Langenbeutingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0855

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nach Ausweis seines vermutlich aus einem Personennamen gebildeten Namens (855 »Butinga in Bretachgowe«) und eines Reihengräberfriedhofs im Gewann Häsel ist das Unterdorf (1366 »Nidern Beutingen«) der ältesten nachantiken Siedlungsschicht zuzurechnen. Das obere Dorf (1413 »Obern Beutingen«), das auch als Weyer (1332 »Wywer«) bezeichnet wird, wuchs erst im späten Mittelalter zu einem Ort zusammen. Nach 1591 ist nur noch von einem Ort Beutingen die Rede, für den seit 1809 die Bezeichnung Langenbeutingen gebräuchlich wurde. Um 1670 bestand das Dorf (ohne Neudeck) aus etwa neunzig, um 1800 aus mehr als hundert Wohnhäusern; Neudeck umfasste 1705 neun Häuser, 1819 achtzehn. Der unmittelbar an der Kreisgrenze gelegene Weiler Neudeck entstand im späten Mittelalter in Anlehnung an die wohl schon im 12. Jahrhundert auf einem Hügel gegründete Burg. Deren Name (1215 »Nidecke«) bezieht sich mit seinem Grundwort auf die Topographie (-eck); mit seinem Bestimmungswort bringt er den ritterlichen Kampfesmut (»nît«) zum Ausdruck, den die Erbauer, die Ministerialen von Neudeck (Neideck), für sich beanspruchten. Sowohl herrschaftlich als auch kirchlich zählte Neudeck stets zu Langenbeutingen. Im Gewann Unterhofen, südwestlich des unteren Dorfs, soll ehedem ein separater Hof gelegen haben (16. Jahrhundert »Undernhofen«), und im Gewann Häuslesberg, gegen Weißlensburg, wird die Wüstung Hestershofen (14. Jahrhundert »Hewsterhofen«) vermutet. Das 1215 erwähnte »Superior Wostenkirchen«, dessen Name die Existenz eines Unterwostenkirchen voraussetzt, ist wohl schon früh in Langenbeutingen aufgegangen. Außerdem sind um 1357 die Siedlungsplätze »Betbunt« und »Rymelauwe« bezeugt; den ersteren hat man im südlichen Teil der Gemarkung zu suchen (Flurname Bethwang), den letzteren im Gewann Rimmling östlich des Dorfs. Im Nordwesten, Süden und Südosten Langenbeutingens wurden urnenfelder- und römerzeitliche Überreste gefunden, darunter bei Neudeck ein Relief oder Altar zu Ehren Merkurs. Entlang der Brettachtalaue und sich den Hang hinaufziehend, erscheint der Ort in seinem Grundriß heute als langes Straßendorf. Die beiden ehemaligen Siedlungskerne, das größere westliche Unterdorf und das östliche Oberdorf verbindet die Talstraße baulich miteinander. Auf die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gehen die Wohngebiete »Kirchberg«, »Bildreich«, »Zaunäcker«, »Südliches und Nördliches Reutfeld« zurück. Das Gewerbegebiet »Göppengrund« wurde 1973 ausgewiesen.
Historische Namensformen:
  • Butinga in Bretachgowe
  • Beutingen
  • Nidern Beutingen
  • "Obern Beutingen" oder "Wywer"
Geschichte: Die Vogteirechte in Beutingen wurden zur Zeit der Staufer durch die Reichsministerialen von Neudeck wahrgenommen und blieben in deren Besitz bis in die frühe Neuzeit. Ihrem Wappen zufolge (ein roter Balken in Silber) war diese Familie, die ursprünglich über reichen Besitz verfügte, gleichen Stammes mit denen von Maienfels. Seit dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts veräußerten ihre Angehörigen in mehreren Schritten die von der Grafschaft Löwenstein lehnbare Stammburg samt dazugehörigen Herrschaftsrechten in Beutingen. Mehrere kleinere Anteile erwarb 1330/34 und 1346 Kraft von Hohenlohe, der 1335 auch noch einen über eine Neudecker Tochter an die von Helmstatt vererbten Teil an sich brachte; gleichwohl war noch um 1357 nicht mehr als ein Drittel des Beutinger Gerichts in hohenlohischer Hand. Ein weiteres Drittel gelangte 1412 über die von Neuenstein an die Hohenlohe und ein nicht näher quantifizierbarer Teil folgte 1425 aus dem Besitz Hans von Neudecks. Zwischenzeitlich hatte Albrecht von Hohenlohe seine hiesigen Gerechtsame vorübergehend an die von Gemmingen zu Bürg verpfändet (1413). Der Rest fiel schließlich mit dem Aussterben der von Neudeck 1588 dem Herzogtum Württemberg heim und wurde 1591 an die Grafen von Hohenlohe-Neuenstein verkauft. Fortan war Langenbeutingen mit aller hohen und niederen Obrigkeit hohenlohisch und bildete zusammen mit Neudeck und sieben Zwölfteln an Baumerlenbach das Amt Beutingen. Im Verbund mit diesem wurde es 1806 von Württemberg mediatisiert. Über den größten Grundbesitz am Ort verfügte offenbar stets die jeweilige Herrschaft. Mitte des 9. Jahrhunderts wurden dem Kloster Lorsch umfangreiche Güter geschenkt, die möglicherweise mit konstitutiv waren für die spätere Herrschaftsbildung. Überdies finden Rechte der von Aschhausen (1342), Lesch (1373), von Höfingen (1388), von Michelfeld (vor 1421), von Weinsberg (1421), von Adelsheim (1472), von Berlichingen (1583, sog. Jungfraulehen) und von Gemmingen-Maienfels (1629), des Stifts Öhringen (1373, 1501) sowie der Klöster Gnadental (1366) und Lichtenstern (1610) Erwähnung. Der große und kleine Zehnt war im Besitz der von Neudeck bis zu deren Erlöschen und gelangte hernach über Württemberg an Hohenlohe-Neuenstein. Gericht und Gemeinde finden erstmals 1451 Erwähnung; die Zahl der Schöffen belief sich 1597 auf zwölf. Eingenommene Bußen und das Ungeld (1516) wurden zwischen Herrschaft und Gemeinde hälftig geteilt. Zum kommunalen Besitz gehörten das 1596 erbaute Rathaus, ein Badhaus, die Untermühle (seit 1567), das Schulhaus im Oberdorf sowie etwas Wald, Äcker, Wiesen und Gärten. 1806 fiel der Amtsort Beutingen an Württemberg; 18.3.1806 Oberamt Neuenstein, 1.11.1809 Oberamt Öhringen (30.1.1934 Kreis), 1.10.1938 Landkreis Öhringen. In Beutingen aufgegangen ist Weyer (1332 Wywer, 1413 Obern Beutingen, letztmals 1591 Weyer), das im Mittelalter ein Ort mit eigener Gemarkung war.
Wirtschaft und Bevölkerung: In ganz Beutingen lebten 1705 113, in Neudeck sechzehn Familien, woraus auf insgesamt knapp sechshundert Einwohner zu schließen ist. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte man rund 750 Seelen und registrierte einen beträchtlichen Geburtenüberschuss. 1806 hatten Langenbeutingen und Neudeck zusammen mehr als neunhundert Einwohner. Die Haupterwerbsquellen waren Ackerbau und Viehzucht, daneben Weinbau (seit 1357 bezeugt) und Handwerk; noch im 19. Jahrhundert pflegte man die aus dem Mittelalter überkommene Dreifelderwirtschaft. Bundschuhs ›Lexikon von Franken‹ hebt hervor, es gebe »in diesem Orte viel Industrie« (1799), womit er indes den besonderen Fleiß der Bevölkerung meint. Der Viehbestand belief sich 1705 auf nur 23 Pferde und 52 Kühe; an den herrschaftlichen Schafhof erinnert noch heute die mächtige Schafscheune in Neudeck. Für das Mahlen des erzeugten Getreides standen an der Brettach die obere Mühle in Neudeck, die Mittelmühle beim Ortsteil Weyer (zwei Gänge) und die bereits 1410 erwähnte Häckermühle in Unterhofen (drei Gänge und Räder) zur Verfügung. Bereits 1451 gab es zwei Keltern, 1597 deren drei, die alle herrschaftlich waren. Die eine Kelter lag beim Beutinger Weinberg, die andere (mit drei Bütten) daneben und die dritte (mit einer Bütte) im Rübenberg.

Name: Burg Neudeck
Datum der Ersterwähnung: 1215

Ersterwähnung: 1303
Kirche und Schule: Die Kirche im oberen Dorf, die ein altes Martins-Patrozinium haben soll, gilt als Mutterkirche des ganzen Brettachtals. Ihre Eigenschaft als Pfarrkirche ist erst seit 1303 zweifelsfrei bezeugt, aber ihr eindrucksvoller romanischer Chorturm deutet auf ein höheres Alter hin. Das Langhaus wurde 1609/10 durch den hohenlohischen Baumeister Georg Kern errichtet. Das Patronatsrecht war von jeher mit der Ortsvogtei verknüpft und mithin seit dem 14. Jahrhundert zwischen denen von Neudeck und den Herren von Hohenlohe geteilt; 1591 gelangte es über Württemberg ganz an Hohenlohe-Neuenstein. Die untere, seit 1892 profanierte Kirche (Maria) birgt ebenfalls Reste eines romanischen Chorturms, war aber wohl stets Filial der oberen. 1354 wird in ihr eine Frühmesse erwähnt. Der heutige Bau entstand im wesentlichen 1509/12 und wurde später noch mehrfach umgestaltet. Die Reformation fand Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Herrschaft Hohenlohe Eingang. Seither gehörte die Gemeinde kirchlich zur Superintendenz Neuenstein. Bereits 1597 gab es im Ortsteil Weyer ein eigenes Schulhaus; es stand bei der Kirche. Ein Schulmeister findet sogar schon 1578 Erwähnung. 1804 wurde für Zwecke der Schule ein neues Gebäude errichtet. Die letzte Renovierung der Pfarrkirche erfolgte 1966. Katholiken zu Bretzfeld (Hohenlohekreis).
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1303

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