Freudenstadt - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1601

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der streng regelmäßige Stadtgrundriß von H. Schickhardt auf der Buntsandsteinplatte zwischen Forbach- und Glattal ist ein Musterbeispiel einer fürstlichen Stadtgründung der Neuzeit. Sein Zentrum bildet ein etwa 5 Hektar großer, fast quadratischer Platz (220 x 215 m). Auf allen Seiten umgeben ihn parallele Häuserzeilen, die durch je eine Straße in der Mitte rechtwinklig durchbrochen sind. Auch die Hausgrundstücke hatten einheitliche Größe. Die Ecken gegen den zum Forbachtal abfallenden Hang begrenzen seit der Gründungszeit zweiflügelige Winkelbauten, die Stadtkirche und das ehemalige Kauf- und Rathaus (1953 als Landratsamt wiederaufgebaut). Seit Ende des 19. Jahrhunderts starkes Wachstum durch den Fremdenverkehr. Ab 1880 Bahnhofsviertel im Osten, ab 1890 Kurviertel mit Hotels, Erholungsheimen und Villen im Süden beiderseits der Lauterbadstraße, ab 1900 weiteres Wohnviertel im Norden um den Stadtbahnhof. Kurz vor dem 2. Weltkrieg Villenviertel zwischen Kurgebiet und Bahnhofsviertel. 1945 fast völlige Zerstörung des Stadtkerns. Bis 1954 Wiederaufbau auf dem alten Grundriß, nur haben die Arkadenhäuser um den Marktplatz jetzt Traufstellung statt der früheren Giebelstellung. Auf dem Platz selbst Postamt, Busbahnhof und Stadthaus, die Westhälfte Grünanlagen. Weiteres rasches Wachstum der Stadt: im Оsten Ziegeltalsiedlung und Manbachsiedlung vor 1960, Gewerbegebiet zwischen В 28 und Murgtalbahn (übergreifend auf der Gemarkung Wittlensweiler) ab 1960, Wohnhochhaus an der В 28 (1968); im Norden Wohngebiet mit Schul- und Sportzentrum (erster Bauabschnitt 1968), Hotelviertel mit Hochhaus am Waldrand (1970) und Kreiskrankenhaus mit Schwesternwohnhochhaus (1976); an der Lauterbadstraße Kurhaus und Kurpark (1953); an der Straßburger Straße Kurmittelhaus (1971), auf dem Kienberg Kuranlagen (1961); im Südosten neue Wohn- und Hotelbauten bis herab zur Kinzigtalbahn (ab 1970).
Historische Namensformen:
  • Friedrichsstadt 1601
Geschichte: 1601 Freudenstadt, Name wohl anläßlich der Gründung vom Bauherrn verliehen, gelegentlich nach diesem auch Friedrichsstadt genannt. Herzog Friedrich gründete 1599 auf der Passhöhe oberhalb Christophtals und an der alten Kniebisstraße die neue Stadt zur Förderung des dort betriebenen Bergbaus und zur Aufnahme von Religionsflüchtlingen. Der nach den Wünschen des Herzogs abgeänderte Stadtplan von Heinrich Schickhardt zeigt einen mühlbrettförmigen Grundriß mit ursprünglich 5 Häuserzeilen um einen übergroßen Marktplatz, auf dem über Eck ein Schloßbau errichtet werden sollte; er kam nie zur Ausführung. In der Mitte des Platzes kreuzten sich die beiden Straßen, die die Stadt in Viertel teilten. Die Ecken des Marktes sollten durch stattliche Winkelhakenbauten betont werden, von denen aber nur die Stadtkirche und das Kauf- und Rathaus (1602/09, 1632 abgebrannt, 1668/72 Neubau nur als Rathaus an anderer Stelle) errichtet wurden. Die zunächst für 500 Hofstätten (etwa 5000 Seelen) geplante Stadt erwies sich als zu groß, daher der Plan 1608 auf vier Zeilen reduziert. Pläne des Stadtgründers zur Befestigung wurden erst unter Herzog Eberhard III. wieder aufgenommen; auf dem Gelände der größtenteils wüstliegenden 4. (und 5.) Häuserzeile begann man eine unregelmäßige Achteckanlage mit 8 Bollwerken und 4 Toren. Sie blieb nach dem Tod Eberhards (1674) unvollendet, zumal ihr Verteidigungswert umstritten war. Ihre Tore wurden 1871-1881 abgebrochen, die Wallanlagen bereits seit 1830 zur Stadterweiterung freigegeben, was zum Teil die Fünfzeiligkeit der frühen Stadtanlage wiederbrachte. Der Marktplatz war umgrenzt von einzelstehenden kleineren giebelständigen Häusern, deren Untergeschosse sich in Arkaden öffneten. Er wurde zu großen Teilen im 17./18. Jahrhundert von der Bürgerschaft für Gärten, Schuppen und dergleichen genutzt. Damals entstanden auch die Brunnen und das Oberamtsgebäude (1784) auf dem Platz. Totale Zerstörung vor allem der Altstadt am 16./17. 4. 1945 vor und nach der Einnahme durch französische Truppen. Die Stadt Freudenstadt war zunächst herzogliches Kameralgut, trat 1618 der Landschaft bei. Seit Gründung war Freudenstadt Amtsstadt eines der kleinsten württembergischen Ämter. 1759 zum Oberamt erhoben, gewann es seine eigentliche Bedeutung erst mit der Verwaltungsneugliederung 1807, die Freudenstadt zum Zentrum eines um ein Vielfaches vergrößerten Amtsbezirks machte. 1938 Landkreis Freudenstadt. Eine eigentliche Stadtrechtsverleihung für Freudenstadt ist nicht bekannt, da es gleich als Stadt gegründet wurde. Wappen, Bürgermeister und Magistrat seit 1603. Die neue Stadt erhielt 1605 ihre Gemarkung (etwa 2400 Morgen) durch Machtspruch des Herzogs aus der Mark des Dornstetter Waldgedings und von Baiersbronn zugeteilt, nicht ohne folgende lange Rechtsstreitigkeiten. Die Flur war in drei Zeigen eingeteilt, in der jeder Bürger drei Morgen erhielt. Christophstal wurde 1616 von Dornstetten nach Freudenstadt inkorporiert, doch ohne volles Bürgerrecht. Bis 1839 gehörte der um 1800 entstandene Weiler Friedrichstal (vergleiche Baiersbronn) zu Freudenstadt. 1833 erhielt Freudenstadt etwa 2300 Hektar Wald des ehemaligen Waldgedings vom Staat zugeteilt, so daß sich die Gemarkung mehr als verdoppelte. Der Bevölkerung waren 1601 zunächst auf 15 Jahre besondere Freiheiten und Vergünstigungen verliehen worden, wodurch zahlreiche protestantische Ansiedler aus den katholischen Alpenländern, besonders Kärnten, der Steiermark und Krain, aber auch bereits württembergische Untertanen herbeigezogen wurden. Das zunächst sprunghafte Wachstum (1610: etwa 2000 Einwohner) wurde durch Pest 1610/11 und 1635, Krieg und Brand 1632 jäh unterbrochen (1652: etwa 300 Einwohner).
Ersterwähnung als Stadt: 1601
Wirtschaft und Bevölkerung: Nach dem Niedergang des Bergbaus in Christophstal konnte sich in Freudenstadt nur ein geringes Wirtschaftsleben entfalten; einzig der Handel mit Wein, Getreide und Salz hatte, besonders in der Zeit der Pfandschaft Oberkirchs, einige Bedeutung. Seit 1737 kleine Garnison als Etappenort für Kehl. Erst das 19. Jahrhundert brachte Freudenstadt mit neuen Straßen, dem Eisenbahnanschluß 1879 und dem Beginn der Kureinrichtungen um 1890 die Grundlagen seiner Entwicklung zur Kur- und Fremdenverkehrsstadt.

Ersterwähnung: 1601
Kirche und Schule: Die evangelische Stadtkirche, 1601/15 nach Plänen Schickhardts entstanden, ist ein Winkelhakenbau, an dessen Stirnseiten je ein Turm, vom Viereck ins Achteck übergehend, errichtet wurde. Teils gotische, teils Renaissanceformen. 1945 ausgebrannt, der Innenraum verlor unter anderem den Predigtstuhl, der den Mittelpunkt der Kirche bildete, die Empore mit wertvollen Stuckreliefs, die Orgel und das gotische Chorgestühl (1488). Erhalten blieben die schon 1608 in die Kirche gebrachten, aus württembergischen Klöstern (Alpirsbach oder Hirsau) stammenden Ausstattungsstücke, ein spätgotischer Kruzifix, ein romanisches Taufbecken mit archaischen Tierreliefs und ein romanischer Lesepult, das von den Gestalten der Evangelisten getragen wird. Wiederaufbau in wesentlich kargeren Formen. Evangelische Martinskirche seit 1960. Katholische Pfarrei seit 1859. Die Kirche Christi Verklärung ist ein Neubau von 1931, eine Saalkirche mit quadratischem Chorraum und Turm. Der Pfarrsprengel umfaßt Aach, Böffingen, Dietersweiler, Glatten, Grüntal, Hallwangen, Lombach, Loßburg, Schömberg, Untermusbach und Wittlensweiler. Lateinschule seit 1603, Realschule 1837, beide 1920 zum Gymnasium vereinigt.
Patrozinium: St. Martin / Christi Verklärung

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