Winzeln - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1222

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkungsgrenze zu Waldmössingen befand sich ein römisches Kastell (Flurname Burghalde). Mit hoher Wahrscheinlichkeit bestand auf der Flur Weiler ein römischer Gutshof, vielleicht auch eine zivile Siedlung. In der angrenzenden Flur Weiher lag ein Stausee (10 Hektar), der vielleicht schon in römischer Zeit angelegt, jedenfalls erst 1762 wieder trockengelegt wurde. Im Waldstück Götzenstrütle wird eine römische Ziegelei vermutet. Der Flurname Kalkofen wurde mit einer römischen Kalkbrennerei in Zusammenhang gebracht. Vermutlich wurde der Ort vom 994 genannten »Messinga« aus angelegt, wobei nicht mit Bestimmtheit zu sagen ist, ob die frühe Nennung von »Messinga« auf Waldmössingen oder auf Hochmössingen zu beziehen ist. Es ist denkbar, dass der Ort aus der größeren Mark Mössingen herausgetrennt wurde. Am Mühlweg wurde ein einzelnes, in alemannische Zeit datiertes Grab entdeckt. Auf der Bruck befand sich vermutlich ein alemannischer Friedhof aus dem 7./8. Jahrhundert. Die vorherrschende Schreibweise des Ortes im Mittelalter lautete »Winzagel« (mittelhochdeutsch »Zangel« entspricht Schwanz). Der Name beschriebe dann eine gekrümmte Flur, die dem Wind ausgesetzt ist. Der Ortsname Winzeln taucht erst im 17. Jahrhundert auf. Die Gemarkung umfasste (1802) 4611 Morgen. 1802 hatte Winzeln 101 Häuser, die meisten von ihnen waren mit Schindeln und Stroh gedeckt. Winzeln ist ein Haufendorf ringförmigen Grundrisses mit straßendorfartiger Erweiterung nach Süden und Westen. Neubaugebiet im Süden und Westen. Gewerbegebiet im Westen und Nordosten.
Historische Namensformen:
  • Winsagil 1278
  • Winzagel 1296
  • Winzeln 1434
Geschichte: Mit der Nennung eines Ludwig von Winzagel 1222 wird auch der Ort erstmals erwähnt. Die Herren von Winzagel waren Ministerialen der Grafen von Sulz, nach 1300 lassen sie sich nicht mehr benennen. Möglicherweise sind die Endinger von Winzagel eine Seitenlinie des Geschlechts. Der Rottweiler Bürger Heinrich der Endinger von Winzagel war noch 1480 im Ort begütert. Das 786 genannte Winzlen muss mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Nähe von Beuron lokalisiert werden. Ortsherren waren später die Herren von Zimmern, die 1341 Winzeln als Lehen an die Herren von Falkenstein ausgaben; 1357 fiel der Ort an die Zimmern zurück. Sie verkauften 1535 Winzeln an die Reichsstadt Rottweil. 1677 war Winzeln vorübergehend an den Obrist von Mercy verpfändet. Nur unter Mühen gelang es der Reichsstadt, den wichtigen Ort wieder auszulösen, als der Oberst im Begriff war Winzeln an Württemberg zu veräußern. Die Anfänge kommunaler Strukturen werden 1456 mit der Nennung der Gemeinde sichtbar. Nach der Eingliederung in die rottweilische Pürschvogtei wurde der Schultheiß beim Rottweiler Jahrgericht von der Gemeinde gewählt. Auf Vorschlag von Schultheiß, dessen Stellvertreter (Untervogt) und dem erstem Richter wurde das übrige Gremium vom Pürschvogteiamt ernannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Schultheiß von Winzeln in den Rang eines Stabsvogtes erhoben. Er war für die Belange der zum Vogteiamt gehörenden Landschaft zuständig. De facto entwickelten sich die formal herrschaftlichen Vertreter zu einer Art Interessenvertreter der bäuerlichen Dorfgemeinden gegenüber der Reichsstadt. 1788/89 wird ein Rathaus genannt. Das patriarchalische Regiment der Reichsstadt brachte vielfältige Hilfen bei Notfällen wie Ernteausfällen (1654, 1687) und Feuersbrunst (1648). Die Herren von Zimmern waren auch im Ort begütert, sie besaßen 1335 Güter in Winzeln, die mit Rückkaufrecht an den Herzog von Urslingen verkauft wurden. Ferner besaßen die Grafen von Hohenberg (1345) und die Herzöge von Teck (1347, 1355) Güter und Rechte im Ort. 1464 besaßen die Herren von Brandeck eine Gült in Winzeln. Daneben hatten hier verschiedene geistliche Institutionen Güter und Rechte: So die Klöster Wittichen (1354, 1574) und Alpirsbach. Letzteres besaß das Präsentationsrecht über Waldmössingen und seine Filiale in Winzeln. Es erhielt den kleinen sowie große Teile des großen Zehnten (1563). Ferner waren das Kloster Rippoldsau sowie die Bruderschaft und das Ewige Licht zu Dornhan (1434) hier begütert. Aus Rottweil hatten die Weiße Sammlung, die Gotteshaus-Bruderschaft (1668) und die Johanniter-Komturei hier Besitz (1699), letzterer ging vermutlich auf eine Jahrtagsstiftung Konrad Endingers zurück. Einige Winzler beteiligten sich an den Aufständen des Bauernkriegs, vor allem bei der Belagerung der Stadt Sulz. 1686/87 kam es zum Konflikt mit der Reichsstadt, weil zusätzlich zur jährlichen Surrogatszahlung auch noch Frondienste eingefordert wurden. Der Landschaftsrezess 1698 sah dann vor, dass entweder Realfronen oder Geldsurrogate, keinesfalls aber beides abverlangt werden könne. Zu einem schwerwiegenden Konflikt kam es 1701 als die Gemeinde unter Berufung auf das alte Herkommen die Zulassung eines Webers beanspruchte. Mit obrigkeitlicher Erlaubnis wurde der Winzelner Webstuhl durch reichsstädtische Handwerker zerstört. An der Landschaftssupplik, die wegen eines Konflikts um den reichsstädtischen Markt- und Handwerkszwang (1722) abgefasst wurde, beteiligten sich neben Vogt, Untervogt und Dorfrichtern rund die Hälfte der Winzler. Der 1776/1783 ausgearbeitete Vergleich brachte nur bescheidene Erleichterungen. Innerdörfliche Konflikte entstanden zwischen Bauern und Taglöhnern um die Nutzung der Allmendfelder, die Nutzung des Holzes, aber auch um Gemeindeschulden, Gemeinde-Teilhabe und um allgemeine Missstände in der Gemeinde (1778). Winzeln kam 1802/03 an Württemberg. 1806/08 wurde der Ort dem Oberamt Rottweil, 1810 dann dem Oberamt Oberndorf eingegliedert. Winzeln kam 1938 zum Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1615 wurden 109 Winzler gemustert. Der 30jährige Krieg forderte seinen Tribut. Hungersnot und Pest dezimierten die Bevölkerung auf rund 150 Personen (1644). 1648 zählte man noch 35 Männer (rund 160 Einwohner). Die Bevölkerungszahl stieg, unter anderem durch Zuzug aus der Schweiz. 1675 wurden 85 Mann gemustert. 1740/41 gab es 101 Bauern- und Taglöhnerstellen, allerdings waren nur drei Höfe zu einer größeren Marktproduktion in der Lage. Zwischen 1740/41 und 1802 stieg die Zahl der Steuerpflichtigen von 144 auf 196. Gesamtzahl und Besitzanteil der großbäuerlichen Betriebe nahmen unter dem Einfluss der vordringenden Realteilung im Laufe des 18. Jahrhunderts merklich ab. Die Lehen waren in hohem Maße zersplittert. Im 18. Jahrhundert übertraf bei den meisten Bauern der Eigenanteil den Anteil der Lehensgüter. 1788 sind sechs der 13 Gerichtsstellen (einschließlich Schultheiß und Unterschultheiß) von Taglöhnern besetzt. Etliche Winzler (knapp 40) wanderten seit den 1730er Jahren angesichts der materiellen Not aus, ihr Ziel war zumeist Ungarn. 1740/41 arbeiteten zwei Müller im Ort. Neben dem Bäcker, der 1698 auch für Hochmössingen und Seedorf zuständig war, gab es je einen Schmied, Maurer, Schneider, Schreiner, Weber und Zimmermann. Seit 1762 war der Metzger verpflichtet, sich ins reichsstädtische Metzgerhandwerk inkorporieren zu lassen. Auch in Winzeln wurde nach Bohnerz gegraben. In der Burghalde wurde Tonerde für die Porzellanfabrik in Schramberg gewonnen. Winzeln besaß 1715 eine Gemeindeallmende von 532 Jauchert und Gemeindewaldungen von 667 Jauchert. 1762 erwarb die Gemeinde von der Reichsstadt über 201 Jauchert Land: Die Weiherwiesen (32 Jauchert) wurden als Allmende geführt, der Erwerb der damit verbundenen Waldfläche brachte fast die gesamte Waldfläche der Gemarkung in gemeindliches Eigentum. Dies ermöglichte der Gemeinde künftig eine geordnete Waldwirtschaft. 1748 kaufte Winzeln der Stadt Oberndorf den einstigen Hochwald Kirchentannen (47 Morgen, zumeist Ackerland) ab. Nach der Feuersbrunst 1807 wurde das Dorf erweitert und dabei 1808 auch im Gewann Staffelbach das erste Haus errichtet. 1811 wurde die Untere Mühle errichtet, 1821 das erste Haus in Kirchtannen.

Ersterwähnung: 1360
Kirche und Schule: 1360 wurde Winzeln als Filiale von (Wald-)Mössingen genannt, das selbst seit 1397 dem Kloster Alpirsbach inkorporiert war. Mauritius, der Kirchenheilige – schriftlich erst 1771 erwähnt – könnte in die Zeit nach 1000 weisen. 1581 tauschte Württemberg den Kirchensatz in Waldmössingen mit den Grafen von Zimmern; damit gelangte auch Winzeln letztlich an Österreich, da die Waldmössinger Kirche der Pfarrkirche in Oberndorf inkorporiert war. 1787 wurde die Winzler Kirche renoviert und vergrößert. Der Ostteil des Schiffes, Chor und Turm stammen aus spätgotischer Zeit. Der Kaplan wurde mittels Geldumlagen durch die Gemeindebürger besoldet (1788/89). 1809 erhielt Winzeln einen eigenen Pfarrer, ebenso das Recht, einen eigenen Friedhof anlegen zu können. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts setzte sich die Winterschule durch. Seit 1809 katholische Pfarrei; zum Sprengel gehört auch Fluorn. Kirche St. Mauritius von 1909. Die Evangelischen nach Fluorn.
Patrozinium: St. Mauritius
Ersterwähnung: 1771

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