Neuffen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1125 [um]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Archäologische Funde auf Neuffener Gemarkung weisen in die Zeit um 2000–1800 vor Christus zurück, besiedelt war die Gegend sicher in der Spätbronze- und Latènezeit. Weitere Funde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Neuffen sowie zwei Reihengräberfelder weisen eine alemannische Siedlung nach. 20 Gräber ohne Beilagen stammen wohl aus der Zeit um 700 nach Christus. Der Name Neuffen (»Niphan«, »Niffen«) ist offenbar keltischen Ursprungs und wird als Bergname im Sinne von Streitberg gedeutet. Die Bezeichnung wurde zunächst auf die ehemalige Burg und dann auf die dazugehörige Siedlung übertragen, die unterhalb des Hohenneuffens im kesselartigen Talschluss der Steinach liegt. Ihren Kern bildet ein befestigter Hof bei der Kirche im Osten des Ortes, dessen Überreste sich vermutlich im Pfarrhaus erhalten haben. Er wurde möglicherweise von der Ortsherrschaft bewohnt, bevor diese Ende des 11. Jahrhunderts die Burg auf dem Hohenneuffen errichtete. Die Benennung Eginos »von Neuffen«, in dem der Sohn des Erbauers zu sehen ist, stellt 1125 das älteste unmittelbare Zeugnis für die Burg Neuffen als Herrensitz dar. Beim Bau der Stadtmauern in den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts blieben aus Verteidigungsgründen die äußeren Teile der alten Dorfsiedlung, die späteren Vorstädte Uffhofen und Niederhofen, außerhalb des eiförmigen Mauerrings mit seinen drei Toren, dem Ober-, Unter- und Keltertor, die 1840 abgetragen wurden. Teile dieser Vorstädte wurden 1634 vom verheerenden Stadtbrand verschont, dem Neuffen weitgehend zum Opfer fiel. Von 259 im Jahr 1634 zu besteuernden Gebäuden werden 1655 nur noch 126 als bewohnt angegeben. Erhalten blieb das am Stadtrand gelegene Große Haus, das die Schilling von Cannstatt als Stadthaus errichtet hatten und 1477 an Wolf von Neuhausen verkauften. Überdauert hat auch das Jägersche Schlösschen, das 1590 von dem Geheimrat Melchior Jäger von Gärtringen (gestorben 1611) erbaut worden war. Nach 1745 nutzte Württemberg den Renaissancebau als Amtsgebäude. 1402 verlieh Graf Eberhard III. Schultheiß, Richtern und Bürgern zu Neuffen seinen Hof Bodelsberg zu einem ewigen Zinslehen. 1434 erhielt die Stadt in der gleichen Weise von Ludwig I. und Ulrich V. den Hof zu Winden. Beide Höfe wurden von der Stadt aufgelassen und zur Allmende gezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg neue Wohngebiete im Südwesten (Schützenhaus 1950/54; Schießhausäcker 1958/62), Westen (»Halde« 1962/68), Osten (»Breitenstein« 1968/72) und seit 1975 im Süden (»Stiegeläcker«). Neben Ein- und Zweifamilien- auch Reihenhäuser. Nahe der Eisenbahn im Norden und Nordosten Gewerbegebiete (»Braike« 1950/60, »Taschet-wiesen« 1960, »Hardt« 1964/75).
Historische Namensformen:
  • Nifin 1100 [Kopialüberlieferung 13. Jahrhundert]
  • Niphan
  • Niffen
Geschichte: Neuffen wird im frühen 12. Jahrhundert als Besitz des im Neckargau begüterten Manegold von Sulmetingen (gestorben 1122) fassbar. Er gilt als Erbauer der Burg, nach der sich sein Sohn Egino bereits um 1125 »von Neuffen« nannte. Es liegt nahe, dass die Herren von Neuffen, als sie unter König Heinrich (VII.) den Höhepunkt ihrer Machtstellung erreicht hatten, in den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts Neuffen zur Stadt erhoben. Ende des 13. Jahrhunderts fiel diese mit der Burg an Konrad von Weinsberg, der durch seine Ehe mit Liutgard, der Schwester Bertholds von Neuffen, offenbar bereits über die Hälfte der Herrschaft verfügte. 1301 verkaufte der Weinsberger sie an Graf Eberhard von Württemberg. Die Herren von Neuffen hatten in ihrer Herrschaft alle öffentlichen Befugnisse bis hin zu Grafenrechten ausgeübt, die die Hochgerichtsbarkeit einschlossen. Württemberg trat in die obrigkeitlichen und in die grundherrlichen Rechte seiner Vorgänger ein und verfügte über zwei Dutzend Lehengüter auf Neuffener Gemarkung. Ein weiterer weltlicher Grundherr waren die Schilling von Cannstatt, die seit 1270 in der Stadt präsent waren. Auch andere ritterliche Familien, die wie sie als Burgbesatzung dienten, hatten Grundbesitz in Neuffen, so etwa die von Hörningen (1320), die von Affalterbach (1401), die Schwenzlin von Hofen (1429) oder die von Schlatt (1431). Bedeutender war der Besitz des Klarissenklosters Söflingen, das bereits 1239 Güter in Neuffen erhielt und bis zum 18. Jahrhundert zum größten geistlichen Grundbesitzer dort wurde. Seine Lehenhöfe gelangten 1776 an die Stadt Neuffen. Weitere geistliche Grundbesitzer waren das Esslinger Sankt Katharinenspital bereits seit 1304 und die Kanoniker vom gemeinsamen Leben in Tachenhausen. Seit 1301 war das Schicksal der Stadt Neuffen eng mit demjenigen Württembergs verbunden. Im Reichskrieg musste Neuffen 1312 die Oberhoheit Esslingens anerkennen. 1316 beschworen zehn Neuffener Bürger den Frieden zwischen Esslingen und Württemberg. Erneut wurde Neuffen im zweiten Städtekrieg 1449 von reichsstädtischen Truppen belagert. Bei der Landesteilung 1361 erhielt Graf Ulrich IV. Stadt und Festung Neuffen. 1465 wurde Elisabeth, die Gattin Graf Eberhards des Jüngeren, mit ihrer Morgengabe auf Neuffen versichert. In den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts hatte die Stadt unter den Belagerungen der benachbarten Festung Hohenneuffen und den damit einhergehenden Einquartierungen und Truppendurchzügen zu leiden. Neuffen war seit der Einbeziehung in den württembergischen Herrschaftskomplex Sitz eines gleichnamigen Amtes, das 13 Gemeinden umfasste. Mit der Bildung des Amtes trat an die Stelle des bereits 1269 belegten Schultheißen der landesherrliche Vogt. 1304 sind drei Richter belegt, 1526 umfasste das Stadtgericht zwölf Richter. In dieser Zeit gab es bereits ein Rathaus. 1312 ergaben sich Schultheiß, Richter und Gemeinde der Reichsstadt Esslingen, behielten aber Zoll und Umgeld und wurden vom Hauptrecht befreit, was Württemberg wieder rückgängig machte. Das an der Kapitulationsurkunde überlieferte älteste Siegel der Stadt zeigt den Reichsadler im Schild, darüber als Helmzier die Hifthörner der Stadtgründer. Erst 1567 ist wieder ein städtisches Wappen belegt. Die Hifthörner der Herren von Neuffen im Wappen der Stadt sind schwarz auf goldenem Grund; möglicherweise zeigte das Wappen ursprünglich silberne Hifthörner auf blauem Grund. Beschrieben wurde das Wappen schon 1535 in einem Bericht des Amtes Nürtingen, mit dem das Amt Neuffen seit 1488 vereinigt war. Unter Herzog Ulrich erlangte es wieder eine gewisse Selbständigkeit und einen eigenen Vogt, wurde aber erst 1644 gegen den Widerstand Nürtingens wieder zu einer eigenen Amtskörperschaft. Neuffen blieb bis zur Neugliederung Württembergs durch König Friedrich I. Amtsstadt. Neuffen war bis 1807 württembergische Amtsstadt, 1807 bis 1972 Oberamt bzw. Landkreis Nürtingen. Personen: Melchior Jäger von Gärtringen (1544-1611), einflussreicher Geheimer Rat unter Herzog Ludwig von Württemberg.
Ersterwähnung als Stadt: 1230 [um]
Wirtschaft und Bevölkerung: Mit einem durchschnittlichen Vermögen von 164 Gulden rangierte die Stadt Neuffen nach Balzholz und Linsenhofen an dritter Stelle im gleichnamigen Amt. 1545 wurden 229 Steuerpflichtige verzeichnet. Die Bevölkerungszahl kann auf 1030 Menschen geschätzt werden. Unter Einwirkung der Pest (1610) fiel die Einwohnerzahl Anfang des 17. Jahrhunderts auf 951 (1617) zurück. Noch verheerender wirkte sich der 30-jährige Krieg aus. Von 895 Einwohnern 1634 lebten 1655 noch 432 im Ort (circa 48 Prozent). Der Vorkriegszustand von circa 950 Einwohnern war um 1710 wieder erreicht. 1790 sind 1300, 1802 1441 Einwohner aufgeführt. Während sich die für Ackerbau, Wiesen- und Weidewirtschaft genutzten Flächen nur geringfügig verminderten (1634: 1501 Morgen; 1655: 1437 Morgen) ging der Weinbau, seit jeher Haupterwerbszweig der Neuffener, im 30-jährigen Krieg um die Hälfte zurück. Statt 185 Morgen 1634 waren es nur noch 92 Morgen im Jahr 1655. Weinbau ist in Neuffen seit 1239 bezeugt, als Berthold von Neuffen dem Kloster Söflingen seine dortigen Weinberge verpfändete. Von den vier Keltern gehörten zu Beginn des 16. Jahrhunderts drei Württemberg, die vierte war in Söflinger Besitz (seit 1278). Die noch heute stehende Kelter hinter dem Rathaus in Neuffen wurde 1760 erbaut. 1734 wurde auf einer Fläche von 195 Morgen Wein angebaut. Er wird als »übel bestockt« und dem Wildfraß ausgesetzt beschrieben, was auch für die harten und steinigen Äcker (1151 Morgen) galt. Die an Bergen und Felsen befindlichen Waldungen (802 Morgen) bestanden aus schlechtem Holz. Bereits 1471 erließ die Stadt eine Mühlordnung. Von den vier herrschaftlichen Getreidemühlen wird 1473 die Mühle in der Vorstadt Niederhofen (Untermühle) zuerst erwähnt, 1475 folgt die Mühle in der Stadt. Seit 1465 waren die Kohlberger in die Mühle bei der Sankt Ottilienkapelle, die Einwohner von Erkenbrechtsweiler in die Obere Mühle in Uffhofen gebannt. Eine Schleifmühle ist seit 1469 als des »Muckenhirns Mühle« bezeugt. Um 1800 entstand noch eine Sägmühle talabwärts der Untermühle. 1734 werden 171 steuerpflichtige Gebäude genannt. Das durchschnittliche Vermögen der drei Müller betrug 300 Gulden und lag damit weit über demjenigen anderer zu dieser Zeit bezeugter Handwerker. Ein Markt wird erstmals 1304 erwähnt, 1526 ist zudem ein Martinimarkt genannt. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war Neuffen Ackerbürgerstädtchen; Haupterwerbszweig lange Zeit der Weinbau.

Name: Burg Neuffen - Jägersches Schlösschen (1590)
Datum der Ersterwähnung: 1125

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Während bereits 1269 ein Kaplan zu Neuffen genannt wird, ist die dortige Pfarrkirche seit 1275 bezeugt. Das 1351 belegte Sankt Martins-Patrozinium deutet auf frühere Ursprünge im 8. Jahrhundert hin. Die auf das 14. Jahrhundert zurückgehende gotische Rundpfeilerbasilika wurde beim Stadtbrand 1634 stark beschädigt, als das Dach und die Südseite des Mittelschiffs abbrannten. Erhalten blieb eine Ölbergnische, die die Inschrift »Oberlin Schech, 1504«, trägt. Die Pfarrkirche beherbergt unter anderem Grabmäler der Familie Schilling von Cannstatt, die 1351 eine Sankt Johannespfründe hier stiftete. 1424 verkauften die Schilling einen Zins »aus der Nonnen Haus, daselbst, das früher eine Badstube war«, an den Altar der Heiligen Dreifaltigkeit. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang zur 1304 erwähnten Hofstatt einer Begine Liugard von Balzholz in Neuffen. Die Besetzung dieser und dreier weiterer Kaplaneien an der Martinskirche, nämlich der Maria Magdalenen Pfründe (1430), der Pfründe zu Unserer Lieben Frau (1471) und der Dorotheenpfründe (1482), stand Württemberg zu. Der Inhaber der letzteren hatte sonntags auf dem Hohenneuffen die Messe zu lesen. Ebenso besetzte Württemberg die 1471 auf dem Friedhof errichtete Michaelskapelle, die 1543 in die Nähe der Unteren Mühle verlegt wurde, sowie die außerhalb der Stadt gelegene Sankt Ottilienkapelle (seit 1464) und die erst 1520 erwähnte Sankt Theodorskapelle. Württemberg bezog den großen und den Weinzehnten. Der kleine Zehnt stand mit Ausnahme der genannten Pfründgüter, die der Herrschaft zehnten, der Stadtpfarrei zu. Zu dieser gehörten bis 1520 noch Kohlberg, bis 1521 Balzholz und bis 1706 Erkenbrechtsweiler, das über eine eigene Filialkirche verfügte, wo der Neuffener Diakon predigte. Neuffen gehörte im Mittelalter zum Landkapitel Owen/Kirchheim, seit 1547 zum evangelischen Dekanat Kirchheim und war ab 1586 selbständiges Dekanat für das gleichnamige Amt. Das Pfarrhaus wird 1580 erwähnt. 1533 wurde der Ambrosius Blarer nahestehende Martin Fuchs (gestorben 1542) eingesetzt, der der erste evangelische Pfarrer in Neuffen werden sollte. Während der Reformation wurden sämtliche Kaplaneipfründen durch die Herrschaft eingezogen und an die Stadt verkauft, die in einem der Häuser die Schule einrichtete. Die Maria Magdalenen-Pfründe stand fortan zur Hälfte dem Schulmeister zu. Bis 1536 hatte dieser gleichzeitig noch den Mesnerdienst zu versehen und das Stadtschreiberamt inne. 1446 ist erstmals eine Schule, wohl eine Lateinschule erwähnt, in der der Diakon unterrichtete. 1601 wird ein zusätzlicher Lehrer genannt, als sieben Knaben die Lateinschule und 73 die deutsche Schule besuchten. 1654 beklagte sich der Praezeptor, dass er auch in der deutschen Schule unterrichten musste. Seit 1684 ist neben ihm noch ein Provisor für die deutsche Schule belegt. Seit 1725 tritt ein Mädchenschullehrer auf. Damals gab es zwölf Lateinschüler, die deutsche Schule besuchten im Sommer 40 bis 50, im Winter 57 Jungen und 60 bis 70 Mädchen. Seit 1763 kam noch ein Provisor für die Mädchen hinzu, deren Zahl bald die der Jungen übertraf. 1802 waren es 112 Mädchen neben 109 Jungen. Neben dem 1634 abgebrannten und 1660 wieder aufgebauten Schulhaus wurde vor 1725 auch ein separates Schulgebäude für die Mädchen eingerichtet. Evangelische Pfarrkirche, nach schwerer Beschädigung im 30jährigen Krieg 1647ff. wiederhergestellt, dreischiffige Rundpfeilerbasilika mit breiten Spitzbogenarkaden. Mitte 14. Jahrhundert durch Anfügung des Chors und Umgestaltung des Langhauses aus einem romanischen in einen gotischen Bau umgewandelt. Mittelschiff flachgedeckt, nicht eingezogener, kreuzrippengewölbter Polygonalchor. Gotische Westfassade. Der Turm am Chor in unverputztem Fachwerk. Katholische Behelfskirche 1950; Pfarrei zum Hl. Michael seit 1968.
Patrozinium: Hl. Martin
Ersterwähnung: 1351

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