Holzmaden - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1148

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Holzmaden liegt in der Kirchheimer Talebene, die Gemarkung des Dorfs grenzt östlich an den Aichelberg. Durch die Nähe zu Kirchheim und Weilheim wurde die Geschichte des Orts häufig von den Herrschaftsverhältnissen sowie den Bewohnern und Institutionen dieser Städte mitgeprägt. Der abgegangene Weiler Zipfelhausen, nordöstlich von Holzmaden gelegen, wird 1317 genannt, ebenso 1381, als der Wiesensteiger Chorherr Stefan von Scharenstetten dem Kloster Kirchheim unter anderem eine Holzmark zu Zipfelhausen verkaufte. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Ort im Talgrund des Holzmadener Bachs im Westen und um den alten Dorfkern herum durch neue Wohngebiete gewachsen. Gewerbeansiedlung seit 1970 im Osten an der Ohmdener Straße.
Historische Namensformen:
  • Holzmadon 1100 [Kopialüberlieferung 13. Jahrhundert]
Geschichte: Die Erstnennung Holzmadens erfolgte 1148 als »Holzmadon« mit Schenkungen des Ortsadels an das Kloster Sankt Peter im Schwarzwald. 1293 übergaben Kirchheimer Bürger mehrere Lehen an das Kloster Kirchheim. Der Ort zählte im 13. Jahrhundert wohl zur Herrschaft Weilheim und dürfte in der Hand der Grafen von Aichelberg gewesen sein; von diesen gelangte er an die Grafen von Kirchberg. 1330 verpfändete Graf Brun von Kirchberg Holzmaden zusammen mit Weilheim, Hepsisau, Jesingen sowie mit Sankt Kalixt zu Weilheim an Graf Ulrich von Aichelberg. Wenig später (1334) konnte sich Württemberg die größten Teile des Ortes sichern und später in das Amt Kirchheim eingliedern, auch wenn die Adelsfamilien von Hepsisau und von Hailfingen noch einzelne Güter besaßen, die sie dann teilweise dem Kloster Kirchheim vermachten. 1432 gab wiederum Graf Ludwig I. von Württemberg für sich und seinen Bruder Graf Ulrich V. Holzmaden mit der Stadt Weilheim und weiteren Dörfern zeitweilig zum Pfand an Hans von Wernau. Während der württembergischen Landesteilung ab 1442 gehörte Holzmaden zum Stuttgarter Landesteil, 1482 beurkundete Graf Eberhard (VI.) der Jüngere die Entscheidung des württembergischen Hofgerichts zwischen Weilheim und Holzmaden über den Anteil des Dorfs an Schatzung und Schaden. Der große Zehnt und der Weinzehnt fielen nach 1534 mit der Reformation von Kloster Adelberg komplett an Württemberg, der kleine Zehnt und Heuzehnt dienten zur Versorgung der Pfarrei. Dazu kamen weitere umfangreiche Zehnteinnahmen aus alten Adelberger Rechten in Weilheim sowie kleinere Einkünfte aus Jesingen, Ohmden und Aichelberg. Ausgenommen war ein als Gnadenlehen ausgegebenes Eigengut des Klosters, 1601 als Widumhof bezeichnet, dessen Abgaben im 16. Jahrhundert gesondert festgelegt wurden. Mindestens zwei Höfe befanden sich im Besitz der Klosterverwaltung Kirchheim, ebenso ein von den Klosterkaplänen verliehenes Gut. Im 30-jährigen Krieg wurde Holzmaden 1638 von durchziehenden Soldaten nahezu vollständig zerstört. Der mühsame Wiederaufbau zog sich über viele Jahrzehnte hin. Mit der Erhebung Württembergs zum Königreich wurde das Dorf 1806 Teil des Oberamts Kirchheim. Der auf der Gemarkung Holzmaden wohl seit dem Mittelalter abgebaute Posidonienschiefer (Fleinsplatten) wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts berühmt durch die Funde von Versteinerungen der Flora und Fauna des Jurameeres; ihre Bergung, Erforschung und Präparierung entwickelte Bernhard Hauff (1866-1950) zur Vollendung.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die württembergische Kirchenvisitation von 1617 führt 83 Kommunikanten und 63 Katechismusschüler auf, sodass man für die Zeit vor dem 30-jährigen Krieg von einer Bevölkerung von etwa 200 Menschen ausgehen kann. Davon besaßen 35 im Jahr 1634 das volle Bürgerrecht, Holzmaden bestand damals aus 38 Gebäuden. Nach der Zerstörung des Dorfs 1638 lebten selbst 1654 lediglich sechs Personen im Ort, 1661 zählte man in drei Wohnhäusern 21 Bewohner. Der Wiederaufbau nach 1648 erfolgte teilweise mit Krediten der Geistlichen Verwaltung Kirchheim. Nur sehr langsam erholte sich Holzmaden, das 1676 erst wieder 72, 1760 dann 237 und 1803 362 Einwohner zählte. 1730 waren zehn Häuser steuerpflichtig, davon besaßen sieben eine eigene Scheuer. Als Haupterwerb betrieb man Landwirtschaft, besonders die Viehhaltung, da die Böden für den Getreideanbau nur bedingt geeignet waren. Nach dem 30-jährigen Krieg wurden viele Güter auf Holzmadener Markung von außerhalb bebaut, bei einer Steuerschätzung von 1730 zählte man hier 71 Morgen Äcker, 108 Morgen Wiesen und 64 Morgen Viehweiden. Bis ins 19. Jahrhundert waren Acker- und der geringe Weinbau weiterhin nicht sehr ergiebig, weshalb man die 125 Morgen Weiden der Gemeinde überwiegend zur Schafzucht nutzte. Es bestanden zwei Gastwirtschaften, von denen eine bereits 1730 als »beständiger Gassenwirt« erwähnt wird.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: 1275 wird erstmals eine Kirche in Holzmaden aufgeführt. Der Kirchenheilige Sankt Stephanus ist allerdings erst 1496 namentlich belegbar, 1586 wird noch ein Marienaltar genannt. 1426/29 inkorporierte Papst Martin V. die Holzmadener Pfarrkirche dem Kloster Adelberg, das im Tausch für das Patronatsrecht die Hälfte der Jurisdiktion und Herrschaft über Faurndau an die Grafschaft Württemberg abgegeben hatte. Möglicherweise teilte sich die Gemeinde eine Zeit lang den Seelsorger mit Sankt Calixt in Weilheim. Als letzter vorreformatorischer Pfarrer wirkte bis 1540 Ludwig Messerschmied, danach war die Gemeinde kurze Zeit mit Ohmden zusammengelegt, bis 1549 mit Ulrich Frank aus Ulm der erste evangelische Pfarrer im Ort tätig war. Mit der Einführung der Reformation kam der Kirchensatz mit Kastenvogtei, Patronats- und Vogteirecht von Adelberg an Württemberg. Der Pfarrer erhielt neben der Naturalversorgung durch den kleinen Zehnten zusätzlich von der nun württembergischen Klosterverwaltung ein Gehalt. Das Pfarrhaus war steuerfrei, nur das Brennholz musste selbst beschafft werden, da die Holzmadener zeitweilig kaum eigenen Wald besaßen. Seit der Zerstörung von Dorf und Teilen der Kirche 1638 war Holzmaden bis 1684 Filialgemeinde von Ohmden. Die Kirche, deren spätgotischer Chor und Westturm noch aus dem 15. Jahrhundert stammen, erbaute man 1664–67 mit Unterstützung durch den Armenkasten wieder neu, 1684 folgte die Neuerrichtung des Pfarrhauses. Ab 1676 war auch wieder ein Schulmeister im Ort beschäftigt, der im Winter von Martini bis Ostern, im Sommer wegen der Feldarbeit mit weniger Schülern Dienstag und Freitag vormittags Unterricht hielt. 1803 besuchten im Winter 70, im Sommer 57 Kinder die Dorfschule.
Patrozinium: St. Stephanus
Ersterwähnung: 1496

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