Württembergische Flurkarten

Ravensburg im Jahr 1825. Da die kleinteilige Altstadtlandschaft in der Karte als Ganzes dargestellt werden soll, fällt sie buchstäblich aus dem Rahmen. Quelle: Landesarchiv StAL EL 68 VI Nr 13847
Ravensburg im Jahr 1825. Da die kleinteilige Altstadtlandschaft in der Karte als Ganzes dargestellt werden soll, fällt sie buchstäblich aus dem Rahmen.  Quelle: Landesarchiv StAL EL 68 VI Nr 13847

Im Herbst 1818 brach in Tübingen ein Trupp Feldmesser zu einem langwierigen Unternehmen auf. In über zwanzigjähriger Arbeit entstand bis 1840 für das gesamte Königreich Württemberg ein detailliertes Kartenwerk, mit dem die Steuer auf Grundbesitz vereinheitlicht, der Grundstücksverkehr erleichtert und die Infrastruktur planbar gemacht werden sollte. Das Land wurde in Planquadrate aufgeteilt und in Kartenblättern des Maßstabs 1:2 500 aufgenommen. Mit Lithografiesteinen aus Solnhofener Schiefer wurden die Kartenbilder vervielfältigt. In den Jahren 1841–1849 folgte das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen dem gleichen System, schließlich auch 1859–1863 Hohenzollern-Hechingen. Am Ende lagen fast 17.000 gedruckte Kartenblätter vor.

Die Flurkarten wurden ständig fortgeführt und sind in modernisierter Gestalt bis heute eine wichtige Grundlage für Vermessungsarbeiten. Die Urfassungen stellen nun eine wesentliche Quelle für Heimatforscher dar, eignen sich aber zum Beispiel auch für Altlastenerkundungen, Ingenieurgutachten und denkmalpflegerische Fragen.

Mit Hilfe von Projektmitteln aus dem landeskundlichen Informationssystem LEO-BW wurden im Jahre 2010 alle verfügbaren gedruckten Karten der Landesaufnahme vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) gescannt und als blattschnittfreie Darstellung in Form eines eigenen Kartendienstes in LEO-BW integriert (siehe Themenseite Historische Flurkarten). Den so verarbeiteten Karten fehlen allerdings die Rahmen mit Titel und Vermerken, die für die GIS-konforme Darstellung abgeschnitten wurden.

Über die Integration als Online-Findmittel des Staatsarchivs Ludwigsburg kommen die Karten nun auch als eigenständige Archivalien zur Geltung. Der Rahmen gibt Auskunft über das Entstehungsjahr, den aufnehmenden Geometer und den Graveur. Einige dieser Angaben und auch Hinweise auf den Karteninhalt konnte das LGL aus seiner Kataster-Datenbank und dem digitalen Landschaftsmodell beisteuern.

Da diese kartographischen Informationen den Stand von 2013 wiedergeben, kann es zu Abweichungen zwischen Karte und Findmitteleintrag kommen, die aber in Kauf genommen werden, um die Benutzbarkeit zu erhöhen.

Kai Naumann

Quelle: Archivnachrichten 49 (2014), S. 37-38.

Partner: Landesarchiv Baden-Württemberg

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