Obersielmingen - Aufgegangen 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: aufgegangener Ort
Liegt auf Gemarkung: Sielmingen
Ersterwähnung: 1275

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der historische Kern von Obersielmingen entwickelte sich in dem Dreieck Lange Straße, Kapellen- und Enge Straße mit der Kapelle als Mittelpunkt, der Ort endete mit dem Gebäude Lange Straße 58. Während des 30-jährigen Kriegs wurden fast 40 Prozent der Obersielminger Häuser und Scheunen zerstört. Obwohl Obersielmingen einwohnermäßig mit Harthausen vergleichbar war, besaß der Ort eine weitaus größere Markung. Die drei Zelgen hießen Emerland, Hohen und Bühl. Durch neue Wohngebiete nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich der aus Ober- und Untersielmingen zusammengelegte Ort Sielmingen im Südwesten (Brühl-, Katharinen-, Lange, Rosenstraße), Westen (Garten-, Schreiner-, Reutlinger und Wielandstraße), Osten (»Toräcker«, »Hofwiesen«) und Norden (»Steinigter Morgen«) aus. Am nordöstlichen Ortsrand das Industriegelände nahe der Eisenbahn.
Historische Namensformen:
  • Sigehelmingen superiori
  • Oberdorf
Geschichte: Obersielmingen wurde 1275 als »Sigehelmingen superiori« erstmals erwähnt. Der Ort, häufig auch »Oberdorf« genannt, war im Besitz der Herren von Bernhausen, 1363 kam Obersielmingen mit Waldenbuch über die Herzöge von Urslingen an die Grafschaft Württemberg. 1524 verkaufte die österreichische Regierung den Ort an den Rentmeister Nikolaus III. Gaisberg, er baute 1526 die Kapelle und legte für Obersielmingen ein Lagerbuch an, aber schon 1529 verkaufte er den Ort an das Esslinger Katharinenspital. Schließlich erwarb Württemberg den Ort 1557 vom Spital Esslingen. Obersielmingen gehörte nicht zum inneren Kreis der Schönbuchgenossen, die Obersielminger waren bei den Weiderechten und dem Recht Bauholz zu schlagen, schlechter gestellt. 1744 waren Württemberg sowie das Spital Nürtingen die ganz überwiegenden Grundherren in Obersielmingen, die Klosterpflegen Denkendorf und Bebenhausen hatten außerdem einzelne Besitzungen. Bis zur Zusammenlegung 1923 waren Ober- und Untersielmingen selbständige Gemeinden des Amts-Oberamt Stuttgart. 1938 wurde Sielmingen zum Landkreis Esslingen gezogen.
Wirtschaft und Bevölkerung: In der Musterungsliste von 1477 wurden für Obersielmingen 17 Mann aufgeführt. Durch den 30-jährigen Krieg verringerte sich die Zahl der Bürger in Obersielmingen von 64 auf 22. Zu Kriegsbeginn lebten somit rund 290 Menschen im Ort, am Ende des Kriegs nur noch rund 100 Personen (1661: 96). Nach dem Krieg setzte ein kontinuierliches Bevölkerungswachstum ein. 1703 zählte Obersielmingen bereits wieder 178 Einwohner, hundert Jahre später waren es bereits 308 Einwohner. Dank des fruchtbaren Bodens gehörte Obersielmingen zu den wohlhabenden Bauerndörfern, auch hier wurde im 18. Jahrhundert damit begonnen, Kraut als Brachfrucht anzubauen. Südlich von Obersielmingen besaß die Gemeinde einen rund 40 Morgen großen Wald, genannt Zuckmantel, der 1840 gerodet wurde. Im Ortsbild haben sich noch einige Bauernhäuser des 16. und 17. Jahrhunderts erhalten, wie Lange Straße 75 (1518), Lange Straße 62 (1578), Kapellenstraße 16 (1603), Kapellenstraße 13 (1611) oder Lange Straße 60 (1678).

Kirche und Schule: Der Ort war eine Filiale der Untersielminger Martinspfarrei. Die Kapelle von Obersielmingen wurde 1526 durch den damaligen Ortsherrn, Rentmeister Nikolaus III. von Gaisberg, erbaut, wie dendrochronologisch ermittelt wurde. Ob die auf 1521 datierte Glocke von Bastian Sydler aus einem Vorgängerbau stammt oder aus einer anderen Kirche, ist ungewiss. Nach der Reformation verlor jedoch das Gebäude seine Funktion. Die letzte Spur einer kirchlichen Nutzung findet sich im Kompetenzbuch von 1580, wo vom Pfarrer gesagt wird, »er solle zu 14 Tagen einmal an Wochen-Predigt zu Obersielmingen tun«. 1790 wurde die Kapelle an die bürgerliche Gemeinde verkauft. Seit 1984 befindet sich das Stadtarchiv in diesem Gebäude. Die Kinder besuchten den Unterricht in Untersielmingen.
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