Offenau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0766

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Seine erste urkundliche Erwähnung findet Offenau zum Jahr 766 (»Offenheim«, »Offencheim«) im Lorscher Codex. Der aus einem Personennamen gebildete Ortsname deutet auf eine merowingerzeitliche Genese der ursprünglich mehrkernigen Siedlung, was in entsprechend vielen Reihengräberfriedhöfen auf der Gemarkung seine Bestätigung findet. Die heutige Namensform setzte sich erst im 16. Jahrhundert durch. Wegen der Saline sprach man im 18. Jahrhundert auch gelegentlich von Bad Offenau. 1554 gab es am Ort 62 Häuser, Güter und Höfe. Die archäologischen Funde auf der Gemarkung – großenteils im Gebiet der heutigen Zuckerfabrik südöstlich des Dorfs – reichen zurück bis in die jüngere Bronzezeit, darunter acht Brandgräber und zwei Grabhügel. Eine hallstattzeitliche Nachbestattung in einem der bronzezeitlichen Gräber deutet auf eine kontinuierliche Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit. 1969 wurden überdies 227 Bestattungen eines ausgedehnten römischen Brandgräberfelds freigelegt (2./3. Jahrhundert), das vermutlich zu einer Brückenkopfsiedlung gegenüber der römischen Talstadt Wimpfen gehörte und möglicherweise insgesamt etwa tausend Gräber umfasste. Ziegel- und Gefäßstückfunde lassen auf eine villa rustica südlich des Dorfs schließen. Des Weiteren geben hunnische und ostgermanische Funde aus dem 5. Jahrhundert zu erkennen, dass das Gebiet um die römische Neckarbrücke auch in nachantiker Zeit zur Niederlassung einlud. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich der auf einer Terrasse am rechten Neckartalhang gelegene Ort in den Gebieten »Offenau-Süd« (1950/65) und »Offenau-Nord« (1966/78) besonders durch mehrstöckige Wohnhäuser ausgedehnt, während am »Edelberg« vorwiegend Einfamilienhäuser (1978) entstehen. Industrie ließ sich am »Talweg« nieder.
Historische Namensformen:
  • Offenheim 0767
  • Offencheim
  • Bad Offenau
Geschichte: Mehrfach gelangten im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts Güter in Offenau durch Schenkung an das Kloster Lorsch. Amorbacher Besitz ist nur in einer verfälschten Urkunde Kaiser Ottos III. aus dem Jahr 996 bezeugt. In staufischer Zeit zum Reichsgut gehörig, war der Ort 1360 an die Sturmfeder verpfändet und kam 1362 an das Erzstift Mainz, 1484 mit der Herrschaft Scheuerberg an den Deutschen Orden, dem fortan alle hohe und niedere Obrigkeit zustand. Ein kleiner Teil war württembergisches Lehen, 1344 im Besitz der von Oßweil, später der von Neudeck und schließlich der Capler von Oedheim gen. Bautz (1593). Offenau gehörte zu den sechs deutschordischen Dörfern auf der Krummen Ebene, das heißt 1554 zum Deutsch-Ordens-Oberamt Scheuerberg und seit 1686 zum Deutsch-Ordens-Amt Heuchlingen. 1805 fiel das Dorf mit dem deutschmeisterlichen Neckar-Oberamt an Württemberg. Als Inhaber grundherrlicher Gerechtsame treten im späten Mittelalter das Stift Wimpfen (1295/96, 1347), die Wiße von Duttenberg (vor 1347), die von Helmstatt als württembergische Vasallen (um 1362, 1404), die von Bieringen (1397), die Lemlin als weinsbergische Lehnsleute (1404/42) und die von Gochsen (1404) in Erscheinung. Zum Stift Wimpfner Besitz zählte 1437 der sogenannte Dechaneihof. Nicht zu vergessen sind die Fischrechte, die zumeist von adligen Leiheherrn – von Heinriet, von Löwenstein, von Gochsen, von Gemmingen – vergeben wurden. Der große und kleine Zehnt gehörte zu zwei Dritteln dem Stift Wimpfen, zu einem Drittel dem Domstift zu Worms. Den Novalzehnt bezog der Pfarrer allein (1554). Die Gemeinde zu Offenau tritt 1409 und 1437 gelegentlich mit Auseinandersetzungen wegen der Wimpfner Begüterungen in Erscheinung, 1590/91 im Streit mit der Gemeinde Heinsheim um Wasserbaumaßnahmen im Neckar. Ein nicht mehr bestehendes Rathaus datierte von 1750. Offenau war bis 1.10.1938 beim Oberamt Neckarsulm. — Seit dem 16. Jahrhundert geschätztes und vielbesuchtes Solbad. 1750 wurde durch den Deutschmeister Clemens August die Saline Clemenshall angelegt, die seit 1848 mit Friedrichshall verbunden ist. Das Hangende des 17 m mächtigen Steinsalzlagers liegt 131 m unter Tag.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei einer Zahl von 62 Häusern dürfte Offenau um die Mitte des 16. Jahrhunderts zwischen 250 und dreihundert Einwohnern gehabt haben. Um 1800 war die Bevölkerung etwa doppelt so zahlreich. Die hauptsächlichen Erwerbszweige in Mittelalter und früher Neuzeit waren der Ackerbau, die Fischerei und der Weinbau, der seit dem 13. Jahrhundert in mehreren Schenkungen an das Stift Wimpfen belegt ist. Der Weinanbau war lange Zeit von großer Bedeutung, wurde aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast vollständig aufgegeben. Wichtiger als der Weinbau war jedoch die Fischerei im Neckar, die vor allem für das 14. und 15. Jahrhundert gut dokumentiert ist. 1330 gelangten örtliche Fischrechte von denen von Heinriet an die Grafen von Löwenstein, die sie 1363 an einen Heilbronner Bürger verkauften. Von diesem kamen sie 1374 an die von Gochsen, die 1386 mit den Offenauer Fischern wegen deren althergebrachter Rechte in Streit lagen. 1404 gelangte die Fischenz an die von Gemmingen, in deren Besitz sie noch 1465 genannt wird. Im 16. Jahrhundert entbrannte zwischen den Offenauer und Heinsheimer Fischern ein Streit wegen der Lage und Anzahl ihrer Fischreusen im Neckar: 1590 wurde Offenau verpflichtet, seine Krippen (Reusen) weiter flussabwärts zu verlegen. 1591 wurde der entsprechende Schiedsspruch noch einmal bestätigt und die Offenauer zu einer Geldstrafe verurteilt. Im 17. Jahrhundert scheint, wie eine 1698 vom Deutschen Orden angeordnete Inaugenscheinnahme des Offenauer Neckarbaus zu erkennen gibt, die Fischerei noch immer eine große Rolle gespielt zu haben, aber wie beim Weinbau, so ging auch bei der Fischerei die Bedeutung im 19. Jahrhundert stark zurück. Schließlich hatte der jeweilige Besitzer der Fähre das Fischrecht. In der frühen Neuzeit erlangten zuerst mit einem Solebad, dann mit einer Saline die Offenauer Salzvorkommen eine wirtschaftliche Bedeutung. Im 16. und 17. Jahrhundert war der Ort mit seinem Salzwasser überregional bekannt. Die Anfänge des Solebads sind unbekannt, indes existierte die entsprechende Quelle nahe dem Neckarufer möglicherweise schon in vorgeschichtlicher Zeit. Ende des 16. Jahrhunderts hatte sich der Ort als Bad etabliert. Verschiedene chemische Untersuchungen des Quellwassers (1584, 1660, 1670) waren bestrebt, dessen heilende Wirkung zu belegen. Das Wasser der Solequelle wurde sowohl getrunken als auch für Heilbäder genutzt. Der Adel der Region verfügte zum Teil über eigene Badhäuser im Dorf. Die Eröffnung des Kurhotels Linde (1790) zeigt, dass der Kurbetrieb auch im ausgehenden 18. Jahrhundert noch in Gang war. 1600 konzessionierte der Deutsche Orden erstmals den Bau einer Saline, um die Salzgewinnung in Offenau in größerem Stil zu betreiben. Weshalb diese Pläne dann doch nicht in die Tat umgesetzt wurden, ist unbekannt. Erst 150 Jahre später machte man mit der Salzgewinnung ernst und gründete 1751 die erste Salinenkommission. Seit 1754 entstand die Saline Clemenshall, die ihren Namen nach dem damaligen Hochmeister des Deutschen Ordens Clemens August von Bayern trug; 1756 wurde die Produktion aufgenommen. Die erste Gesellschaft, die die Saline vom Orden gepachtet hatte, erzielte aufgrund falscher Bohrungen, Fehlkonstruktionen in der Anlage, unzureichender Finanzierung und schlechten Witterungsbedingungen kaum einen Gewinn. 1797, mit dem Ende des ersten Pachtvertrags, gab es bereits Überlegungen, den Betrieb wieder einzustellen und die Salinengebäude für ein Zuchthaus zu nutzen. Aber 1798 fanden sich neue Investoren. Die zweite Salinengesellschaft war um eine Verbesserung der Produktion bemüht, erzielte jedoch ebenfalls kaum Gewinn. Als schließlich 1803 auch ihr Kapital aufgebraucht war, übernahmen noch einmal neue Investoren die Saline, scheiterten aber wiederum. Erfolg brachten erst tiefere Bohrungen im 19. Jahrhundert. An die einstige Salzgewinnung erinnert heute nur noch das 1780 errichtete Salzmagazin an der Jagstfelder Straße, außerhalb des früheren Salinengeländes. Für die Salinenarbeiter wurde 1765 eine Invalidenkasse für allfällige Kur- und Medikamentenkosten eingerichtet. Der Fonds finanzierte sich aus Beiträgen der Arbeiter, Zahlungen der Salinengesellschaft und Zinseinnahmen. Im Fall der Erkrankung eines Arbeiters übernahm die Kasse die Kosten für seine Versorgung durch Arzt, Chirurg und Apotheker. Außerdem wurden der Wochenlohn weitergezahlt und nötigenfalls die Begräbniskosten übernommen, ja sogar Rentenzahlungen wurden in bescheidenem Umfang geleistet. Die Aufsicht über den Fonds lag bei der Mergentheimer Deutsch-Ordens-Hofkammer. Auch nach 1805 bestand der Fonds weiter und diente in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts der Unterstützung ehemaliger Salinenarbeiter, die vor 1805 über einen längeren Zeitraum in die Kasse eingezahlt hatten.

Ersterwähnung: 1400 [um 1400]
Kirche und Schule: Im frühen und hohen Mittelalter gehörte Offenau zum Sprengel der Pfarrei Duttenberg. 1438 stiftete das Wormser Domkapitel, dem das Patronatsrecht zustand, eine eigene Pfarrei. Eine um 1400 errichtete Kapelle (St. Alban) wurde um 1500 durch einen größeren Neubau ersetzt. Der bestehende Kirchenbau von 1751, dessen Seitenaltäre den Herzen Jesu und Mariens geweiht sind, bewahrt noch den kreuzrippengewölbten und freskengeschmückten Ostturm sowie ein spätgotisches Sakramentshäuschen. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Seelsorge durch Dominikaner aus Wimpfen besorgt. Katholische Pfarrkirche, einfacher Spätbarockbau von 1751 mit altem rippenkreuzgewölbtem Ostturm. Sakristei und Sakramentshäuschen aus der Spätgotik. Evangelische zu Bad Friedrichshall-Jagstfeld.
Patrozinium: St. Alban
Ersterwähnung: 1400 [um 1400]

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