Rümmele, Emil 

Geburtsdatum/-ort: 25.11.1896;  Ehrsberg, Landkreis Lörrach
Sterbedatum/-ort: 28.09.1981;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • katholischer Priester und Pädagoge
Kurzbiografie: 1903-1909 Volksschule in seinem Heimatort
1909-1914 Lendersche Anstalt Sasbach bis Obersekunda
1914-1916 Gymnasium Konstanz bis Abitur
1916-1918 Militärdienst bei der 1. Ersatz-Maschinengewehrkompanie des XIV. Artilleriekommandos in Konstanz und Pforzheim
1918 Preußisches Verdienstkreuz für Kriegshilfe
1918-1921 Studium der Theologie, Universität Freiburg
1921-1922 Erzbischöfliches Theologisches Konvikt, 1922 Priesterweihe, Vikar in Achern
1922-1930 Präfekt am Konradihaus Konstanz
1931-1933 Studienurlaub zur Erarbeitung einer Dissertation, meist in Berlin
1933-1935 Staatlich angestellter Religionslehrer am Konstanzer Gymnasium, auch Hebräischunterricht. Februar 1935 Rückstufung zum Nebenlehrer durch das Badische Ministerium des Kultus und Unterrichts
1937 Promotion zum Dr. theol.
1939-1940 Nach einer Ferienreise nach Genf in Frankreich interniert
1935-1949 Kirchendienst und nebenamtlicher Religionslehrer an verschiedenen Höheren Schulen in Konstanz
1947 Ernennung zum Geistlichen Rat
1949 Übernahme ins Beamtenverhältnis als Studienrat, 1955 Oberstudienrat, am Suso-Gymnasium in Konstanz, wieder Hebräischunterricht
1950 Teilnahme am Internationalen Kongreß katholischer Filmschaffender in Rom
1955 Lehrerfortbildung Comburg: Der Film im Blickfeld des Erziehers
1956 Ruhestand
1961 Vom Erzbischöflichen Ordinariat mit der Beaufsichtigung des Religionsunterrichts am Gymnasium und an der Höheren Handelsschule Radolfzell beauftragt
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Ludwig (1865-1948), Landwirt
Augustina, geb. Gerspacher (1863-1939)
Geschwister: 3
GND-ID: GND/125769385

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 3 (2002), 324-326

1916 legte Rümmele am humanistischen Gymnasium in Konstanz ein glänzendes Abitur ab. Er hatte damals zwei glückliche Jahre hinter sich. Das Erzbischöfliche Gymnasialkonvikt war ihm zur zweiten Heimat geworden; im Leiter dieses Hauses, dem Priester Matthäus Lang, hatte er einen väterlichen Freund gefunden. Sein Entschluß, ebenfalls Geistlicher zu werden, war reiflich überlegt und stand fest. Hervorragende charakterliche und intellektuelle Eigenschaften wurden ihm attestiert, akademische Ehren über das Theologiestudium hinaus prophezeit. Was ihm unausgesprochen zugute kam, war ein gewinnendes freundliches Wesen und eine gute äußere Erscheinung. Der Pfarrer seiner Hotzenwälder Heimatgemeinde sah Rümmeles Priesterkarriere indes nicht ganz ungetrübt. Er verwies auf gesundheitliche Schwierigkeiten, die in Form von Bronchialproblemen latent vorhanden waren und ihm später das Leben und die Arbeit in der Tat schwer machen sollten. Zwei Jahre zuvor agierte Rümmele noch knabenhaft spontan und meldete sich als gerade 18jähriger Absolvent der Obersekunda freiwillig zum Kriegsdienst, ohne allerdings zugelassen zu werden. In diesem Entschluß drückte sich über das Mitgerissensein durch die allgemeine Kriegseuphorie eine patriotische Gesinnung aus, die er beibehielt. 1916 nach dem Abitur wurde er eingezogen, aber nie an der Front eingesetzt. Er engagierte sich zusätzlich zum normalen Dienst durch Vorträge für Kriegsanleihen, weshalb er eine Auszeichnung erhielt. Im September 1918 wurde er wegen Krankheit und auf Antrag der Kirchenbehörde zum Theologiestudium vom Militärdienst beurlaubt.
Nach der Priesterweihe wirkte Rümmele kurz als Vikar, dann durfte er in das geliebte Konradihaus zurückkehren als Präfekt an die Seite von Matthäus Lang. Hier konnte er sein vielseitiges Wissen und seine pädagogische Begabung im Umgang mit jungen Menschen praktizieren in Diskussionen und bei anspruchsvoller Freizeitgestaltung. 1929 beantragte er erstmals Studienurlaub, um zu promovieren, was ihm 1931 gewährt wurde dank der Fürsprache von Rektor Lang, der ihm auch beistand, um das ausgefallene selbstgewählte Thema durchzusetzen: „Der Spielfilm als pastoraltheologisches Problem“. Das faszinierende Medium spielte sicher eine Rolle in seiner Arbeit mit den Zöglingen des Konradihauses, und fraglos fühlte er sich auch persönlich davon angezogen. Eine Vorliebe fürs Fotografieren und Freude am Laientheater sind Indizien für die Themenfindung. Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Materie stellte er bald fest, daß er in Freiburg, wo er bei Schwestern in St. Elisabeth wohnte, nicht genug Unterlagen fände. Ab Sommer 1931 übersiedelte er deswegen nach Berlin, wo er bei Franziskanerinnen im Franziskuskrankenhaus unterkam. Die ergiebigsten Quellen fand er im Archiv der Zeitschrift Lichtspielbühne. 1933 trat er, ohne die Dissertation abgeschlossen zu haben, in Konstanz den Vorbereitungsdienst für den höheren Schuldienst an. Da bald die Planstellen für hauptamtliche Religionslehrer gestrichen wurden, erreichte er sein Ziel, die Übernahme in den Staatsdienst, damals nicht. Seine Dissertation aktualisierte und vollendete er neben der Unterrichtstätigkeit am Konstanzer Gymnasium. 1937 promovierte er an der Theologischen Fakultät in Freiburg mit magna cum laude. 1938 ging die Arbeit mit einem Zuschuß der Kirchenbehörde in Druck. Sie enthält detaillierte Ausführungen zur Filmgeschichte, über die Darstellungsmittel des Films und seine psychologische Wirkung. Sie berücksichtigt auch die technischen und wirtschaftlichen Aspekte. Den Seelsorgern riet er von der Verteufelung des Kinos ab, wobei er sich auf Äußerungen von Eugenio Pacelli, des späteren Papstes Pius XII., berufen konnte. Problematisch erscheint aus heutiger Sicht, daß er die Entwicklung im Dritten Reich, wo das Filmwesen dem Propagandaministerium unterstellt wurde, unkritisch positiv bewertete. Er konstatierte in dieser neuen Ära „ernste Arbeit und Gesundung“ und stellte erleichtert fest, daß die Jahre, da sich „tönender Bolschewismus auf der Leinwand ganz dreist gebärden durfte“, vorüber waren.
Umgekehrt ging das NS-Regime weniger rücksichtsvoll mit ihm um. Seine Tätigkeit als Religionslehrer wurde vor allem dadurch beeinträchtigt, daß in den oberen Gymnasialklassen das Fach Religion gestrichen wurde. Seine erfolgreiche Arbeit in der Oberstufe versuchte er durch ein privates Unterrichtsangebot für Freiwillige fortzusetzen. Als Folge der Neuorganisation war Rümmele gezwungen, auch außerhalb des Gymnasiums, dessen Lehrkörper er sich zugehörig fühlte, zu unterrichten, z. B. an der Friedrich-Luisen-Oberrealschule. 1943 übernahm der das Amt des Spirituals bei den Dominikanerinnen in Konstanz-Zoffingen und des Rektors der Klosterkirche. 1946 wurde er für seinen bisher dornenreichen beruflichen Weg entschädigt. Die Aufsicht über den Religionsunterricht in ganz Konstanz wurde ihm übertragen. 1947 verlieh ihm die Kirchenbehörde den Titel Geistlicher Rat, 1949 erfolgte die Ernennung zum Beamten des höheren Dienstes durch die Badische Staatsregierung. Seit 1948 mußte er die Arbeit immer wieder durch Krankheitsurlaub unterbrechen, weshalb die Schulbehörde ab 1956 seine Zurruhesetzung betrieb. Aber auch nach seiner Pensionierung blieb er in den Konstanzer Schulen eine vertraute Erscheinung, da er die damals noch üblichen Religionsprüfungen abnahm. Als Priester verschrieb er sich im Alter der Krankenseelsorge mit großem Einfühlungsvermögen, da er körperliches Leiden aus eigenem Erleben kannte. 1972 konnte er sein Goldenes Priesterjubiläum feiern. Seine geistige Beweglichkeit war ihm erhalten geblieben, was ihm ermöglichte, freundschaftliche Kontakte zu pflegen mit teils prominenten Amtskollegen, die er aus dem Konradihaus kannte. Auch mit Martin Heidegger bestand via Matthäus Lang eine lose Bekanntschaft. Persönliche Verbindungen zu Filmschaffenden ließen sich allerdings nicht feststellen.
Rümmeles überwiegend beschaulicher Lebenslauf enthält ein Kuriosum: Zu Beginn des 2. Weltkriegs war er rund ein Jahr lang in Frankreich interniert, da er 1939 bei einer Ferienreise in die Westschweiz an der französischen Grenze fotografiert hatte und als „Spion“ aufgegriffen wurde.
Quellen: EAF: Personalkte und Nachlaß Emil Rümmele; Personalakte Matthäus Lang. StAF: L 50/1 Nr. 7069 und 5800
Werke: Der Spielfilm als pastoraltheologisches Problem, 1938

Literatur: Nekrolog in FDA 106/1986, 284-287. Verf.: Erwin Keller
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