterlichen Ausbauort schließen. Darauf verweisen auch Grabfunde aus der alemannischen Zeit in der Nähe des Pfarrhauses und südlich des Orts. Schon für 1600 lässt sich die Benennung der nördlichen Ortshälfte in Unter- und der südlichen Ortshälfte in Oberfluorn nachweisen. Der südliche Siedlungsteil ist dabei wegen der archäologischen Funde der dort auf einem Hügel gelegenen ehemaligen Wehrkirche und der in früheren Zeiten unmittelbar südlich davon gelegenen Burg als Keimzelle Fluorns anzusehen. Als Folge des 30jährigen Kriegs sank die Zahl der Gebäude von 38 (1634) auf 23 (1655). 1730 war dann der Vorkriegstand mit 63 Häusern, darunter 57 mit einer Scheuer unter dem Dach, weit überschritten. Der 1408 erstmals nachweisbare, später abgegangene alpirsbachische Hof »Razenwiler« lag vermutlich in der nördlichen Gemarkung. In Fluorn besteht ein planmäßiges Neubaugebiet im Südosten.
Historische Namensformen:
  • Florin 1099 [um 1099]
  • Vlorin
Geschichte: Der Ortsadel wurde erstmalig um 1099 im Zusammenhang mit der Stiftung des Klosters Alpirsbach erwähnt, als der Edelfreie (»liber homo«) Bernhard »de Vlorin« von den Stiftern, darunter Graf Alwig von Sulz, mit der Verwaltung des Stiftungsguts betraut wurde. Das 1401 letztmalig nachweisbare Geschlecht hatte seine Burg im oberen Ortsteil an der Stelle des heutigen Pfarrhauses. Als Wappen führte es das Andreaskreuz. Von den Grafen von Sulz, welche die gräflichen Rechte im Ort besaßen, ging Fluorn zwischen 1222 und 1267 als Erbschaft auf die Herren von Geroldseck über, die als Linie Sulz eine eigenständige Herrschaft einrichteten. 1471/73 erzwang der württembergische Graf Eberhard im Bart den geroldseckischen Verzicht auf die Herrschaft Sulz und damit auch Fluorns. Während der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg 1519–34 wurde die geroldseckische Herrschaft kurzfristig wiederaufgerichtet, wobei jedoch die grundherrlichen Rechte im Ort bei der von Habsburg dominierten Herrschaft Württemberg verblieben. Verwaltungstechnisch kam Fluorn nach dem Übergang an Württemberg an das Amt (später Oberamt) Sulz, bis es 1810 dem Oberamt Oberndorf zugewiesen wurde. Während der kurzfristigen Wiederaufrichtung der geroldseckischen Herrschaft wurden die grundherrlichen Rechte Württembergs in Fluorn von Dornhan aus verwaltet. Im 14. Jahrhundert waren die Herzöge von Teck, die Klöster Oberndorf und Wittichen, die Herren von Falkenstein sowie die Herren von Rüti nachweislich im Ort begütert. Ebenso hatte im darauffolgenden Jahrhundert das Kloster Alpirsbach Besitz in Fluorn. Die Herrschaft Württemberg schließlich verfügte 1527 als Besitznachfolger der Geroldsecker über sechs Lehnshöfe. Die ursprünglich dem Kloster Alpirsbach gehörenden Zehnten gingen 1527 an die Fluorner Kirche über. Der Neubruchzehnt gehörte seit 1553 der Herrschaft Württemberg. Strukturen einer Gemeinde lassen sich erstmals 1561 mit der Nennung von Mitgliedern des Dorfgerichts sowie des Rathauses und der Gemeinde 1590 erkennen. Fluorn kam 1938 zum Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der früheste Hinweis auf Bevölkerungszahlen stammt von 1544/45, als 25 schatzungspflichtige Männer für die Türkensteuer ermittelt wurden. 1598 betrug die Anzahl der erwachsenen Männer 42. Die Veränderungen der Gesamtzahl von Erwachsenen und Schülern spiegelt die schwerwiegenden Auswirkungen des 30jährigen Kriegs auf den Bevölkerungsstand, aber auch die beachtliche Wachstumsdynamik wider. So fiel die Zahl zunächst von 277 (1634) auf 58 im Jahr 1639 und nahm dann wieder auf 78 (1645) zu. Durch ein schnelles Bevölkerungswachstum stieg sie dann bis 1805 nahezu auf das Siebenfache des letztgenannten Wertes an. Zu dem Bevölkerungswachstum trug vermutlich auch die durch Erzabbau und -verhüttung bedingte Zuwanderung auswärtiger Arbeitskräfte bei, darunter auch solche katholischer Konfession. Die Türkensteuerliste von 1544/45 zeigt auch die Vermögensverhältnisse im Ort. Von 25 schatzungpflichtigen Personen wurden 16 für die Steuer veranschlagt. Von diesen besaßen drei Personen mit 1800 Gulden mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens (3285 Gulden). In der Land- und Forstwirtschaft nahm der Ackerbau (863 Morgen) vor der Wiesenwirtschaft (480 Morgen), Gartenanbau (22 Morgen), Wald- (111 Morgen) und Allmendwirtschaft (429 Morgen) den ersten Rang ein. Die Ackerflur wurde in der üblichen Dreizelgenwirtschaft bebaut (1527 »Zelg uff brait Egert«, »ubern Berg«, »gegem Wald / uff den Laimen«). Das Dorfhandwerk war mit vier Schneidern, drei Schuhmachern, Leinenwebern, zwei Bäckern, Maurern, Schmieden, Zimmerleuten und einem Barbier, Wagner, Metzger und Schreiner gut vertreten. Eine Besonderheit stellte die bedeutende Förderung von Eisenerz in Form von Bohnerzen dar, die nach Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Die Vorräte waren so ergiebig und hochwertig, dass in den 1660er Jahren ein Schmelzwerk errichtet werden konnte, welches vor 1706 auch mit der Herstellung von Gusswaren begann, in den 1740er Jahren jedoch stillgelegt wurde. In diesem Handwerk waren 1730 drei Schaufler tätig. Während für 1590 lediglich ein Wirt nachweisbar ist, gab es 1730 zwei Schildwirte und einen Gassenwirt. Das 1562 erwähnte Bad wurde noch 1651 von Bewohnern umliegender rottweilischer Orte besucht. Ist für 1324 eine Mühle nachweisbar, so existierten 1598 zwei am Ort; eine der beiden lag am Tonbach. Eine 1712 ebenfalls am Tonbach erbaute Mühle ging später wieder ein.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Fluorn gehörte 1275 zum Dekanat Kirnbach-Sulz. Die 1963/64 unter Verwendung des Chorturms aus dem 13. Jahrhundert neuerbaute Kirche wurde 1275 erstmals genannt. Sie vereinigte romanische und gotische Elemente in sich. Ein möglicherweise romanisches Tympanon mit der Darstellung des Lammes Gottes befindet sich jetzt an der Westseite des Turms. Das Marienpatrozinium ist für 1552 nachweisbar, jedoch wird schon 1480 »unser frowen wisen« erwähnt. Das Patronatsrecht war 1279 im Besitz des Augustinerinnenklosters in Oberndorf. Über dieses Recht verfügten dann 1325 die Herzöge von Teck, welche das Recht vor 1279 vermutlich an das Kloster verschenkt und dann wieder zurückgefordert hatten. 1383 war es in geroldseckischer Hand, um mit dem anderen Besitz an Württemberg zu fallen. Mit der Wiedererrichtung der geroldseckischen Ortsherrschaft kam es nochmals kurzfristig an die Geroldsecker. Wegen zu geringer Dotierung war die Pfarrei 1436/37 unbesetzt. Als Nachfolger für den 1535 entlassenen altgläubigen Pfarrer berief der Reformator Blarer den von Bucer geschätzten Straßburger Pfarrer Wolfgang Raisberger. Während 1558 erstmals ein Schulmeister nachweisbar ist, wird erst 1600 eine deutsche Schule erwähnt. 1797 wurde aufgrund der gestiegenen Schülerzahl zusätzlich ein Hilfslehrer (Provisor) eingestellt. Die Sommerschule ist erstmals für 1763 nachweisbar. Die heutige evangelische Pfarrei umfaßt auch Winzeln. Die Kirche romanisch-gotische, ehemals Wehrkirche. Die Katholiken nach Winzeln.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1552

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