Wollenberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0792

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die erste Erwähnung Wollenbergs zum Jahr 792 (»Wellenberg«) korrespondiert mit archäologischen Funden, die 1991 im Unterdorf westlich der Kelter gemacht wurden. Die Deutung des Ortsnamens ist unklar; vermutlich handelt es sich um eine Stellenbezeichnung. 1411 und noch 1542 als Weiler (»Wilerlin«) charakterisiert, bestand das Dorf 1687 aus fünfzehn ein- und vier zweistöckigen Häusern sowie zwei unbebauten Hausplätzen. 1785 wurden vierzig Feuerstellen (Haushaltungen) gezählt. Im Nordwesten der Gemarkung deuten die Flurnamen Vorder-, Ober- und Unterbosenrod auf jüngere Rodungen hin, desgleichen im Osten der Name Neuberg. Entlang der Straße und des Wollenbachs erstreckt sich der alte Ortsteil. Eine Wachstumsspitze zieht sich den gegenüberliegenden südlichen Hang hinauf. Neubauten bestehen in den Gewannen »Zum Forst«, »Taschenäcker« (1970), »Im Kreuz« (1975).
Historische Namensformen:
  • Wellenberg 0792
Geschichte: Die einstige Zugehörigkeit Wollenbergs zur Wimpfner Immunität kommt noch im 16. Jahrhundert in seiner Lehnsabhängigkeit vom Hochstift Worms zum Ausdruck. Inhaber des Lehens waren schon im 13. Jahrhundert, nachweislich 1395 beide Linien der von Ehrenberg. Vermutlich pfandschaftsweise hatten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch die Helmstatt einen Anteil. Spätestens 1542 war die jüngere Ehrenberger Linie im alleinigen Besitz des Weilers, den ihr letzter Agnat vor 1560 an die Landschad von Steinach verkaufte. Inzwischen allodifiziert, gelangte das Gut 1604 über eine landschadische Witwe an die Eckbrecht von Dürckheim und von diesen 1629 durch Verkauf an die Wambolt von Umstadt. Danach folgten 1652 die Gerner von Lilienstein (Kauf), 1677 die von Brüggen zu Schatthausen (Erbschaft), 1698 die von Ostein (Kauf) und 1702 die Schertel von Burtenbach (Kauf). Erst mit dem Erwerb seitens der von Gemmingen zu Guttenberg endete 1717 die Periode der häufigen Herrschaftswechsel. In der frühen Neuzeit mit aller hohen und niederen Obrigkeit, Gerichtsbarkeit (Flurname Galgenberg), Wildbann und allen sonstigen Zugehörungen dem Reichsritterkanton Kraichgau inkorporiert, wurde Wollenberg 1806 durch Baden mediatisiert. Im ausgehenden 8. Jahrhundert ist Lorscher Besitz nachgewiesen, am Ende des 13. Jahrhunderts hatte das Stift Wimpfen diverse Zinse zu beanspruchen und 1482 konnte das Kloster Lobenfeld von Frondienst befreite Güter verleihen. Ein offenbar größerer Erbbestandshof gelangte von denen von Stein zu Steinegg 1373 käuflich an die von Mentzingen und von diesen zehn Jahre später an die Helmstatt, die ihn noch 1512 in Besitz hatten. Alle anderen Güter am Ort scheinen von den Ehrenberg und ihren Nachfolgern abhängig gewesen zu sein. Den Zehnt südlich des Bachs hatte um 1295 allein das Stift Wimpfen; nördlich des Bachs gehörten zwei Drittel dem Stift, der Rest vermutlich der Ortsherrschaft. Die Wollenberger Gemeinde tritt erst seit dem frühen 17. Jahrhundert in Erscheinung; immer wieder kam es mit den häufig wechselnden Herrschaften zum Streit um das Eigentum am und allerlei Nutzungsrechte im Wald sowie um Steuern, Abgaben, Frondienste und Viehtriebsrechte. Obgleich 1696 der Ritterkanton vermittelnd eingriff, ließ sich ein Verfahren vor dem Reichskammergericht nicht vermeiden. Das örtliche Gericht bestand 1725 aus dem Schultheißen und drei Schöffen; 1806 war es mit vier Schöffen besetzt, dazu mit dem Schulmeister als Schreiber. 22.6.1807 Oberamt Waibstadt, 6.12.1809 Amt Neckarschwarzach (intendiert zum 15.11.1810, aber nicht vollzogen Amt Neckarbischofsheim), 24.7.1813 Bezirksamt Neckarbischofsheim, 1.10.1864 Bezirksamt Sinsheim, 25.6.1939 Landkreis Sinsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1657 meldete die Herrschaft dem Ritterkanton für Wollenberg vierzehn Haushaltungen, darunter eine jüdische; daraus ist auf rund sechzig Einwohner zu schließen. 1687 dürften es zwischen achtzig und neunzig gewesen sein, hundert Jahre später knapp doppelt so viele. Davon, dass hier neben Ackerbau und Viehzucht noch im frühen 19. Jahrhundert ein nicht unbedeutender Weinbau betrieben wurde, zeugt nicht nur die noch bestehende große Kelter von 1810, sondern auch der alte Flurname Weinbergsteige unmittelbar nördlich der Gemarkungsgrenze. Wenigstens ins frühe 18. Jahrhundert zurück reicht die Tradition der drei Gastwirtschaften zum Löwen, zum Ochsen und zum Schwanen. Bereits vor 1800 gab es am Ort einen Jahrmarkt.

Ersterwähnung: 1463
Kirche und Schule: Eine Kapelle zu St. Wendelin ist in dem ursprünglich zur Wimpfner Patronatspfarrei Hüffenhardt (1496) gehörigen Wollenberg seit 1463 bezeugt; im genannten Jahr erhielt sie einen Ablass. Nachdem im 16. Jahrhundert das lutherische Bekenntnis eingeführt worden war, versuchte die Herrschaft wiederholt, aber stets vergeblich die Errichtung einer eigenen Pfarrei (1607/13, 1670/76, 1707/14). Schulunterricht war anfangs zweifellos am Pfarrort; ein Wollenberger Schulmeister wird erstmals 1721 erwähnt. Evangelische zu Siegelsbach. Die Katholischen seit ihrer Wiederzulassung zu Bargen.
Patrozinium: St. Wendelin
Ersterwähnung: 1463
Jüdische Gemeinde: Juden ab 16./17. Jahrhundert nachweisbar, 1825 etwa 30 Prozent der Einwohnerschaft, die letzten elf im zweiten Weltkrieg deportiert. Die Synagoge von 1825 wurde 1938 zerstört.

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