Herbolzheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0863

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf der Gemarkung von Herbolzheim wurden verschiedentlich vor- und frühgeschichtliche Funde gemacht, darunter eine villa rustica im Gewann Eurich und die Reste einer Jupitergigantensäule in den Jagstwiesen. Ein merowingerzeitliches Reihengräberfeld und Spuren einer hochmittelalterlichen Siedlung westlich der Jagst deuten darauf hin, dass der Ort zur Zeit der fränkischen Landnahme rechts der Jagst gegründet wurde. Seine erste Erwähnung findet er zum Jahr 863 (»Heribotesheim«). Nachdem spätestens im 13. Jahrhundert die Burg errichtet war, wurde die alte Siedlung aufgegeben und links des Flusses neu gegründet. Allein Kirche und Friedhof verblieben jenseits der Jagst. Nach der Zerstörung von Burg und Dorf im Markgräflerkrieg 1552 wurde 1565 ein Teil der Burg zum Schloss ausgebaut. Auch von den Kriegen des 17. Jahrhunderts wurde Herbolzheim in Mitleidenschaft gezogen. Ein hölzener Steg über die Jagst musste 1741 nach einem Hochwasser neu gebaut werden; 1761 wurde er durch eine steinerne Brücke ersetzt. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden weitere Wohngebiete in östlicher Richtung (1950/70) und besonders im Südwesten jenseits des Flusses. Zu ihnen zählen »Aufeld« (1950/70), »Parräcker in der Au« (ab 1964), »Krautgartenäcker« (ab 1967), »Kirchenäcker« (ab 1974), »Unheldenwegrain« (ab 1965). Industrieansiedlungen »Auweg« und »Nord« seit 1955.
Historische Namensformen:
  • Heribotesheim 0856
Geschichte: Im Jahr 863 gelangten durch Schenkung vier Hufen Feld und 23 Hörige in Herbolzheim an das Kloster Lorsch. Im übrigen bleibt die frühe Herrschaftsentwicklung unklar. Seit 1268 ist eine ritteradlige Familie von Herbolzheim bezeugt; ihr Wappen zeigt im geteilten Schild oben einen roten Löwen. Ihr Stammsitz war die links der Jagst gelegene Burg. Lehen trug sie von den Grafen von Dürn, den Pfalzgrafen bei Rhein und den Bischöfen von Speyer. Vor der Mitte des 15. Jahrhunderts scheint diese Familie im Mannesstamm erloschen zu sein. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts veräußerten die von Herbolzheim ihre hiesigen Besitzungen. So kam der Ort als Würzburger Lehen an die von Ebersberg (1329 Öffnung für Mainz), die 1361 drei Viertel und im Jahr darauf auch den Rest an das Erzstift Mainz verkauften. Zur Amtskellerei Neudenau gehörig, wurde Herbolzheim in der Folge häufig verpfändet, so an die Sickingen (1418, 1525), Stumpf von Schweinsberg (1529), Ehrenberg (1533, 1556) und Kottwitz von Aulenbach (1616); gleichwohl blieben Burg und Dorf bis zum Ende des Alten Reiches bei Kurmainz (Oberamt Amorbach, Kellerei Neudenau). Im Zuge der Säkularisation fiel Herbolzheim an die Grafen von Leiningen-Heidesheim, die sich dann von Leiningen-Neudenau nannten; 1806 erfolgte die Mediatisierung durch Baden. Der herrschaftliche Grundbesitz umfasste um 1700 446 Morgen Äcker, 37 Morgen Wiesen und 300 Morgen Wald; die Äcker wurden 1791 an 32 Bauern in Erbbestand verliehen. Der Großzehnt, Weinzehnt und Kelterwein standen der Ortsherrschaft zu, der Kleinzehnt dem Pfarrer. An der Spitze der Gemeinde standen zwei Bürgermeister. Das Gericht trat gewöhnlich viermal im Jahr zusammen. Ein von Schultheiß, Bürgermeistern und Gericht des Fleckens Herbolzheim geführtes Siegel ist 1633 belegt. 22.6.1807 standesherrliches Amt Neudenau, 24.7.1813 Zweites Landamt Mosbach (seit 1.5.1832 Bezirksamt Mosbach), 1.5.1841 Bezirksamt Neudenau in Mosbach, 15.11.1849 Bezirksamt Mosbach, 25.6.1939 Landkreis Mosbach als Sitz der unteren Verwaltungsbehörde.
Wirtschaft und Bevölkerung: Vor dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs sind für Herbolzheim keine verlässlichen Einwohnerzahlen überliefert. 1668 umfasste das Dorf 41 Herdstellen und mithin etwa 180 Einwohner, aber schon 1692 waren es nur noch 45 Männer, 44 Frauen, zwölf Söhne, neun Töchter und fünf Witwen. Am Ende des 18. Jahrhunderts lebten in dem Dorf etwa 360 Menschen (80 Familien). Durch die Jahrhunderte lebte man in Herbolzheim von der Landwirtschaft. Das Handwerk war von geringer Bedeutung. Die herrschaftliche Schäferei hatte Weiderechte in Jagstfeld, Ödheim, Heuchlingen und Untergriesheim. 1614 wurde die Schäferei samt dem 1594 erbauten Schafhaus als Erblehen verkauft. Die zweigängige Bannmühle gehörte wie die Kelter Kurmainz.

Ersterwähnung: 1361
Kirche und Schule: Die Pfarrei in Herbolzheim und die alte, rechts der Jagst gelegene St. Wendelins-Kirche finden erstmals 1361 Erwähnung. Nebenaltäre waren Johannes dem Täufer, Maria und St. Kilian geweiht. Das Patronatsrecht war 1531 zwischen der Pfandherrschaft Stumpf von Schweinsberg und dem Erzstift Mainz umstritten; nach dem Ende der Pfandschaft stand es Kurmainz zu. Pfarrer Oswald Leber predigte 1525 in lutherischem Sinn und unterstützte den Bauernaufstand. Die Reformation konnte sich angesichts der geistlichen Herrschaft über den Ort aber nicht durchsetzen; 1597 gab es noch acht Lutheraner, 1612 nur noch drei. 1784 wurde der romanische Turm der alten Kirche im Friedhof rechts der Jagst abgebrochen und die dabei gewonnenen Steine für die Reparatur der Jagstbrücke verwendet; das einsturzgefährdete Langhaus musste 1825 niederlegt werden. Die Kirche in der Dorfmitte entstand 1770 anstelle einer 1668 erstmals erwähnten Kapelle; ihre Weihe zu Ehren St. Kilians erfolgte 1780. Die Waldkapelle wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts wohl als Erlöser-Kapelle errichtet, später aber der Muttergottes geweiht. Um 1650 suchte die Gemeinde um Errichtung einer Schule nach. Davor besuchten die Kinder den Unterricht in Neudenau. Der schließlich eingesetzte, herrschaftlich besoldete Lehrer hatte auch die Orgel zu spielen, die Rathausuhr aufzuziehen, die Glocken zu läuten und die Zehntgarben zu zählen. Noch 1747 gab es nur eine Winterschule. Nach 1787 fand der Schulunterricht im umgebauten Rathaus statt, in dem sich nun neben dem Schulsaal auch die Lehrerwohnung befand. Die turmlose einfache Barockkirche von 1770 wurde 1914 erweitert, mittlerweile profaniert. Neue Kirche St. Kilian Betonskelettbau mit eingezogenem Chor und freistehendem Turm von 1956. Für die Evangelischen ist die Pfarrei Ruchsen zuständig.
Patrozinium: St. Wendelin
Ersterwähnung: 1361

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