Lenningen 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.lenningen.de
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Einwohner: 7955
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 192.0
Max. Höhe ü. NN (m): 829.4
Min. Höhe ü. NN (m): 391.42
PLZ: 73252, 73266

Die sich aus sieben Ortsteilen zusammensetzende Gemeinde im äußersten Südosten des Landkreises Esslingen greift, dem Oberlauf der Lauter folgend, vom Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb auf die Albhochfläche hinauf. Dort, auf der Schopflocher Alb, die zu den Teck-Randhöhen der Mittleren Kuppenalb gehört, erreicht die Gemeinde mit 830 m über NN (Brucker Hölzle) ihre größte Höhe. Im Albvorland (Lauter-Lindach-Randbucht) fällt sie bis auf rd. 393 m an der Lauter ab. In ausgedehnten Arealen stehen Vegetations- und geologischen Besonderheiten (Karstquellen, Höhlen, imposanten Malmfelsen) des Albtraufs unter Naturschutz (‚Oberes Lenninger Tal‘, ‚Teck‘, ‚Tobeltal‘), genauso wie auf der Albhochfläche das ‚Schopfloche Moor‘, das einzige Hochmoor auf dem schwäbischen Karst. Es entstand über einem verwitterten Vulkanschlot. Das Oberflächenwasser versickert sonst sofort und tritt erst am Albfuß mit stark sprudelnden Quellen zutage. Die hohe Wasserkraft der Lauter bestimmte die Entwicklung der Orte durch die Anlage früher Industrie, insbesondere der seit 1892 bestehenden, großen Papierfabrik in Oberlenningen, wo auch das Rathaus steht. Das hier angesiedelte, mehrfach vergrößerte Schulzentrum sowie die Einkaufsmöglichkeiten in den Talorten machen die Gemeinde zum Kleinzentrum mit starker Fremdenverkehrskomponente (in Gutenberg und Schopfloch). Die Industrie-Wohngemeinde mit hohem Auspendleranteil wird von der vielbefahrene der B465 (Kirchheim-Biberach) durchzogen. Seit 1899 ist Oberlenningen Endpunkt der von Kirchheim kommenden Teckbahn. Nach 1806 gehörten alle Teilorte zum Oberamt Kirchheim und kamen 1938 an den Landkreis Nürtingen, 1973 dann zum Landkreis Esslingen.

Lenningen, das sich aus den sieben Ortsteilen Brucken, Unterlenningen, Hochwang, Oberlenningen, Schlattstall, Gutenberg und Schopfloch zusammensetzt, ist mit 41,44 Quadratkilometern flächenmäßig die drittgrößte Gemeinde des Landkreises. Sie liegt in dessen äußerstem Südosten, wo sie an die Landkreise Reutlingen und Göppingen grenzt. Die Entfernung zur Kreishauptstadt von der Ortsmitte Unterlenningen aus beträgt 24 Kilometer, nach Kirchheim unter Teck 12 Kilometer Luftlinie. Nachbargemeinden sind, neben Neidlingen, Bissingen an der Teck, Owen und Erkenbrechtsweiler, im Landkreis Reutlingen die Gemeinden Grabenstetten und Römerstein sowie im Landkreis Göppingen die Stadt Wiesensteig. Der Landesentwicklungsplan ordnet Lenningen als Randzone um den Verdichtungsraum ein. Das Gemeindegebiet reicht von Brucken im Lenninger Lautertal bis zum Schopflocher Moor beziehungsweise Grauen Stein auf der Hochfläche der Schopflocher Alb. Dieser Teil der Alb einschließlich des oberen Lenninger Tals samt Seitentälern gehört den Teck-Randhöhen der Mittleren Kuppenalb an, während das untere Lenninger Tal bis zur Verengung bei Oberlenningen noch zum Naturraum Kirchheimer Becken gerechnet wird. Das Hauptgewässer bildet die Lauter, eine Vereinigung der im Talschluss von Gutenberg entspringenden Weißen Lauter mit der Schwarzen Lauter des Schlattstaller Tals. Westlich Gutenbergs mündet zudem das quellenreiche Donntal und bei Oberlenningen das Tobeltal ein, die größten, ganzjährig Wasser führenden Zuflüsse im oberen Lautertal. Ihnen verdankt die Lauter, die unterhalb von Brucken bei 395 Meter über Normalnull das Gemeindegebiet verlässt (tiefster Punkt), ihre enorme Wasserführung. In vielen Seitenschluchten wie dem Hirsch-, Schmal- und Kellental fließt dagegen nur sporadisch Wasser. In der Gemeinde ist die Albhochfläche durch die Schopflocher Berghalbinsel bereits stark aufgelöst, da sie im Norden vom Gießnaubach im Bissinger Tal, im Nordosten von der Lindach im Neidlinger Tal und im Osten vom Hasental, der Fortsetzung des obersten Filstales, angeschnitten wird. Einzelne ihrer Kuppen überschreiten mehrfach 800 Meter über Normalnull (zum Beispiel Asch, 822 Meter und Oberreute, 827 Meter). Den höchsten Punkt der Gemeinde und damit zugleich das Höhenmaximum des Landkreises Esslingen erreicht sie mit 830 Meter über Normalnull im Brucker Hölzle an der Grenze nach Bissingen-Ochsenwang. Über 400 Meter beträgt also der Höhenunterschied zwischen Albhochfläche und Lenninger Tal. Das Tal wird ringsum von steilen, mit Buchenwald bedeckten Hängen umrahmt. Eine Kette von Felsen markiert häufig den Albtrauf wie im Tobeltal (Mittagsfels, Tobelfelsen, Wielandstein) oder im Talschluss von Gutenberg (Gärtles-, Wasser-, Reiter- und Mädlesfels, Schwarze und Kesselwand). Auch ein Teil des Teckbergs mit dem Gelben Fels gehört zu Lenningen. Der geologische Aufbau wird überwiegend vom Oberjura (Weißjura) bestimmt. Einzig in Schlattstall sind im Landkreis alle Oberjuraschichten in einem durchgängigen Profil vorhanden. Auf die Impressamergel, ehedem als Weißjura alpha bezeichnet, folgen Wohlgeschichtete Kalke, Lacunosamergel, Untere und Obere Felsenkalke, Liegende Bankkalke, Zementmergel, Hangende Bankkalke sowie die Ausbildung als Unterer und Oberer Massenkalk (Weißjura beta bis zeta). Die Felsen am Albtrauf bestehen meist aus Massenkalken. Einblicke in den Unteren Massenkalk (Weißjura delta–epsilon) gewährt der aufgelassene Steinbruch im Gewann Ulrichshalde (neben dem Naturschutzzentrum Schopfloch). Die tieferen Hangbereiche im Lenninger Tal sind fast überall mit Oberjura-Hangschutt bedeckt. Bach- und Quellkalke (Kalktuff) füllen vielerorts die Sohlen des Donn- und Lautertals aus (nicht jedoch die Talsohle der Schwarzen Lauter), da hier die stark sprudelnden Karstquellen sehr viel gelösten Kalk aus dem Innern der Alb mitführen, den sie oberirdisch wieder abscheiden. Auffallende Terrassen und Stufen bildet der Kalktuff in und unterhalb von Gutenberg sowie im Donntal. Dicke Kalktuffpolster sind auch am Quellaustritt im Rinnenwald bei Oberlenningen zu sehen, wo das Quellbächlein in einer stetig wachsenden Kalktuffrinne fließt. In den tiefsten Lagen der Gemeinde, bei Brucken und Unterlenningen, werden noch die oberen Mitteljuraschichten angeschnitten, sofern sie nicht unter Hangschutt liegen. Der Bühl bei Brucken, ein rundlicher Berg mit einem Sockel aus Mitteljuraschichten, ummantelt von Hangschutt, trägt eine Kappe aus Impressamergeln (Weißjura alpha). Er ist von drei ihn umfließenden Bächen, Weppach, Ehnisbach und Lauter, herauspräpariert worden. Aufgrund der tiefgreifenden Verkarstung ist die Albhochfläche nahezu wasserlos. Die Bäche verschwinden in den Klüften des Kalkgesteins und treten erst in den Quellen des Lenninger Tals wieder zutage. Auf dem Weg durch den Albkörper löst das Wasser den Kalk, weitet Klüfte zu Spalten, Gängen und schließlich zu Höhlen, von denen im Gemeindegebiet mehrere Dutzend bekannt sind, zum Beispiel Gutenberger und Gußmannshöhle, Mondmilch-, Schlattstaller und Gustav-Jakobs-Höhle, Höllloch am Konradfels, Kesselfinkenloch oder Veronikahöhle an der Teck. Typische Zeichen der Verkarstung sind auch Trockentäler und Dolinen. Einmalig ist das Trockental zwischen Pfulb und Grauem Stein, ein von beiden Seiten geköpfter Rest eines zur Ur-Lone und damit donauwärts gerichteten Tales. Lauter, Fils und Lindach haben das alte Tal angeschnitten und seines Ober- und Unterlaufs beraubt. Lehmeinschwemmungen in den Trockentälern und Senken der Albhochfläche bewirken, dass sich begrenzt auch Wasser stauen kann wie in der Binsenlache im Trockental der Pfulb. Wasser gibt es auch im Schopflocher Moor, dem einzigen Hochmoor auf der Schwäbischen Alb, von dem allerdings nur noch Reste erhalten sind. Es hat sich auf einer wasserstauenden Lehmschicht über einem Vulkanschlot gebildet. Dolinen sind am eindrucksvollsten rund um das Schopflocher Moor erhalten, wo am Übergang vom Vulkantuff zum Kalkstein überschüssiges Wasser aus dem Moor versickert. Das auf der Albhochfläche versickernde Wasser tritt in dutzenden von Karstquellen im oberen Lenninger Tal wieder aus (Weiße und Schwarze Lauterquelle, Goldloch, Höllsternbröller). Die Schüttung unterliegt im Jahreslauf großen Schwankungen. Am meisten Wasser erscheint mit der Schneeschmelze oder nach heftigen Regenfällen, während in Trockenzeiten manche Quellen ganz versiegen. Wasserreichtum im Lenninger Tal und Wasserarmut auf der Albhochfläche haben die Wasserversorgung früher vor große Probleme gestellt. Heute gründet sie sich auf Fernwasser (Landeswasser aus Ostwürttemberg) und eigenes Wasser aus der Rotlehen- und Kalkgrabenquelle im Lenninger Tal. Da das Einzugsgebiet dieser Quellen bis weit auf die Albhochfläche reicht, ist ein Großteil der Gemeinde Wasserschutzgebiet. Neben dem Schopflocher Moor gibt es noch mehr als ein Dutzend andere Vulkanschlote in der Gemeinde. Auffallend sind der Bergkegel der Sulzburg bei Unterlenningen mit Oberjurabrocken im Vulkantuff und der am Steilhang herausgewitterte Konradfels bei Oberlenningen. Weitere Vulkanschlote, stellenweise mit Aufschlüssen, befinden sich am Roßbühl bei Brucken, in der Umgebung des Engelhofs (drei Schlote), im Talschluss bei Gutenberg (fünf Schlote) und im hintersten Donntal (zwei Schlote). Einige Vulkantuff-Vorkommen werden von der Gemeinde nur randlich erfasst, so am Sattelbogen, am Halsenbrünnele und im Schlattstaller Tal. Im Vergleich zu anderen Landkreisgemeinden ist Lenningen sehr waldreich und wenig zersiedelt (11 Prozent überbaute Flächen). Wald (42 Prozent) und landwirtschaftliche Nutzfläche (46 Prozent) halten sich fast die Waage. Bewaldet sind vor allem die Steilhänge des Lenninger Tales, aber auch Teile der Hochfläche, wo sich Wald, Wiesen und Äcker abwechseln. Ackerland und Grünland stehen in der Gemeinde im Verhältnis 1:3. Im Lenninger Tal gibt es viele Streuobstwiesen, auf der Albhochfläche findet man Obstbäume fast nur in Ortsnähe. Größere Ackerflächen liegen nordwestlich von Krebsstein, Wiesen prägen das Trockental der Pfulb. Auf den magersten Böden sind hier und da noch Schafweiden (Heiden, an wenigen Stellen auch mit Wacholder) erhalten. Die vielfältige, reizvolle Landschaft ist im Gemeindegebiet außerhalb der Siedlungen nahezu ganz unter Landschaftsschutz gestellt. Mit dem fast 600 Hektar großen Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern und den Naturschutzgebieten Tobeltal mit Mittagsfels und Wielandstein, Schopflocher Moor und Teck wurden naturkundlich bedeutende Gebiete zusätzlich gesichert. Der Albtrauf und Teile der Albhochfläche sind zudem Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000, die Gemeinde ist zudem vollständig Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, das von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt wurde. Der Bannwald im hinteren Donntal sowie die Schonwälder in der Schrecke und am Teckberg bewahren seltene Waldgesellschaften. Dazu kommen mehr als 30 Naturdenkmale, vor allem Felsen (Konradfels bei Oberlenningen), Höhlen, Quellen und Feuchtgebiete (Kalktuffrinne, Binsenlache), Magerrasen (Buchenrain bei Schopfloch) und Bäume. Dem Touristen stehen zahlreiche Wanderwege, naturkundliche Lehrpfade und das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb offen. Hoch geschätzt sind Aussichtspunkte, Höhlen und Burgen wie Mittagsfels, Wasserfelsen, Gutenberger Höhlen, Goldloch, die Ruinen Sperberseck, Wielandstein, Rauber und Sulzburg sowie im Winter Skilifte und Langlaufloipen bei Schopfloch.

Alle damals noch selbständigen Gemeinden gehörten ab 1806 zum Oberamt Kirchheim und wurden bei dessen Auflösung 1938 dem neuen Landkreis Nürtingen zugeschlagen. Im Zuge der Verwaltungsreformen mussten 1819 die Stäbe Gutenberg und Oberlenningen aufgelöst werden, die Gemeinden wurden dem Oberamt direkt unterstellt. Schlattstall konnte selbständig werden. Zwischen 1850 und 1858 lösten alle Gemeinden die noch bestehenden Zehntrechte ab. Wenige Einkünfte bezogen außerdem die Hospitäler Kirchheim und Urach, das Kameralamt Wiesensteig sowie die Familien der Grafen Degenfeld zu Eybach und die Thumb zu Neuburg, die letzten beiden nur aus Bruckener Gütern. 1937 nahmen Brucken und Unterlenningen Eingliederungsverhandlungen auf. Im Mai 1938 übernahm der Unterlenninger Bürgermeister Hans Gelchsheimer die Geschäftsführung bis zum Vollzug der Eingliederung Bruckens in die Gemeinde Unterlenningen am 1. April 1939. Zwei zusätzliche Gemeinderäte und ein Beigeordneter vertraten seither die Belange der Gemeinde Brucken in der Gesamtgemeinde. In Schopfloch gab es 1848/49 zwar Interesse an demokratischen Veranstaltungen, wie der Versammlung aus dem Oberamt Kirchheim in der Torfgrube 1849, aber keine Teilnahme am revolutionären Geschehen. Allerdings hatte die Demokratisierung Auswirkungen auf die Schopflocher Gemeindekollegien, indem die Reduzierung der Tagegelder für Schultheiß und Gemeinderäte beschlossen wurde. Aus Unterlenningen nahm 1849 der Lehrer Karl Hütter am Freischarzug von Kirchheim nach Wiesensteig teil, floh anschließend in die Schweiz und wurde 1850 in Abwesenheit zu einer Zucht- und Arbeitshausstrafe verurteilt. Nach Kriegsende und Ende der Monarchie 1918 befürchteten Oberlenningen und Schlattstall, dass im Fall von Aufruhr und fremder Besatzung die Kirchheimer Polizeimannschaft nicht ausreichen würde. Deswegen stellte Oberlenningen eine Bürgerwehr auf. Gutenberg und Krebsstein regelten 1854 in einem Ortsstatut ihre Verwaltung, Krebsstein erhielt den Status einer Teilgemeinde mit der Vertretung durch einen Anwalt. 1935 wurde die Teilgemeinde Krebsstein durch Gesetz aufgehoben. Lenningens Wähler stimmten zwischen 1871 und 1912 in der Regel mehrheitlich für die konservative Deutsche Partei. Deren Platz nahm von 1878 bis 1881 die nationalliberale Deutsche Reichspartei ein. Auf den zweiten Platz kam bis 1890 die linksliberale Volkspartei, die 1890 bis 1898 in Gutenberg, Schlattstall und Schopfloch sogar die meisten Wähler auf sich vereinigen konnte. Ab 1907 verlor die Volkspartei zugunsten der SPD an Stimmen. Für die SPD stimmten 1874 erstmals in Unterlenningen 5,6 Prozent der Wähler, ein deutliches Zeichen für die Industrialisierung der Gemeinde. 1881 konnte die SPD in Schlattstall 26,7 Prozent der Stimmen erreichen, in Oberlenningen dagegen nur 1,4 Prozent. Auch dies war ein deutliches Zeichen für die starke Beschäftigung der Schlattstaller in Industriebetrieben. In Gutenberg und Schopfloch stimmten 1884 nur wenige für die SPD, während sie 1912 in Gutenberg, Schlattstall und Unterlenningen stärkste Partei wurde. Der Württembergische Bauernbund erreichte 1912 in Schopfloch auf Anhieb die meisten Stimmen, in anderen Gemeinden musste er sich mit dem dritten Platz begnügen. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung 1919 wurde die SPD in Brucken, Gutenberg, Oberlenningen, Schlattstall und Unterlenningen stärkste Partei mit 35 bis 73 Prozent der Stimmen. In Schopfloch erreichte der Bauern- und Weingärtnerbund mit 43,5 Prozent den ersten Platz, die SPD mit 28,2 Prozent den zweiten Platz. Bauern- und Weingärtnerbund und Deutsche Demokratische Partei wechselten sich in allen anderen Gemeinden auf Platz zwei oder drei ab. Lediglich in Brucken erhielt auch die USPD 2 Prozent Wählerstimmen. Zwischen 1919 und 1932 waren die SPD und die Kommunisten in den Industriegemeinden Brucken, Oberlenningen und Unterlenningen stark vertreten. 1928 konnten die beiden linken Parteien auch Schlattstall erobern. 1924 erreichten in Gutenberg, Schlattstall und Schopfloch der Völkisch-soziale Block und der Bauern- und Weingärtnerbund die meisten Stimmen. Lediglich der Bauern- und Weingärtnerbund konnte in Schopfloch seinen hohen Stimmenanteil auch gegenüber der NSDAP halten. Der Völkisch-soziale Block verlor zunehmend Stimmanteile und wurde bedeutungslos. Seit 1928 war die NSDAP mit sehr unterschiedlichen Stimmanteilen in allen Gemeinden vertreten. Bis 1932 schaffte sie es, in Gutenberg, Oberlenningen, Schlattstall und Unterlenningen die meisten Stimmen zu erreichen. 1932 stimmten in Brucken nur 14 Prozent und in Schopfloch 26 Prozent für die NSDAP. In Brucken hielt sich 1932 die Mehrheit der SPD und der Kommunisten, während in Schopfloch der Bauern- und Weingärtnerbund 45 Prozent der Stimmen erhielt. Bei der Neubesetzung der Gemeinderäte wurden in Brucken, Gutenberg, Oberlenningen und Schlattstall nur Räte der NSDAP ernannt. In Schopfloch und Unterlenningen hatte die NSDAP zwar die Mehrheit im Gemeinderat, musste aber jeweils zwei Vertreter des Bauern- und Weingärtnerbunds (Schopfloch) und der SPD (Unterlenningen) tolerieren. Die beiden SPD-Mitglieder in Unterlenningen wurden im Juli 1933 ihres Mandats enthoben. Während sich in Ober- und Unterlenningen Ortsgruppen der NSDAP bildeten, reichte die Mitgliederzahl in Gutenberg, Schlattstall und Schopfloch 1935 nur für die Gründung eines NSDAP-Stützpunkts aus. Der Gutenberger NS-Stützpunktleiter Wilhelm Weick gründete zusammen mit dem Ötlinger Pfarrer Heinrich Schlipf die Ortsgruppe Kirchheim der Deutschen Christen. Statt Straßen umzubenennen, spendete Oberlenningen im August 1933 der Partei zur Förderung der nationalen Arbeit und zur Ehrung verdienter Kämpfer 500 RM. In Unterlenningen benannte der Gemeinderat im Juni 1933 die Schulstraße in Adolf-Hitler-Straße um und im April 1936 neue Straßen in der Siedlung Kirschlatt nach Horst Wessel und Wilhelm Gustloff. In Gutenberg verstarb 1933 Bürgermeister David Hink. Sein Nachfolger Friedrich Gölz wurde zugleich Bürgermeister für Schopfloch, weil dort Bürgermeister Gottlieb Wiedmann im Herbst 1933 wegen »politischer Unzuverlässigkeit« seines Amtes enthoben wurde. Die Bürgermeister in Brucken, Oberlenningen und Schlattstall blieben in ihren Ämtern, während der Unterlenninger Bürgermeister Ludwig Raichle wegen mangelhafter Amtsführung im August 1933 entlassen wurde. Sein Nachfolger wurde der bisherige Owener Stadtpfleger Hans Gelchsheimer. Nachdem der Schlattstaller Bürgermeister David Ranzenbach 1938 in den Ruhestand ging, führten die Beigeordneten Gottlob Steudle und Karl Treyz die Geschäfte bis Kriegsende. Gegen die Nationalsozialisten erhob sich vor allem kirchlicher Widerstand in Gutenberg unter Pfarrer Max Groß und aus den Reihen der Bekennenden Kirche durch Pfarrer Eduard Mildenberger in Schopfloch sowie Pfarrer Julius von Jan in Oberlenningen. Oberlenningens Gemeinderäte beurteilten von Jans Äußerungen schon 1937 als Hetze und versagten zum Beispiel die Überlassung eines Raums für die Kinderlehre. Nach der Reichspogromnacht rief Julius von Jan in seiner Bußtagspredigt Volk und Kirche zur Buße für die Verbrechen am jüdischen Volk auf. Daraufhin fand am 25. November 1938 eine sogenannte Protestkundgebung von SS-Leuten in Zivil aus Nürtingen und Umgebung vor dem Pfarrhaus statt, in Folge derer Julius von Jan misshandelt und schließlich in das Amtsgerichtsgefängnis nach Kirchheim gebracht wurde. Nachdem Oberlenninger Bürger, vor allem Frauen, ihm vor dem Gefängnis im Dezember 1938 Choräle sangen, wurde er im Februar 1939 in das Gestapo-Gefängnis nach Stuttgart überführt. Bis er 1945 nach Oberlenningen zurückkehren konnte, wirkte von Jan nach der Haftentlassung 1940 in Bayern und wurde 1943 zur Wehrmacht eingezogen. Auswirkungen des Krieges bekamen die Einwohner aller Gemeinden zuerst in Form von rund 460 Evakuierten aus Stuttgart, Essen, dem Rheinland, dem Ruhrgebiet und dem Saarland zu spüren. Fremdarbeiter aus Frankreich, Russland, Polen, Jugoslawien und der Slowakei waren in Gutenberg, Ober- und Unterlenningen eingesetzt worden. Bombenangriffe und Beschuss erlebten alle Gemeinden seit dem 20. April 1945, als die Gemeinden Brucken und Schopfloch von Jagdbombern angegriffen wurden. Zuerst wurde Schopfloch am 21. April 1945 aus Richtung Hepsisau her besetzt. Am 22. April 1945 marschierten die Amerikaner aus dem Tiefental heraus nach Gutenberg und gleichzeitig von Owen her in Brucken, Unterlenningen und Oberlenningen ein. Schlattstall übersahen die Truppen zuerst, verbrachten aber ab dem 23. April 1945 dort einen Tag mit der Belagerung der schließlich gesprengten Grabenstettener Steige. Oberlenningen wurde kampflos übergeben, weil die abziehende deutsche Truppe sich der internationalen Verwicklungen bewusst war, die ein Austritt von Chlorgas der Papierfabrik Scheufelen bei einem Angriff nach sich gezogen hätte. Die größten Schäden an Gebäuden entstanden in Brucken (13 Häuser abgebrannt), Unterlenningen (13 Häuser abgebrannt und 45 schwer beschädigt) und in Schopfloch (acht Gebäude zerstört, 102 beschädigt). Insgesamt kamen rund 20 Menschen ums Leben, davon zwei deutsche Soldaten. Der Lehrer und der Ortsgruppenleiter aus Unterlenningen begingen mit ihren Familien beim Einmarsch Selbstmord. Im Mai 1945 wurden in allen Gemeinden die Bürgermeister und Gemeinderäte entlassen. Gutenberg und Schopfloch behielten bis 1946 einen gemeinsamen kommissarischen Bürgermeister, danach wählten beide Gemeinden wieder einen eigenen Bürgermeister. In Gutenberg, Oberlenningen und Schlattstall amtierte der jeweils 1948 gewählte Bürgermeister bis zum Ruhestand Mitte der 1960er Jahre. Von den danach gewählten Herren wurde der Oberlenninger Bürgermeister Gerhard Schneider zum Bürgermeister der neuen Gemeinde Lenningen gewählt. Der Gutenberger Kurt Steudle blieb bis 1989 Ortsvorsteher. In Schopfloch übte der 1955 gewählte Johannes Schlatter nach 1975 das Amt des Ortsvorstehers bis 1987 aus. Helmut Grau, der Unterlenninger Bürgermeister, amtierte von 1948 bis 1974. Bei den Gemeinderatswahlen 1946 stellten sich nur in Gutenberg, Oberlenningen und Unterlenningen künftige Räte über Vorschlagslisten zur Wahl, die aber keinen Parteien entsprachen. In Oberlenningen nannten sich die Listen Allgemeine Bürgervereinigung, die eher der CDU nahe stand, und Allgemeine Wählergruppe, die der SPD vergleichbar war. Zur Unterbringung von ehemaligen Zwangsarbeitern richtete das Flüchtlingshilfswerk UNRRA in Oberlenningen seit Oktober 1945 in 15 beschlagnahmten Häusern der Hauff- und Uhlandstraße ein Lager für 450 Displaced Persons ein. Von 1945 bis August 1946 wurden dort Polen untergebracht, danach bis zur Auflösung im Juni 1947 Litauer. Mit dem demokratischen Neuaufbau nach 1945 zeigten die Lenninger bei den Bundestagswahlen ein konservatives Wahlverhalten. Bei den Bundestagswahlen seit 1949 war stets die CDU führend, sie erreichte ihr höchstes Ergebnis 1983 mit 53,8 Prozent der Stimmen. Die SPD konnte nicht an die guten Ergebnisse der Vorkriegswahlen anknüpfen, ihr blieb der zweite Platz mit höchstens 39,2 Prozent der Stimmen (1972). Die FDP wurde drittstärkste Kraft, gefolgt von der GB/BHE, Bündnis90/GRÜNE und Der Linken. Rechts- und linksradikale Parteien blieben unter 2 Prozent der Stimmen. Bei den Landtagswahlen war die SPD von 1952 bis 1960 stärkste Kraft mit 37,5 Prozent bis 43,9 Prozent der Stimmen. Ab 1964 votierten die Lenninger bis 2006 mehrheitlich für die CDU, die SPD wurde zweitstärkste Kraft. Die FDP erreichte den dritten Platz. Auf den weiteren Plätzen folgten die BHF mit 19 Prozent (1952), Bündnis90/GRÜNE mit 10,4 Prozent und die KPD mit 2,8 Prozent. Die rechtsradikale Partei NPD erreichte 1968 14,5 Prozent, die rechtskonservativen Republikaner 1992 sogar 21,5 Prozent. Der Papierfabrikant Dr. Klaus H. Scheufelen arbeitete bis 1971 parteipolitisch aktiv als Vorsitzender der CDU Nordwürttemberg auch an der Lösung bundespolitischer Entscheidungen. Auf seine Initiative kam Kurt Georg Kiesinger als Ministerpräsident nach Baden-Württemberg. Scheufelen galt als Wegbereiter der Koalitionen mit der FDP in Baden-Württemberg und der Großen Koalition von 1966–1969 auf Bundesebene. Im Zuge der Kreisreform wurden alle bis dahin noch selbständigen Gemeinden 1973 dem neugebildeten Landkreis Esslingen eingegliedert. Das Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden von 1968 setzte Verhandlungen zwischen Oberlenningen und Schlattstall in Gang, die in der Eingemeindung Schlattstalls zum 1. Januar 1971 nach Oberlenningen endeten. Im Verlauf des weiteren Verfahrens unterbreitete der Oberlenninger Bürgermeister Gerhard Schneider 1972 den Gemeinden Unterlenningen, Gutenberg, Schopfloch und Erkenbrechtsweiler das Angebot, Verhandlungen zur Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft oder über die Eingemeindung aufzunehmen. Gutenberg lehnte Verhandlungen ab, Schopfloch wollte sich mit Ochsenwang zusammenschließen. Die Zielplanung des Innenministeriums von 1973 sah die Bildung einer Gemeinde Oberlenningen mit Unterlenningen, Gutenberg und Schopfloch mit einer Ortschaftsverfassung für Gutenberg und Schopfloch sowie einen Gemeindeverwaltungsverband mit Owen und Erkenbrechtsweiler vor. Ende Januar 1974 stimmten bis auf Schopfloch alle Gemeinden in Bürgeranhörungen der Zielplanung zu. Nachdem auch Schopfloch im Mai 1974 zustimmte, konnte die Vereinigung zur Gemeinde Lenningen zum 1. Januar 1975 in Kraft treten. Die Hauptsatzung der Gemeinde legt eine Ortschaftsverwaltung für Gutenberg und Schopfloch ebenso fest, wie eine Verteilung der Sitze im Gemeinderat an alle sieben Ortsteile. Zum Bürgermeister wurde 1975 Gerhard Schneider gewählt, der bis 1999 amtierte. Seither bestimmt Michael Schlecht die Geschicke in Lenningen. Der 2004 gewählte Gemeinderat setzt sich aus acht Räten der Allgemeinen Wählervereinigung (AWV), acht Räten der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWV), zwei Mitgliedern der Freien Frauenliste Lenningen, zwei Mitgliedern der Grünen Alternativen Liste Legal und einem Vertreter der Unabhängigen Bürger Lenningen (UBL) zusammen. Die Gemeinde umfasste 2007 eine Markung von 4144 Hektar und hatte 8795 Einwohner, davon waren 12,5 Prozent Ausländer. Seit 1988 pflegt Lenningen die Partnerschaft mit der Gemeinde Pouilly-en-Auxois in Burgund. Bei den Europawahlen bestätigten sich die Ergebnisse zugunsten der CDU an erster Stelle. 2004 konnte die CDU 45,4 Prozent der Stimmen erreichen, die SPD 19,3 Prozent, Bündnis90/GRÜNE 10,3 Prozent, die FDP 6,7 Prozent und sonstige Parteien 18,4 Prozent.

Wappen von Lenningen

In Blau über einem von Schwarz und Gold (Gelb) mit Teilungen schräg gerauteten Schildfuß ein in Form einer Acht geschlungener silberner (weißer) Lindenzweig, von dem beiderseits je drei silberne (weiße) Blätter ausgehen.

Beschreibung Wappen

Die teckschen Rauten im Schildfuß des Wappens der am 1. Januar 1975 gebildeten Gemeinde erinnern an die gemeinsamen historischen Beziehungen ihrer Ortsteile zu den Herzögen von Teck. Von den Linden in den früheren Wappen von Gutenberg und Unterlenningen ist der Lindenzweig abgeleitet. Wegen seiner alten Schreibungen „Lendi" und „Lendingen" wurde der jetzige Gemeindename schon bei einem volksetymologischen Deutungsversuch des 16. Jahrhunderts mit Linden in Verbindung gebracht. Die verschlungene Form des Lindenzweigs wird als Hinweis auf die Zusammengehörigkeit der Gemeindeteile verstanden. Das Landratsamt hat das Wappen und die Flagge am 15. August 1977 verliehen.

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