Pfaffenhofen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1279

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Abgesehen von einer Erwähnung im ›Codex Edelini‹ des Klosters Weißenburg (Ende 13. Jahrhundert), die sich auf Besitzverhältnisse des ausgehenden 10. Jahrhunderts bezieht, wird Pfaffenhofen erstmals 1279 urkundlich genannt (»Pfaffenhoven«). Entstanden ist die Siedlung nicht vor dem 8. Jahrhundert. Im Übrigen reichen die Spuren menschlichen Lebens auf hiesiger Gemarkung mit zwei Steinbeilen und einigen Tonscherben der Bandkeramik bis in die Jungsteinzeit zurück. Die Römer hinterließen neben der Trasse einer Straße die Reste einer Heizung, die im Keller des 1612 von Heinrich Schickhardt erbauten Pfarrhauses gefunden wurden. Die 1460/70 von Balthasar Murer errichtete Ettermauer mit drei Türmen und einem Doppelgraben wurde 1817 niedergelegt. Im Dorfkern haben sich mehrere Fachwerkhäuser aus dem 15. Jahrhundert erhalten. 1525 zählte man 86 Häuser. Bei Pfaffenhofen gab es in der frühen Neuzeit sieben Seen beziehungsweise Fischteiche. Ein großes, fischreiches Gewässer, das bereits 1627 Erwähnung findet und im Jahr 1700 von kommunalem in herzoglichen Besitz überging, wurde 1723 als Brut- und Setzlingssee verwendet; es lag im Gewann Bruch und hatte eine Größe von 1 3/8 Morgen. Seit 1735 in Abgang gekommen, verschlammt und versandet, war der See noch 1812 verpachtet. Der 793 in der Lorscher Überlieferung genannte Weiler Rodbach kam mit Pfaffenhofen an Württemberg und gehörte seit 1540 mit Gericht, Recht und Untergang förmlich zu Pfaffenhofen, hatte aber einen eigenen Schultheißen. Im 14. und 15. Jahrhundert bezogen hier die von Wurmlingen, dann die von Massenbach einen Teil des Wein- und Kornzehnten. Nach dem Bauernkrieg lebten in Rodbach zeitweise knapp zwanzig Familien. Im Dreißigjährigen Krieg verödete der Weiler; 1709 wurde er neu angelegt und mit vier Bauern aus dem Remstal wiederbesiedelt. Spätestens 1359 verfügte Rodbach über eine eigene Kapelle mit Kaplanei. Mehrere schöne Fachwerkhäuser des 15. Jahrhunderts zieren den Kern des im breiten Wiesental der Zaber gelegenen Dorfes. Die 1460/70 errichtete Ummauerung des Orts wurde im frühen 19. Jahrhundert abgebrochen. Durch neue Wohngebiete in den Gewannen »Untenhinaus« (1950/60 beziehungsweise ab 1973) und »Obenhinaus« (1960/70) hat sich der Ort nach Оsten und Westen ausgeweitet, während im Süden seit 1960 im Gewann »Bruch« ein Gewerbegebiet südlich der Zaber nahe der Bahnanlagen entsteht.
Historische Namensformen:
  • Paffenhoven 1279
Geschichte: Pfaffenhofen gehörte am Ende des 13. Jahrhunderts zur Herrschaft der Herren von Magenheim und von Neuffen. 1321 gelangte das halbe Gericht über die Grafen von Hohenberg an Württemberg, das seit 1380 die Herrschaft im Dorf und seiner Gemarkung allein ausübte. Seither war der Ort mit aller hohen und niederen Obrigkeit ununterbrochen württembergisch (Amt Güglingen). Zu den bedeutenderen Grundbesitzern in Pfaffenhofen zählten das elsässische Kloster Weissenburg, das hier im 10. Jahrhundert über einen Fronhof mit umfangreichen Zugehörungen verfügte, und im späten Mittelalter das Zisterzienserinnenkloster Frauenzimmern, dessen Besitz mit der Reformation an das Herzogtum Württemberg fiel. 1575 waren mit allerlei Rechten und Einkünften zahlreiche geistliche Fonds aus Pfaffenhofen, Weiler an der Zaber, Güglingen und Leonbronn hier begütert. Schließlich war die Orts- und Landesherrschaft auch die größte Grundherrschaft auf der Gemarkung; 1529 waren von ihr unter anderem zwölf Erblehnhöfe abhängig. Zwei Drittel des Weinzehnten verkaufte Rudolf von Neuffen 1290 an die Nonnen von Frauenzimmern; das restliche Drittel gelangte 1292 über die von Bruchsal ebenfalls an die Zisterzienserinnen. 1529 gehörten der große, der kleine und der Weinzehnt zu zwei Dritteln dem Herzog von Württemberg und zu einem Drittel dem Heilig-Grab-Kloster in Speyer; daneben bestanden Sonderzehntdistrikte. 1541 kam auch der Speyrer Zehntanteil an Württemberg. Ein Schultheiß wird erstmals 1295/96 genannt. Das erhaltene Pfaffenhofer Dorfrechtsbuch geht in seinen ältesten Teilen bis 1484 zurück und reicht mit Nachträgen bis ins frühe 18. Jahrhundert. Die Zahl der Gerichts- und Ratspersonen ist darin mit achtzehn beziffert. Ein von 1482 bis 1611 belegtes Gerichtssiegel zeigt als redendes Wappen einen Pfaffen (Priester) hinter einem (Hof-) Zaun. Das dreistöckige Rathaus aus dem frühen 15. Jahrhundert musste 1972 einer verbesserten Straßenführung weichen. Pfaffenhofen zählte bis 26.4.1808 zum Amt bzw. Oberamt (seit 18.3.1806) Güglingen, bis 1.10.1938 zum Oberamt Brackenheim (seit 30.1.1934 Kreis), dann zum Landkreis Heilbronn. — Die Einwohner von Pfaffenhofen hatten im 15. Jahrhundert eine Art Aufsicht über den Stromberg. Gauchgericht und Rebstock, ein Sittengericht und ein Umzug in den Weinbergen mit Gelage auf Gemeindekosten wurde 1556 wegen eingerissener Mißbräuche abgeschafft.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zur Zeit des Bauernkriegs hatte Pfaffenhofen zwischen vierhundert und 450 Einwohnern. Um 1600 dürften es bei 123 Familien rund 550 Seelen gewesen sein; nach dem Dreißigjährigen Krieg waren es nur noch 55 beziehungsweise etwa 250. Allein im ersten Halbjahr 1635 starben hier 147 Menschen. Von 265 Personen (1654) über 469 (1702), 576 (1726) und 667 (1771) stieg die Einwohnerzahl schließlich auf knapp achthundert im Jahr 1802. Von der Bedeutung des örtlichen Weinbaus zeugt nicht zuletzt die Kelter, die im 15. Jahrhundert fünf Bäume aufzuweisen hatte. Dem entsprach ein relativer Wohlstand im Dorf. 1582 gab es zwei Mühlen, von denen eine der Gemeinde gehörte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg dauerte es lang, bis die wirtschaftlichen Verhältnisse sich wieder besserten. Noch 1688 lagen 21 Morgen Weingärten öd, und durch die Ansiedlung Fremder ging der Weinbau sogar noch zurück. Die Franzosenkriege am Ende des 17. Jahrhunderts bedeuteten einen neuerlichen Einbruch. Im 18. Jahrhundert freilich erholte sich der Ort wieder; 1771 wurden zwölf Pferde und 358 Rinder gezählt.

Ersterwähnung: 1296
Kirche und Schule: Eine Kirche (»basilica«) gehörte bereits im 10. Jahrhundert zum Weißenburger Besitz in Pfaffenhofen. Dass es sich dabei um die Vorgängerin der seit 1296 bezeugten Kirche zu Ehren des heiligen Lambertus (und Veit, 1653) handelte, ist indes unwahrscheinlich, weil deren Patronzinium eher nach Rodbach verweist. Als Mutterkirche von Pfaffenhofen ist wohl Güglingen anzusehen. Ein Frühmesser findet 1351 Erwähnung, eine St. Katharinen-Pfründe 1529. Im Jahr 1443 trat Württemberg sein Patronatsrecht an der Pfarrei an das Kloster Frauenzimmern ab, dem diese 1448 inkorporiert wurde. Gleichwohl führte Württemberg nach 1534 die Reformation nach lutherischer Observanz ein. Im Dreißigjährigen Krieg waren der Pfarrei Pfaffenhofen vorübergehend die Orte Spielberg, Ochsenbach, Kürnbach, Häfnerhaslach, Weiler an der Zaber, Zaberfeld und Leonbronn zugeordnet (1636/37). Die um 1270/80 errichtete Kirche hat einen frühgotischen Chorturm und zwei der ältesten Glocken im Land (die große inschriftlich von 1299); der heutige Bau wurde um 1612 durch Heinrich Schickhardt errichtet. Ein Schulmeister ist für Pfaffenhofen bereits 1525 bezeugt; er versah zugleich die Mesnerei und bis 1738 auch das Gerichtsschreiberamt. Für den Organistendienst wurde er separat entlohnt (1722). Da ihm die kleine Mesnerbehausung als Wohnung und Schulstube diente, erbat man für ihn bereits 1550 die Zuteilung des neben der Kirche gelegenen St. Katharinen-Pfründhauses. 1621/22 entstand das dreistöckige Schulhaus bei der Kirche mit zwei Schulräumen. 1672 besuchten den Unterricht 26 Kinder im Winter, hingegen nur 17 im Sommer. Das Recht zur Besetzung der Schulmeisterstelle stand der Herrschaft Württemberg zu. Als aber 1674 die Gemeinde beziehungsweise der Pfarrer, der Schultheiß, der Bürgermeister und das Gericht einen Schulmeister wählten, blieb dieses unbeanstandet; so geriet die Ernennung des Schulmeisters durch die Gemeinde schließlich zum Gewohnheitsrecht der Gemeinde. Auf eine Wandtafel in der Schulstube musste noch 1809 aus Platzmangel verzichtet werden. Evangelische Pfarrkirche, zuletzt 1960/65 renoviert, mit frühgotischem Chorturm in der Art der Maulbronner Hütte, das Schiff 1612 durch Heinrich Schickhardt umgebaut. Darin hölzernes Tonnengewölbe sowie Emporen auf ionischen Säulen. Südportal von 1435. Spätgotische Sakristei des Meisters Hans Wunderer von 1515. Sehr schönes Triumphbogenkruzifix um 1300. Pfarrhaus von 1610. Katholiken zur Seelsorgestelle Güglingen.
Patrozinium: St. Lambertus (und Veit, 1653)
Ersterwähnung: 1296

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