Heinsheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0950 [950/76]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die früheste Erwähnung Heinsheims (»Heinesheim«) datiert aus dem dritten Viertel des 10. Jahrhunderts. Sein mit der Genitivform eines Personennamens gebildeter Name und mehrere merowingerzeitliche Gräber (7. Jahrhundert), die im südöstlichen Teil des Dorfs gefunden wurden (Seegarten), geben den Ort als Siedlung der ältesten nachantiken Periode zu erkennen. Von einigen Stellen der Gemarkung sind vorgeschichtliche, bis ins Neolithikum zurückreichende Funde dokumentiert. Römische Spuren fanden sich im Bereich der Bergkirche. Vor dem Dreißigjährigen Krieg bestand der Ort aus 73 Hausplätzen; sieben davon gingen im Krieg unter oder wurden zum herrschaftlichen Gut gezogen, so dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nur noch 66 übrig waren. Im südlichen Teil der Gemarkung deuten die Flurnamen Große und Kleine Röth auf jüngere Rodungen hin. Auf einer Terrasse am Rande der Neckartalaue liegt der alte Ort mit dem von einem Park umgebenen Schloss im Süden. Nach Westen zur Hochfläche hin steigen die Neubauviertel an, unter anderem »Senger« (1963) und »Burggarten-Kesselwiesen« (1970).
Historische Namensformen:
  • Heinesheim 0950 [950/76]
Geschichte: Zweifellos wurzelt die Entwicklung der Heinsheimer Herrschaftsverhältnisse in der Wimpfner Immunität und mithin in alten Wormser Rechten, überdies im Kontext des Wimpfner Reichsguts. Am Ende des Mittelalters waren an aller hohen und niederen Obrigkeit, ohne dass man im Einzelnen erklären könnte, wie es dazu gekommen ist, zu je einem Drittel die beiden Stämme der Familie von Ehrenberg und die Deutsch-Ordens-Komturei Horneck beteiligt. 1261 trat Richolt von Ehrenberg seinen Anteil, der von der Herrschaft Magenheim zu Lehen rührte, an Heinrich von Brettach ab; vermutlich handelte es sich dabei um das später deutschordische Drittel. Über die Rechtsverhältnisse des Drittels in Händen des jüngeren Ehrenberger Stammes erfährt man aus den Quellen so gut wie nichts; es scheint Eigengut gewesen zu sein und ist gleichwohl mit dem Tod des letzten Agnaten um 1560 an den älteren Stamm zurückgefallen. Das dem älteren Stamm schon davor gehörige Drittel war – vermutlich infolge Auftragung – Lehen vom Hochstift Worms; zusammen mit dem vom jüngeren Stamm ererbten Drittel blieb es im Besitz der Familie bis zu deren Erlöschen im 17. Jahrhundert. Da hernach beide ehrenbergischen Drittel in kognatischer Linie weitervererbt wurden, ist anzunehmen, dass auch der lehnbare Anteil inzwischen allodifiziert war. Als Teilhaber begegnen zunächst die von Gemmingen zu Presteneck und die von und zu Helmstatt. Nach dem Ausscheiden der Gemmingen (um 1635/37) verblieben die Helmstatt beziehungsweise als deren Erben die Berlichingen und die Auerbach, und nachdem – nicht ohne langwierigen Streit und kaiserlichen Sequester – auch die von Auerbach ausgeschieden waren, folgten über die von Berlichingen und von Schade seit 1727 allein die von Racknitz, die mit ihren zwei Dritteln bei der Kraichgauer Reichsritterschaft immatrikuliert waren. Als Grundherren treten im Lauf der Jahrhunderte nur die verschiedenen Teilhaber an der Ortsherrschaft in Erscheinung; das Stift Wimpfen begegnet am Ende des 13. Jahrhunderts mit diversen Zinsen. Streit gab es immer wieder auch im Kondominat mit dem Deutschen Orden, im Mittelalter vornehmlich wegen der beiderseitigen vogtei- und gerichtsherrlichen Kompetenzen – den Schultheißen bestellten beide Herrschaften gemeinsam –, im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung zunehmend über Fragen der Kirchenhoheit. Die bei den regelmäßig abgehaltenen Vogtstagen herbeigeführten Beschlüsse protokollierte man in umfangreichen Ganerbenrezessen. Mit dem Ende des Alten Reiches wurde der ritterschaftliche respektive racknitzische Teil der Herrschaft 1806 von Baden mediatisiert, der deutschordische säkularisiert. Burg Ehrenberg, Stammsitz der ursprünglich ortsherrlichen Familie, liegt nördlich von Heinsheim über einer aus dem Neckartal auf die Höhe führenden Klinge. Um die Wende des 12. Jahrhunderts gegründet, zählt sie zu den auf die Wimpfner Kaiserpfalz bezogenen Burgen, deren Namen anhand von Tugendbegriffen der höfischen Literatur gebildet sind (hier »êre«). Sie war wormsisches Lehen und diente nach dem Erlöschen der von Ehrenberg (1647) seit 1655 als bischöflicher Amtssitz. Mit der Säkularisation 1803 dem Großherzogtum Hessen zugefallen, gelangte sie 1805 durch Kauf an die Racknitz. Die um 1200 entstandene Kernburg mit Schildmauer und abgesetztem Bergfried ist schon seit Jahrzehnten in beklagenswertem Zustand, die Gebäude der Vorburg, darunter die Kapelle zu St. Alban (1602), datieren aus dem 17./18. Jahrhundert und sind noch heute bewohnt. Das in einem Park südlich des Dorfs gelegene Barockschloss entstand seit 1725 anstelle eines älteren Herrenhauses. Es präsentiert sich in schlichten Formen und beeindruckt vor allem durch seine Ausdehnung in der Breite. Die dazugehörige Kapelle ist seit 1621 bezeugt, das heutige Gebäude stammt von 1706. Ein von der Herrschaft Magenheim lehnbares Drittel des Heinsheimer Zehnten kam 1302 käuflich an das Stift Wimpfen und 1674 an die von Helmstatt. Die anderen zwei Drittel waren um 1360 als württembergisches Mannlehen im Besitz der Greck von Kochendorf, gelangten später über verschiedene Zwischenstationen (von Neipperg, von Gochsen, von Sachsenheim, von Priem) an die von Ehrenberg und wurden 1655 zugunsten der Helmstatt allodifiziert. Schließlich gehörte der ganze Zehnt den Racknitz. Einem Schiedsspruch von 1454 zufolge war das Gericht mit drei Schöffen aus dem deutschordischen Teil des Dorfs besetzt, dazu sechs aus dem ehrenbergischen; Feldrichter (Steinsetzer, Untergänger) gab es 1558 drei (1 plus 2). Die Gemeinderechnung wurde alljährlich zum 1. Januar abgehört. 1539 bewilligten beide Vogtsherren der Gemeinde den Bau eines Rathauses, in dessen Erdgeschoss eine Kelter untergebracht war. Der Weinschank und das Betreiben von Wirtshäusern wurde 1764 allein der Gemeinde überlassen, dazu ein Drittel des Ungelds. Amtszugehörigkeit: 22.6.1807 Oberamt Waibstadt, 6.12.1809 Amt Neckarschwarzach (intendiert zum 15.11.1810, aber nicht vollzogen Amt Neckarbischofsheim), 24.7.1813 Zweites Landamt Mosbach (seit 1.5.1832 Bezirksamt Mosbach), 1.5.1841 Bezirksamt Neudenau in Mosbach (landesherrlich), 15.11.1849 Bezirksamt Mosbach, 25.6.1939 Landkreis Mosbach. Vom 1. April 1935 bis 31. März 1950 war der Zimmerhof nach Heinsheim eingemeindet.
Wirtschaft und Bevölkerung: Legt man die 73 für das Jahr 1576 bezeugten Haushaltungen zugrunde, hatte Heinsheim im späteren 16. Jahrhundert etwa 330 Einwohner. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden im ritterschaftlichen Teil 24 Bürger gezählt, was für das Dorf im ganzen auf nicht viel mehr als 150 Personen schließen lässt. 1757 dürften es bei 55 Bürgern und fünfzehn Schutzverwandten rund 270 gewesen sein. Erst 1785 war bei 45 Familien ritterschaftlicherseits (zuzüglich die Untertanen des Deutschen Ordens und die ortsansässigen Juden) der Stand vor dem großen Krieg wieder erreicht, vielleicht sogar überschritten. Unten am Neckar wohnhaft, lebte die Bevölkerung Heinsheims ganz überwiegend vom Ackerbau in den Zelgen Heumattenflur, Mittlere Flur und Waldflur auf dem Berg über dem Dorf. In Mittelalter und Frühneuzeit spielte auch der Weinbau eine nicht gering zu schätzende Rolle; noch 1806 belief sich die Rebfläche auf knapp 100 Morgen. 1576 werden nicht weniger als vier Keltern erwähnt, die des Deutschen Ordens in der Burggasse, zwei auf Burg Ehrenberg und eine im Rathaus; in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es neben der Deutsch-Ordens-Kelter und der Rathauskelter eine dritte auf dem Wirtschaftshof der adligen Ortsherrschaft. Die zu Heinsheim gehörigen Getreidemühlen lagen auf Zimmerhofer Gemarkung; eine Ölmühle bestand 1666/96 beim Schloss. Selbstverständlich ist auch die Fischerei im Neckar nicht zu vergessen. Das in den 1750er Jahren erwogene Projekt eines Salinenbaus zur Nutzung einer Salzquelle in der Diebshälde an der Gemarkungsgrenze gegen Bad Wimpfen blieb in den Anfängen stecken.

Name: Burg Ehrenberg - Schloss Heinsheim (1725)
Datum der Ersterwähnung: 1200 [13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1261
Kirche und Schule: Die auf dem Berg über dem Dorf gelegene Pfarrkirche zu Ehren des heiligen Hilarius (1496) bestand bereits zur Zeit von Heinsheims erster Erwähnung und wurde damals zusammen mit anderen Gütern vom Wormser Bischof einem Grafen Burchard überlassen. Noch im heutigen Kirchenbau sind die Reste einer mittelalterlichen Chorturmanlage aus dem 13. Jahrhundert zu erkennen. Das Patronatsrecht gehörte zu dem 1261 erwähnten Magenheimer Herrschaftslehen und wurde 1288 von den Brettach an das Stift Wimpfen verkauft. Bis 1469 gehörten zum Kirchspiel die Burg Guttenberg und das Dorf Neckarmühlbach. Die 1449 am Altar der Muttergottes gestiftete Frühmesse hatten die Ehrenberg zu verleihen; sie ging mit der Reformation unter. Nachdem der Pfarrer von der adligen Ortsherrschaft angewiesen worden war, in lutherischem Geist zu predigen, erzwang die Patronatsherrschaft 1529 seinen Verzicht und ließ die Seelsorge durch Wimpfner Dominikaner versehen. Schließlich eigneten sich die Ehrenberg das Kirchenvermögen an und besetzten seit den 1580er Jahren die Pfarrei in ihrem Sinn. Weil aber verschiedene konfessionelle Haltungen bald auch die Familie von Ehrenberg spalteten, kooperierte die katholische Seite mit dem Deutschen Orden und unterstützte die zu Beginn des 17. Jahrhunderts von diesem mit Energie betriebene Gegenreformation. Am Ende behielten die Lutheraner aber doch die Oberhand und das Stift Wimpfen verkaufte sein Patronatsrecht 1674 an die adlige Ortsherrschaft. Der deutschordische Teil des Dorfs blieb freilich weiterhin katholisch. Infolge der konfessionellen Streitigkeiten ist überliefert, dass Heinsheim bereits 1595 einen Schulmeister hatte; von einem Schulhaus ist erstmals 1662 die Rede. Neben dem Schulunterricht hatte der evangelische Lehrer auch die Funktionen des Mesners, des Organisten und des Gerichtsschreibers zu versehen. Kirche hochgelegen, mit gotischem Chorturm und Schiff aus dem 18. Jahrhundert, später gotisiert. Viele Grabmäler der Ehrenberg. 1706 Bau einer Kapelle beim Schloss. Den Katholischen errichtete das Bistum Worms 1602 vor der Burg Ehrenberg die Kapelle St. Alban, sie wurde 1776 umgestaltet, ein zierlicher Spätbarockbau, nach Bau einer Kirche St. Johann des Täufers im Ort (1840) aufgegeben. Heinsheim zunächst von Ordensgeistlichen, ab 1835 als Filial von Siegelsbach aus versehen, wurde 1873 Pfarrkuratie.
Patrozinium: St. Hilarius
Ersterwähnung: 1496
Jüdische Gemeinde: Die erste Nachricht von Heinsheimer Juden datiert aus dem Jahr 1597. Als 1792 die Synagoge gebaut wurde, muss die israelitische Gemeinde mindestens zehn Familien umfasst haben. Bereits im 16. Jahrhundert bestand im Gewann Schlierbach ein jüdischer Bezirksfriedhof; er gehört zu den größten in Deutschland. Die Synagoge wurde 1936/38 verkauft.

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