Bad Rappenau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1343

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Von etlichen Stellen der Gemarkung sind vorgeschichtliche, bis ins Altneolithikum zurückreichende Funde dokumentiert. Grabhügel im Rappenauer Wald stammen aus dem Endneolithikum, der Bronze-, Latène- und Hallstattzeit. Im Gewann Schafbaum liegt eine römische Villa rustica mit einem durch archäologische Grabung nachgewiesenen großen Getreidespeicher. Eine merowingerzeitliche Siedlung, durch archäologische Funde nachgewiesen, lag im Bereich des Oberdorfs, das heißt im heutigen Stadtkern; zu ihr dürften die Reihengräber gehört haben, die nicht weit von der Kirche entdeckt wurden. Am Ende des 13. Jahrhunderts bestanden auf der Gemarkung außerdem zwei Höfe oder Weiler, von denen der eine (»Speteshart«, Flurname Spessart) noch vor dem Ende des Mittelalters wüstgefallen ist (1575 »etwan ein dörfflin gewesen, aber jetzo ein waldt und wiestung«). Aufgrund von Funden ist hier ebenfalls eine römische Siedlungsstelle anzunehmen. Über die Lage des anderen (um 1290 »Nuvern«), den man im Gebiet zwischen Spessart und Babstadt zu suchen hat, ist nichts bekannt. Rappenau selbst findet, wiewohl sein Siedlungsplatz nachweislich viel älter ist, erst 1343 Erwähnung (1345 »Rappenauwe«). In seinem Namen verbindet sich der Name des Gründers der Wasserburg, Raban von Wimpfen, auf im einzelnen nicht mehr nachvollziehbare Art mit älteren Namensformen. Der Weiler Zimmerhof (1284 »Cimeren«, 1325 »villa Zymeren«, 1446 »dorff Durrenzimmern«) gehörte zu einem Drittel zum wormsischen Lehen Burg Ehrenberg (1428) und hatte von alters her eine eigene Gemarkung, teilte aber im übrigen die Geschicke von Heinsheim und gehörte daher am Ende des Alten Reiches zu zwei Dritteln den Racknitz und zu einem Drittel dem Deutschen Orden. Auf Zimmerhöfer Gemarkung liegen auch der seit 1709 angelegte Kohlhof sowie drei Mühlen im Mühlgrund (Kugel-, Barths- und Sommersmühle). Im Gewann Jungfernberg gab es eine römische Villa rustica. Am flachen linksseitigen Hang des Mühlbachs gruppiert sich die Bebauung des alten Ortsteils um zwei sich kreuzende Straßen, östlich davon befinden sich am Hang gegenüber die Saline, das Sophienbad und Kuranlagen. Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs der Ort baulich im Süden und besonders im Norden, wo Sanatorien und weitere Kuranlagen bestehen. Die den Badeort umgebenden Neubauviertel liegen unter anderem in den Gewannen »Fronacker« (1950), Pendlersiedlung (1954), »Am Bild« (1960), »Rohräcker« (1962), »Engelloch« (1963), »Hinter dem Schafgarten« (1966), »Taubenloch« (1969), »Vorderer Wartberg« (1974), »Weidig«, »Raubach« (1975), »Hinter dem Schloß«, »Zu Bett« (1976), »Hinter der Kirche« (1978). Industrie siedelte sich nahe der Bahnanlagen im Südwesten (1960, 1972) und Westen (1976) an.
Historische Namensformen:
  • Rappenauwe
Geschichte: Im Bereich der Wimpfner Immunität gelegen, war Rappenau um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert Sitz des Reichsministerialen Raban von Wimpfen (1190), des Stammvaters der Kraichgauer Ritteradelsfamilien Göler von Ravensburg, von Mentzingen und von Helmstatt. Offenbar schon bei der Teilung von dessen Nachlass fielen Burg und Dorf an die Helmstatt, die anschließend mit einem Zweig dort ansässig waren und sich um die Mitte des 14. Jahrhunderts entsprechend benannten. Die halbe Burg und ein Fünftel an Vogtei und Gericht waren bereits 1344 württembergisches, davor vaihingisches Lehen. Die andere Hälfte samt zugehörigen Herrschaftsrechten [4/5] war zunächst noch Eigengut und gelangte um 1390 durch weibliche Erbfolge an die von Hettingen, die sie 1396 – inzwischen gleichfalls württembergisches Lehen – der Grafschaft Württemberg öffneten. In den 1420/30er Jahren folgten aufgrund finanzieller Machenschaften der Hettingen als Herren von Burg und Dorf teilweise und zumeist nur für kurze Zeit die Münch von Rosenberg (1419), von Münchingen (1419/36), von Helmstatt (1426) und von Venningen (1431). In der ganzen Burg und vier Fünfteln der Ortsherrschaft konnten sich noch vor der Mitte des 15. Jahrhunderts wieder die Helmstatt etablieren; das übrige Fünftel hatten die Rosenberg 1438 an die Stadt Wimpfen verkauft. Schließlich übernahmen 1592 die von Gemmingen zu Treschklingen den ganzen Helmstatter Besitz in Rappenau und kauften dazu 1649 auch noch das der Stadt Wimpfen gehörige Fünftel. Fortan blieb die komplette Herrschaft – immatrikuliert bei der Kraichgauer Reichsritterschaft und 1806 mediatisiert durch Baden – bis ins 20. Jahrhundert im Besitz der von Gemmingen(-Hornberg). Einem gemmingischen Familienvertrag von 1688 zufolge umfasste die Herrschaft in Rappenau alle hohe und niedere Landesobrigkeit und Jurisdiktion (Flurname Galgenberg), das Jagdrecht auf der ganzen Gemarkung, sowohl direkte als auch indirekte Steuern, Zölle, Abgaben und Frondienste sowie vielerlei sonstige Natural- und Geldzinse. In der Zeit der Wimpfner Beteiligung konnten Kompetenzstreitigkeiten zwischen Reichsrittern und Reichsstadt nicht ausbleiben. Anfänge und Entwicklung der Rappenauer Burg wird man sich ähnlich vorstellen dürfen wie in Eschelbronn und vielerorts sonst. Ausgehend von einem hölzernen Wohnturm des 13. Jahrhunderts reichte sie über ein aus Stein gebautes Wasserhaus mit allerlei Nebengebäuden bis hin zum repräsentativen Wasserschloss der frühen Neuzeit. Der bestehende Bau mit zwei frontseitigen runden Ecktürmen und einem hofseitigen Treppenturm entstand in den Jahren 1601/03 und weist eine bemerkenswerte Renaissanceornamentik auf. Bei der 1645 erwähnten, einst helmstattischen Edelmannsbehausung im Ortszentrum handelte es sich wohl nicht um ein Schloss im eigentlichen Sinn, sondern nur um ein von Adligen bewohntes Haus. Bei weitem größter Grundbesitzer im Dorf war stets die Herrschaft im Schloss. Abgesehen von zahlreichen abhängigen Bauernstellen umfasste ihr Eigenwirtschaftsbetrieb 1439 rund 300 Morgen Äcker, 20 Morgen Wiesen und 368 Morgen Wald, was insgesamt mehr als ein Viertel der Gemarkung ausmachte. Vermutlich durch die Erbfolge von Töchtern waren zu Zeiten auch die Berlichingen (1356) und Ehrenberg (1550) hier begütert (nach 1700 Martinshof); ein zum Schloss Babstadt gehöriger Hof ist seit 1686 bezeugt. An geistlichen Institutionen begegnen das Stift Wimpfen mit dem Schwabenhof (15./16. Jahrhundert), das Wimpfner Dominikanerkloster mit einem Hof und Einkünften (14.–18. Jahrhundert), das Wormser Domkapitel mit dem Pfarrwittumhof (1575) sowie die Frühmesse zu Heinsheim (vor 1485). Außerdem erfährt man gelegentlich von Besitz Wimpfner Bürger (15.–17. Jahrhundert). Den großen und kleinen Zehnt von der ganzen Gemarkung, mit Ausnahme eines dem Stift Wimpfen zustehenden Distrikts, bezog allzeit das Domkapitel zu Worms. Gelegentlich des Erwerbs eines Erbbestandsguts (circa 115 Morgen) im Gewann Spessart tritt die Gemeinde zu Rappenau 1442 erstmals in Erscheinung. An ihrer Spitze standen später zwei Bürgermeister. Die ritteradlige Herrschaft setzte ihren Schultheißen selbst ein, der im Wimpfner Fünftel wurde von der Gemeinde gewählt und vom Rat der Stadt bestätigt. Die Personenstärke des Gerichts schwankte zwischen fünf (1714) und sieben Schöffen (1804). Zum Gemeindevermögen gehörten neben dem Spessartgut auch Wald und zwei Drittel der örtlichen Schäferei. 22.6.1807 Oberamt Waibstadt, 6.12.1809 Amt Neckarschwarzach (intendiert zum 15.11.1810, aber nicht vollzogen Amt Neckarbischofsheim), 24.7.1813 Bezirksamt Neckarbischofsheim, 1.10.1864 Bezirksamt Sinsheim, 25.6.1939 Landkreis Sinsheim. Baden errichtete 1823 die Saline, die bereits 1827 mehr als den gesamten Bedarf des Großherzogtums produzierte. Seit 1930 ist Rappenau Heilbad, am 29. Mai 1973 erhielt es Stadtrecht. Am 1. April 1950 wurde der Zimmerhof eingemeindet.
Ersterwähnung als Stadt: 1973
Wirtschaft und Bevölkerung: Zum Jahr 1593 wird die Zahl der Haushaltungen in Rappenau mit siebzig angegeben, was auf insgesamt etwa dreihundert Einwohner schließen lässt. Nach einem Rückgang um mehr als drei Viertel im Lauf des Dreißigjährigen Kriegs nahm die Bevölkerung langsam wieder zu; am Ende des 17. Jahrhunderts waren es schon wieder rund zweihundert Seelen, 1745 rund 470, 1785 ungefähr fünfhundert und um 1800 noch einmal hundert mehr. Wirtschaftlich war Rappenau bis ins 19. Jahrhundert ein reines Bauerndorf; seine Feldflur gliederte sich in die Zelgen gegen Siegelsbach, Babstadt und Wimpfen (1480). Seine hauptsächlichen Produkte waren Korn, Hafer und Dinkel, später auch Weizen und Einkorn; Rüben und Kartoffeln wurden erst um die Wende zum 19. Jahrhundert eingeführt. Im 17./18. Jahrhundert erlaubte die Herrschaft den Handel mit Pferden. Ganz im Osten seiner Gemarkung hatte Rappenau auch eine Mühle (Flurname Unter der Mühle), die aber allem Anschein nach wenig rentabel war und bald nach 1790 abgerissen wurde.

Name: Wasserschloss
Datum der Ersterwähnung: 1344

Ersterwähnung: 1343
Kirche und Schule: Die 1343 als selbständige Pfarrei aus dem Wimpfner Pfarrverband entlassene Kirche von Rappenau ist von alters her Johannes dem Täufer geweiht; 1361 wurde ihr ein Ablass zu beinahe fünfzig Heiligenfesten im Jahreslauf gewährt. 1496 gab es neben dem Hochaltar einen geweihten, aber nicht mit eigener Pfründe ausgestatteten Marien-Altar. Das Patronatsrecht stand der Ortsherrschaft zu. Seit Einführung der Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war das vorherrschende Bekenntnis das lutherische. Die Einsetzung des Schulmeisters oblag der Herrschaft (1578), seine Besoldung der Gemeinde (1650). Ein erstes, bei der Dorflinde gelegenes Schulhaus wurde 1687 erworben; bereits ein Vierteljahrhundert später konnte ein neu gebautes bezogen werden (1711). Evangelische Kirche von 1880. Die Katholischen zu Siegelsbach, seit 1896 Gottesdienst in der Schloßkappelle, 1929 Filialkirche zum Heiligsten Herzen Jesu. Diese 1954 erweitert, 1969 umgestaltet. Rappenau wurde 1949 Kuratie, 1959 Pfarrei.
Patrozinium: St. Johannes der Täufer
Ersterwähnung: 1496
Jüdische Gemeinde: Ein erster Jude ist 1572 nachzuweisen, 1802 waren es fünf Familien. Synagoge von 1844, nach Auflösung der Gemeinde 1937 veräußert.

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