Herzog Alexander und die herzogliche Linie

Einleitung: Alfred Lutz (Lexikon des Hauses Württemberg, S. 399f)

Herzog Alexander I. (1771-1833). Quelle: Haus Württemberg
Herzog Alexander I. (1771-1833). Quelle: Haus Württemberg

Begründer der katholischen Linie des Hauses Württemberg war Herzog Philipp, der Sohn Herzog Alexanders (II.); gemäß dem letzten Wunsch seiner bereits 1839 verstorbenen Mutter, Herzogin Marie von Orleans, wurde Philipp von seinen Großeltern, König Louis Philippe und Königin Marie Amélie, in Paris katholisch erzogen und blieb auch später bei dieser Entscheidung, so daß diese württembergische Nebenlinie sich von nun an zur katholischen Konfession bekannte. König Wilhelm I. von Württemberg hatte dagegen opponiert, wie auch schon gegen die Heirat von Philipps Vater Alexander (II.) mit der katholischen Marie von Orleans und eine protestantische Erziehung gefordert.

Die Angehörigen dieser Linie des Hauses Württemberg lebten zunächst alle außerhalb des Königreichs und nahmen Dienste in anderen Staaten an. Alexander (II.) diente in der russischen Armee, verwaltete zusammen mit seinem Bruder Ernst Güter in Rußland und dem Baltikum und lebte nach 1848 in Bayreuth; sein Sohn Philipp siedelte 1863 nach Wien über und trat in die österreichische Armee ein. Nach dem Tode Wilhelms I. von Württemberg 1864, der noch eine Heirat mit einer Wittelsbacherin aus konfessionellen Gründen abgelehnt hatte, verehelichte sich Philipp 1865 mit der Habsburgerin Marie Therese, der Tochter des einflußreichen und wohlhabenden Erzherzogs Albrecht von Österreich; es war dies der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Heiraten von Angehörigen dieser Linie des Hauses Württemberg mit Frauen aus dem Hause Habsburg, durch die ein enges Band zum österreichischen Kaiserhaus geknüpft wurde; die beiden ältesten Söhne Philipps, Albrecht und Robert wie auch der älteste Sohn Albrechts, Philipp, heirateten wiederum Habsburgerinnen, gegen manche Bedenken König Wilhelms II. und auch trotz des Mißfallens der im Reiche wie in Preußen regierenden protestantischen Hohenzollern. Herzog Philipp und seine Gemahlin lebten bis 1905 überwiegend in Wien und dem oberösterreichischen Gmunden.

Stammtafel von Herzog Alexander und der herzoglichen Linie.
Stammtafel von Herzog Alexander und der herzoglichen Linie. Quelle: Lexikon des Hauses Württemberg , S. 399. Zur Vergrößerung bitte klicken.

Erst durch eine Reihe dynastischer Zufälle rückte die katholische Linie des Hauses Württemberg zunehmend in den Blickpunkt des Interesses. Nachdem König Wilhelm II. wie auch mehrere in der Rangfolge nach ihm stehende Mitglieder des Hauses Württemberg ohne männliche Nachkommen geblieben waren, und da sowohl die Verfassung als auch das württembergische Hausgesetz eine weibliche Erbfolge ausschlossen, kamen seit dem Erlöschen der (Zweiten) Schlesischen Linie des Hauses Württemberg 1903 nur noch die Nachkommen Herzog Alexanders für die Thronfolge in Betracht. Wegen Philipps fortgeschrittenen Alters, er war zehn Jahre älter als Wilhelm II., wurde jedoch allgemein sein Sohn, Herzog Albrecht, als Thronfolger angesehen.

Herzog Albrecht hatte mittlerweile eine militärische Karriere in württembergischen und preußischen Einheiten durchlaufen. Im Ersten Weltkrieg war er Befehlshaber einer Armee, später einer Heeresgruppe an der Westfront. 1916 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt und galt als einer der fähigsten deutschen Heerführer.

Albrecht, der von König Wilhelm II. sorgfältig auf sein kommendes Amt vorbereitet und mit den politischen und militärischen Erfordernissen der Staatsführung vertraut gemacht worden war und noch 1918 gegen seinen Willen als Interimsregent in Polen ins Gespräch gebracht wurde, gelangte jedoch nicht mehr zur Regierung in Württemberg. Unter dem Eindruck der Novemberrevolution 1918 dankte Wilhelm II. am 30. November 1918 ab und nahm den Titel eines Herzogs von Württemberg an; dieser Schritt wurde von Albrecht – und seinem ältesten Sohn Philipp – zwar nicht anerkannt, er verlegte jedoch seinen Hauptwohnsitz 1919 nach Altshausen, das ihm Wilhelm II. für seine Familie überlassen hatte; dort widmete sich der früh Verwitwete der Verwaltung seines umfangreichen Grundbesitzes. Im November 1922 wurde der Fideikommiß durch Familienbeschluß aufgehoben. Dem nationalsozialistischen Regime standen insbesondere Herzog Albrecht, der nicht auf den Thron verzichtet hatte und fest in der katholischen Kirche verankert war, sowie seine Söhne Philipp und Carl Alexander ablehnend gegenüber.

                                                                                                                                                     

 

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