Ittlingen - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0772 [772/773]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Schon sein Name gibt zu erkennen, dass Ittlingen zur Schicht der ältesten nachantiken Siedlungen gehört, und merowingerzeitliche Reihengräber, die im Südwesten des Dorfs beim Bauhof entdeckt wurden, bestätigen eine solche Vermutung. So ist es nur folgerichtig, dass die erste urkundliche Erwähnung bereits 772/73 anlässlich einer Güterschenkung an das Kloster Lorsch geschieht (»Huchilinger marca«, »Huchlingen«, »Vchlinheimer marca«, »Vchlinger marca«). Die alte Namensform blieb mit einem großen Variantenreichtum noch jahrhundertelang bewahrt: 976 »Ydilingon«, 1393 »Vkelingen«, 1427 »Ueckelingen«, 1472 »Vcklingen«, 1523 »Ickhlingen«, 1546 »Vgklingen«, 1558 »Ycklingen«, 1561 und 1644 »Vttlingen«, 1576 »Ücklingen«, 1666 »Üttlingen« etc. Erst in jüngerer Zeit setzte sich die heute gültige Schreibweise durch. In Spätmittelalter und Frühneuzeit war das langgestreckte, in der Niederung der Elsenz gelegene Dorf gegen die Hangseite im Westen offenbar mit einem Graben (Flurname Dorfgraben) und einem Torhaus (Flurname Burgtor) bewehrt. In der ausgedehnten Gemarkung gibt es nur wenige Fluren, die mit ihren Namen auf spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Rodungen hindeuten (Rafinswald, Rothenberg, Heckenbusch, Fritzenreuth, Wäldchen, Neuberg). Auf einer linksseitigen Flußterrasse der Elsenz dehnt sich Ittlingen an der Hauptstraße aus. Erweiterungen erfolgten vor allem nach dem zweiten Weltkrieg zunächst im Оsten jenseits des Gewässers entlang der Bahnlinie (1955/65) und westlich des Ortskerns (1970/76).
Historische Namensformen:
  • Huchilinger marca
  • Huchlingen
  • Vchlinheimer marca
  • Vchlinger marca
  • Ydilingon
  • Vkelingen
  • Ueckelingen
  • Vcklingen
  • Ickhlingen
  • Vgklingen
  • Ycklingen
  • Vttlingen
  • Ücklingen
  • Üttlingen
Geschichte: Um die Wende zum 12. Jahrhundert nannte sich nach Ittlingen ein Adliger, der möglicherweise zum Umkreis der Herren von Steinsberg gehörte, und die Tatsache, dass später das Dorf von der Grafschaft Oettingen zu Lehen rührte, verweist noch einmal in denselben herrschaftlichen Kontext. Mithin wären für das 11. Jahrhundert als maßgebliche Herren am Ort die Kraichgaugrafen Zeisolf-Wolfram zu erschließen und für das 12. Jahrhundert die Grafen von Lauffen als deren Erben. Oettingische Lehnsträger waren, wie sich aus späteren Konstellationen ergibt, offenbar schon am Ende des 13. Jahrhunderts die von Gemmingen, deren jüngerer Hauptstamm seit 1360 im Besitz der einen Dorfhälfte bezeugt ist. Einen weiteren Teil mit einem herrschaftlichen Hof und der Oberen Mühle trugen 1373/78 – vielleicht als gemmingische Tochterstämme – die Göler beziehungsweise Mentzingen von der Grafschaft Oettingen zu Lehen; wahrscheinlich handelte es sich dabei um die andere Hälfte des Dorfs, die dann – spätestens seit 1404 – im Lehnsbesitz des älteren gemmingischen Hauptstamms (Guttenberg) war und bei diesem ununterbrochen verblieb bis zum Ende des Alten Reiches. Die zuvor genannte Hälfte, deren Lehnspflicht 1579 ohne Erfolg bestritten wurde, gelangte nach dem Aussterben der Linie Gemmingen-Michelfeld (1613) an die Greck von Kochendorf und mit deren Erlöschen 1749 an die von Gemmingen-Hornberg. 1785 gehörte der beim Ritterkanton Kraichgau immatrikulierte Ort zur Hälfte den Brüdern Johann Friedrich und August Wilhelm von Gemmingen-Guttenberg-Gemmingen, zu vier Zehnteln dem Schriftsteller Otto Heinrich von Gemmingen-Hornberg-Treschklingen und zu einem Zehntel dessen Vetter Franz Karl von Gemmingen-Hornberg-Treschklingen. Die von Schmidberg, die – wohl als Nachfolger der Gemmingen-Michelfelder Eigentumserben – von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1780 ebenfalls in Ittlingen begütert waren, hatten an der Ortsherrschaft keinen Anteil. 1806 wurde das Kondominat von Baden mediatisiert. Vom späteren 8. bis ins 13. Jahrhundert war in Ittlingen vor allem das Kloster Lorsch begütert, im hohen Mittelalter daneben auch die Klöster Mosbach (976) und Hirsau (um 1100). Im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Ortsherren nahezu alleinige Grundherren auf der Gemarkung; soweit daneben vereinzelte Berechtigungen anderer Familien des Ritteradels Erwähnung finden (Wunnenstein, Göler, Mentzingen), handelt es sich wohl durchweg um erheiratete und schon bald wieder veräußerte Ansprüche von Eigentumserben. Der herrschaftliche Bauhof am Bauberg mit seinem schlossartigen Wohngebäude gehörte – dem Wappenschmuck (Gemmingen, Landschad, Mentzingen) zufolge – in den Gemmingen-Guttenberger Teil. Die 1780 an die von Gemmingen-Guttenberg verkauften Schmidberger Liegenschaften umfassten ein 1766 erbautes Wohnhaus mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden sowie rund 11 Morgen Äcker, 10 Morgen Wiesen, 3 Morgen Gärten und 73 Morgen Wald. Der bereits 1508 erwähnte, der Pfarrei Eppingen zustehende, erbbestandsweise verliehene Fleckenhof hatte 1753 einen Umfang von knapp 106 Morgen Äckern und 11 Morgen Wiesen. Ein Drittel des Zehnten in Ittlinger Gemarkung erwarben die Gemmingen 1344 von denen von Zwingenberg; vielleicht handelt es sich dabei um dasselbe Drittel, das im 18. Jahrhundert die Gemmingen-Hornberg innehatten. Ein weiteres Drittel war mit dem Kirchensatz verbunden. Es gelangte mit diesem 1495/98 aus dem Besitz der Kaplanei am St. Margarethen-Altar zu Kürnbach in den der neu gestifteten Kaplanei am St. Marien-Altar der Neckarmühlbacher Pfarrkirche und mit der Reformation in den der Herrschaft Gemmingen-Guttenberg. Ebenfalls ein Drittel des Zehnten gehörte den Gemmingen-Michelfeld; es kam später an die Schmidberg und schließlich ebenfalls an die Gemmingen-Guttenberg (1779). Die Gemeinde zu Ittlingen verfügte bereits 1579 über ein eigenes Rathaus, 1584 auch über ein Backhaus. Das Gericht war aus beiden Hälften des Dorfs mit je sechs Schöffen besetzt. Der Schultheiß wurde von beiden Herrschaften gemeinschaftlich bestellt und auf beide vereidigt. Mit den verschiedenen Teilhabern am Kondominat lag die Gemeinde im Lauf der Jahrhunderte wiederholt im Streit, so namentlich mit Leonhard von Gemmingen-Michelfeld, der sie in den 1570er Jahren »mit allerhandt Uflagen, Newerungen undt anderen ungewonlichen servitutibus« belasten wollte; am Ende wurden die Parteien durch die oettingische Lehnsherrschaft verglichen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es neuerlich Differenzen wegen Frondiensten und Viehtriebsrechten. 1718 weigerte sich die Gemeinde, den von der Herrschaft berufenen Pfarrer anzunehmen, 1780 war beim Reichshofrat in Wien ein Prozess wegen des Kirchenbaus anhängig und in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts kam es obendrein zu einem Prozess mit dem Kraichgauer Adeligen Damenstift im Zusammenhang mit dessen Hofgut in Bockschaft. 1806 badisch, 22.6.1807 Oberamt Gochsheim, 15.11.1810 grundherrliches Amt Gemmingen, 24.7.1813 Bezirksamt Eppingen, 1.4.1924 Bezirksamt Sinsheim, 25.6.1939 Landkreis Sinsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Um die Mitte des 17. Jahrhunderts, nach gravierenden Bevölkerungsverlusten infolge des Dreißigjährigen Kriegs, hatte Ittlingen nur noch rund hundert Einwohner, aber schon Ende der 1670er Jahre waren es wieder etwa 270 (sechzig Bauern). Die 1742 für Johann Dietrich von Gemmingen-Guttenberg eingenommene Erbhuldigung leisteten 68 Bürger, drei nichtbürgerliche Hintersassen, dreizehn Bürgerssöhne und sechs Juden, woraus für diesen Teil des Dorfs auf ungefähr vierhundert Einwohner zu schließen ist. 1785 zählte man im ganzen Dorf 164 Familien, das heißt knapp 750 Seelen. Im Rahmen der Dreifelderwirtschaft war die Ittlinger Feldflur von alters her in die drei Zelgen gegen Steinsberg, gegen Eppingen und gegen Berwangen unterteilt. Da häufig um die Erhebung des Zehntweins gestritten wurde und auch eine Kelter am Ort vorhanden war, ist auf einen in älterer Zeit nicht ganz unbedeutenden Weinbau zu schließen; in den Gewannen Reinhardsberg, Steinbühl, Vorderer Hammerberg, Lerchenberg, Dattenberg und Scheuerberg dauerte er bis ins spätere 19. Jahrhundert an. Bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts bestanden an der Elsenz eine obere und eine untere Mühle, im 16. Jahrhundert hatten beide Bannrechte. Ein Gastwirt – der damalige gemeinschaftliche Schultheiß – ist erstmals 1613 bezeugt, ein Ochsenwirt 1768. Die im Dorf tätigen Handwerker, vor allem Schmiede, Wagner und Schneider, organisierten sich Mitte der 1760er Jahre in eigenen Zünften.

Ersterwähnung: 1295
Kirche und Schule: Ursprünglich war Ittlingen Filial der Pfarrei Richen. Ein eigener Pfarrer ist seit 1296 nachzuweisen. Dessen Pfründe hatte im ausgehenden Mittelalter der Kaplan am St. Margarethen-Altar in Kürnbach zu vergeben, seit 1498 der am St. Marien-Altar der Kirche in Neckarmühlbach. Mit der frühzeitigen Einführung der Reformation im Geiste Luthers fiel das Patronatsrecht der Herrschaft Gemmingen-Guttenberg zu. Zeitweise wurde die Pfarrei von Gemmingen aus versehen. 1496 existierten neben dem Hochaltar zu Ehren des heiligen Georg ein Heilig-Kreuz-Altar und ein St. Marien-Altar; mit letzterem war die Frühmesse verbunden. Der heutige Kirchenbau datiert im wesentlichen von 1732, der Turm birgt wohl sehr viel ältere Reste. Ein Schulmeister findet erstmals 1601 Erwähnung; um 1770 musste eine zweite Schulmeisterstelle geschaffen werden. Barocke Kirche von 1732, erweitert, mit massigem, offensichtlich älterem Westturm. Die Katholiken zu Richen, Filialkirche St. Michael von 1957.
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1496
Jüdische Gemeinde: Die 1742 für Johann Dietrich von Gemmingen-Guttenberg eingenommene Erbhuldigung leisteten unter anderen sechs Juden. Juden ab 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Synagoge von Anfang des 19. Jahrhunderts, 1938 zerstört.

Suche
Average (0 Votes)